Isselburger Hausärzte gehen auf Konfrontationskurs

Wie unlängst in den hiesigen Medien zu lesen war, soll es den Wochenend-Notdienstarzt, wie ihn die Bürger seit rund 25 Jahren kennen, nicht mehr geben. Dies liegt nicht an unseren Ärzten. Vielmehr soll ab dem 1. Februar 2011 eine zentrale Notdienstpraxis eingerichtet werden, die ihre Räumlichkeiten dann im Bocholter Krankenhaus hat. Wer hat nun eigentlich von dieser neuen Regelung einen Nutzen? Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), sieht den Vorteil eindeutig bei den Ärzten. Wie Dr. Hannes Benninghoff aus Werth erklärt, haben die Isselburger Ärzte Richard Lueb, Wilhelm Schulenburg, Jan Derbot, Jürgen Katzer, Stefanie Schweckhorst und eben Hannes Benninghoff rund 25 Mal im Jahr Wochenendnotdienst. Unterstützt werden sie hierbei von Dr. Kieker in Haldern, Dr. Ryan in Millingen und Dr. Dormann in Rees-Mehr. Jeder dieser Ärzte erledigt seinen Wochenenddienst von der eigenen Praxis aus. „Das funktioniert seit 25 Jahren perfekt, wobei ein große Vorteil ist, dass der Patient in den meisten Fällen den Arzt persönlich kennt“, argumentierte Dr. Benninghoff. Ab Februar müssten die Patienten dann ins Bocholter Krankenhaus in die Notfallpraxis. Für die Hausbesuche steht den Ärzten dann ein Taxi zur Verfügung.

Zukünftig soll der Wochenenddienst auf fünf bis sechs Mal pro Jahr beschränkt sein. Dies würde, so eine Argumentation der KVWL, den Beruf des Landarztes wieder attraktiver machen, da das Arbeitspensum reduziert würde. Das klingt ja nunächst ganz plausiebel. Jedes Ding hat aber zwei Seiten. Die zweite Seite bei der neuen Regelung ist für die beteiligten Ärzte, zumindest was die Ärzte in Isselburg betrifft, überhaupt nicht akzeptabel. Für die Einrichtung des Projektes hat die Ärztekammer, bezogen auf den gesamten Kreis Borken,  rund 13 Millionen Euro veranschlagt. Diese Summe soll nun von den Ärzten mitfinanziert werden, in dem jeder Arzt monatlich 110 Euro an die KVWL zahlt. Das macht im Jahr stattliche 1.320 Euro.

In einer Versammlung des Bocholter Ärztevereins, an der auch die Isselburger Ärzte teilgenommen haben, war das Vorhaben der KVWL abgelehnt worden. „Wir wollen diese neue Regelung nicht“, bekräftigt Hans Benninghoff. Er ärgert sich besonders darüber, dass man sich einfach über den Beschluss des Bocholter Ärztevereins hinwegsetzt. Auch Bürgermeister Adolf Radstaak kann das Verhalten der KVWL nicht ganz nochvollziehen. Ein Schreiben des Bürgermeisters an die Kammer blieb auch nach mehreren Monaten unbeantwortet.

Dr. Benninghoff hat in seiner Praxis eine Unterschriftenliste ausgelegt. In einem beiliegenden Schreiben können die Patienten lesen, was sie ab Februar 2011 zu erwarten haben, wenn das Vorhaben der Kassenärztlichen Vereinigung verwirklicht wird. Bereits 287 Patienten haben per Unterschrift dokumentiert, dass sie mit der zu erwartenden Regelung nicht einverstanden sind. Nun will der Werther Arzt juristischen Rat einholen und dann möglicherweise einen „zivilen Ungehorsam“ an den Tag legen. Dies hat, so Benninghoff, in Dinslaken funktioniert. Dort konnte die Kassenärztliche Vereinigung ihre Pläne nicht umsetzen. Dies geht eigentlich nur, wenn alle Isselburger Ärzte gemeinsam gegen die Pläne der KVWL vorgingen. Doch die Gemeinsamkeit ist noch nicht erkennbar. Zumindest war bei der gestrigen Pressekonferenz außer Dr. Benninghoff, keiner der übrigen Ärzte anwesend.