Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Stadtgespräche nicht immer auch ein Gespräch sein müssen. Viel zu selten kamen in den letzten Veranstaltungen dieser Art die Bürger zu Wort. Das war beim gestrigen Stadtgespräch anders und für viele auch neu.
Rudi Geukes zog nach der Begrüßung ein kurzes Resümee seiner bisherigen 77 Tage als Bürgermeister. Er bezeichnete diese Zeit als „Warmlaufphase“, wobei er glaubt, die entsprechende Betriebstemperatur gezwungenermaßen bereits erreicht zu haben.
Geukes hatte angekündigt, dass die anwesenden Besucher mehr zu Wort kommen sollten, als das früher der Fall war. Freilich nahmen die aktuellen Themen, wie der Bürgerwindpark, die 380-KV-Leitung und vor allem die geplante Erweiterung es Auskiesungsgebietes in der Anholter Breels viel Zeit in Anspruch. Hier informierten Klaus Dieter Spaan und Michael Carbanje über den derzeitigen Stand. Gerade die beiden letzten Themen lösten Diskussionen aus, die sich allerdings immer auf einem sachlichen Niveau bewegten. Auch dies war in den letzten Jahren nicht immer so.
Klaus Dieter Spaan (Foto links) machte deutlich, dass es bezüglich der 380-KV-Leitung eine feste gesetzliche Regelung gibt. Für den Bereich von Wesel bis zum Grenzübergang zu den Niederlanden ist eine Erdverkabelung nicht vorgesehen. Michael Kempkes (Isselburg21) erwiderte, dass es auch in Europa mehrere Beispiele dafür gibt, dass es auch unter erschwerten Bedingungen Erdverkabelungen gibt. Und dies bei Projekten, an der ebenfalls die Firma Amprion beteiligt ist. Das Unternehmen ist zuständig für die europaweite Vernetzung der Stromautobahnen, wobei Deutschland hierbei das wichtigste „Stromtransitland“ ist. Nach dem das Raumordnungsverfahren abgeschlossen ist, steht nun das Planstellungsverfahren an. Hierbei hat jeder Bürger die Möglichkeit, seine Bedenken zu äußern. Diese werden der Bezirksregierung in Münster vorgelegt und dort bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt.
Bei der Auskiesung in der Breels gibt es bei den Isselburger Bürgern augenscheinlich keine zwei Meinungen. Niemand will die Erweiterung des Auskiesungsgebietes über das bereits genehmigte Gebiet hinaus. Würde der Erweiterung statt gegeben, hätte das gesamte Auskiesungsgebiet eine Größe von mehr als 140 Hektar. Dies würde, so Michael Kemkes, dauerhafte Schäden in der gesamten Ökologie nach sich ziehen. Der Grundwasserspiegel würde sinken, die Qualität des gerade in diesem Gebiet hervorragendem Trinkwasser würde sich verschlechtern und negative Folgen für den touristischen Bereich wären absehbar. „Wer will schon eine eingezäunte Seenplatte sehen“. Und mit Blick auf die anwesenden jugendlichen Besucher erklärte Kempkes, dass für die nachfolgenden Generationen die abgebauten Ressourcen für immer verloren sind.
Die Jugendlichen läuteten dann auch den vierten Teil ein, der Anregungen und Denkanstöße aus der Bevölkerung zum Thema hatte. Sie wünschten sich, dass die skaterbegeisterterten Jugendlichen die Möglichkeit bekommen, ihren Sport besser betreiben zu können. Sie wären sogar bereit, sich am Bau einer entsprechenden Skaterbahn zu beteiligen, wenn die Stadt ihnen einen Platz hierfür zur Verfügung stellen würde. Kritik kam von den Besuchern, was die Qualität der städtischen Website betrifft. Hier wäre eine dringende Überarbeitung unbedingt notwendig.
Kurz nach 22 Uhr beendete Bürgermeister Rudi Geukes, der selbst als Moderator durch den Abend führte, ein Stadtgespräch, das auch den Namen verdiente. Für die rund 80 Anwesenden war es sicherlich ein informativer Abend. Was die Teilnehmerzahl betraf, sah Geukes noch „Luft nach oben“.