Möglicherweise wird den Ratsherren von SPD und Grüne ihren gegen die Stimmen der CDU und FDP durchgesetzten Beschluss, für den Park des Augusta-Hospitals keine Bebauung zuzulassen, noch leid tun. Hintergrund ist das städtebauliche Konzept für das Baugebiet Linders Feld (Anholt-Ost), das von der VOBA-Wohnbau im Auftrag der Stadt erarbeitet wurde.
Das Konzept sah die Bebauung des Parks für einen Streifen an der Grenze zum Tichelbruch vor. Hiergegen argumentierten SPD und Grüne, dass der Park als Ganzes erhalten bleiben muss, da er ursprünglich als solcher gedacht war. Außerdem, so die Argumentation, hätten viele Anholter Bürger an der Erstellung des Parkes mitgearbeitet. Auch die Anwohner am Tichelbruch befürchten, dass an dem Streifen mehrgeschossige Gebäude entstehen könnten. Dies lehnen sie vehement ab. Mit dem Beschluss des Rates in der Sitzung am 29. Juni, sieht die VOBA-Wohnbau nun keine Möglichkeit, das erarbeitete Konzept zu realisieren.
Michael Henn, Geschäftsführer der VOBA-Wohnbau, zeigte sich seinerzeit von dem Entschluss des Rates sehr enttäuscht. „Es kann nicht sein, dass man sich auf eine einmal gegebene Zusage nicht mehr verlassen kann“, erklärte Henn in einem Telefongespräch. „Wir haben ein Jahr lang Berechnungen durchgeführt, Konzepte erstellt und Planungen durchgeführt und dann kommt der Rat und entzieht einem sämtliche Grundlagen“, erklärte der Geschäftsführer. Er sieht es aus betriebswirtschaftlichen Gründen als absolut notwendig an, dass auch der kleine Teil im Krankenhauspark im Konzept verbleibt, um die Umlage erträglich zu halten. Sollte dies durch politischen Beschluss nicht möglich sein, zieht die VOBA nach Aussage von Michael Henn in Erwägung, aus dem gesamten Projekt auszusteigen. Hierzu soll es in Kürze neue Gespräche mit allen Beteiligten, sprich der Politik, der Verwaltung, dem Augustahospital und auch den Anwohnern vom Tichelbruch geben. Nach Ansicht von Michael Henn muss auch das Vertrauen der Beteiligten untereinander geschaffen werden, um konstruktiv über die Sache reden zu können. Dies ist, seiner Ansicht nach, vor allem zwischen den Fraktionen, aber auch zwischen der Verwaltung und der Politik, nicht vorhanden. „Wir führen Projekte von Elten bis nach Aachen durch, aber nirgendwo scheint die Situation so schwierig zu sein, wie in Isselburg“
Bauamtsleiter Klaus Dieter Spaan hofft indes, dass das Projekt nicht stirbt. „Es gibt eine große Nachfrage nach erschwinglichen Baugrundstücken gerade in Anholt“, erklärte Spaan auf Nachfrage. Außerdem sieht der Bauamtsleiter es als notwendig an, dass sich möglichst junge Familien in der Stadt ansiedeln, um dem demografischen Wandel ein bisschen entgegen zu treten.
„Die Zahlen zeigen, dass es sich für Familien im Kreis Borken sehr gut leben lässt. Die Arbeitslosigkeit ist rekordverdächtig niedrig, dazu gibt es bezahlbare Wohnungen, ausreichend Baugrundstücke und gute Betreuungsmöglichkeiten, die wir zurzeit noch weiter ausbauen“. Dies ist eine Aussage von Landrat Dr. Kai Zwicker, wie er die Perspektiven im Kreis Borken sieht.
Mal abgesehen von der Arbeitslosigkeit und den Betreuungsmöglichkeiten – Wie sieht es denn mit den vorhandenen Baugrundstücken in Isselburg aus. Isselburg hat rund 11.000 Einwohner und eine Fläche von ungefähr 43 km². Auf dieser Fläche gibt es derzeit vielleicht einzelne Baugrundstücke in privater Hand. Grundstücke, die im Besitz der Stadt sind und in absehbarer Zeit zu Baugebieten erklärt werden gibt es nicht. Geld, um solche Grundstücke von Privat zu kaufen, hat sie auch nicht. Nun kommt ein Unternehmen, um das seit Jahren dahin dümpelnde Baugebiet Linders Feld (Anholt Ost) zu realisieren. Hierfür erhält es grünes Licht der Isselburger Politik. Nach einem Jahr intensiver Planungsarbeit wird dem Unternehmen dann durch einen politischen Mehrheitsbeschluss mitgeteilt, dass das so geplante Vorhaben nicht möglich ist, weil ein Grünstreifen innerhalb des Krankenhausparkes eben ein Grünstreifen bleiben soll. Schließlich sei das der Willen der Urheber des Parkes vor einigen Jahrzehnten gewesen. Schriftliche Vereinbarungen gibt es darüber allerdings nicht. Mit Ausnahme der CDU und FDP sind die Parteien für die Erhaltung des Parkes, wie ihn die Gründerväter einmal angedacht haben. Nun muss man sich fragen, ob die politisch Verantwortlichen mit ihrem Beschluss in die richtige Richtung steuern. Die Stadt selbst hängt am finanziellen Tropf und kann sich die Erschließung des Baugebietes selbst nicht leisten. Die Nachfrage nach bezahlbarem Baugrund ist gerade in Anholt sehr groß. Und dies vor allem von auswärtigen Bauwilligen. Da ist so ein politischer Beschluss nicht sehr produktiv. Dem Unternehmen wurde die planerische Grundlage entzogen, weil nun die Kostenverteilung für die verbleibenden Grundstücke nicht mehr stimmt. Die Erschließungskosten stehen fest. Wird die Anzahl der Grundstücke reduziert, steigen die Erschließungskosten für die verbleibenden Grundstücke. Diese sind dann preislich nicht mehr attraktiv und könnten nicht mehr vermarktet werden. Das Ergebnis könnte der Ausstieg des Unternehmens aus dem Vorhaben sein. Linders Feld wäre dann wohl endgültig gestorben. Frithjof Nowakewitz |