Die kleine evangelische Kirche am Anholter Ortseingang war am Sonntag Morgen mehr als gefüllt. Viele Besucher fanden, trotz zusätzlich aufgestellter Stühle, keinen Sitzplatz mehr. Der Grund des Andrangs ist einfach erklärt. Die Friedenskirche feierte ihr 100-jähriges Bestehen. Und das auf den Tag genau.
Auf die Frage von Pfarrer Jürgen Heidemann, ob noch jemand anwesend ist, der die Einweihung der Kirche vor 100 Jahren erlebt hatte, meldete sich erwartungsgemäß niemand. Allerdings löste die Frage bei allen Besuchern mehr als ein Schmunzeln aus. Überhaupt ging es ziemlich locker zu. Aber so ein Anlass ist sicherlich auch ein Grund, um fröhlich zu sein. Doch das kleine Gotteshaus hat auch schon schlechte Zeiten erlebt.
Genau am 13. November 1911 feierten die evangelischen Bewohner Anholt´s die Einweihung ihrer Kirche. Sie hat demnach zwei Weltkriege mitgemacht und viele Reparaturen über sich ergehen lassen müssen. Noch vor kurzem bekam sie ein, wie Pfarrer Heidemann betonte, champagnerfarbenes Kleid. Seit 1986 heißt die bis dato namenlose Kirche „Friedenskirche“
Die evangelische Gemeinde in Anholt ist einer der kleinsten Gemeinden im Kirchenkreis. Sie hat keine Kindergärten, Altenheime oder andere Instituionen, für die sie Verantwortung trägt. Aber, so bekräftigt das Prebyterium in der Festschrift, die Gemeinde gehört zu Anholt und Anholt zur Gemeinde. Vor allem der überaus gute Kontakt zur katholischen Gemeinde trägt durch gemeinsame Aktionen vielfach Früchte. So werden zusammen Gottesdienste gefeiert und der ökumenische Adventskalender gemeinsam organisiert. Erlöse aus solchen Gemeinschaftsaktionen werden Projekten in Sri Lanka und Kenia zugeführt, die von Pfarrer Kurt Stappenbeck oder Nicole Visser geleitet werden.
Mit Arnfried Howein (links) gratulierte auch ein ehemaliger Pfarrer, der nun im Ruhestand ist. Er beschrieb den Lebensweg der Kirche wie den eines Menschen. Warum? „Weil du für mich in den zwanzig Jahren , in denen wir miteinander gearbeitet haben, mehr warst, als ein Haufen von mehr oder weniger kunstvoll übereinander geschichteten Steine. Du warst und bist ein Haus, in dem gelebt wird und das zum Leben einlud“
Mit Hermann von Thiel gratulierte auch ein Repräsentant der Stadt. Gäste aus den Nachbargemeinden Suderwick und Werth überbrachten ihre Glückwünsche ebenso, wie Vertreter des Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken. Nach dem Gottesdienst trafen sich viele Gemeindemitglieder und Gäste zu einem gemütlichen Beisammensein in der Kirche selbst, aber auch im darüber liegenden Gemeinderaum.