Isselburg hat rund 11.000 Einwohner und gilt damit als Kleinstadt. Fährt man als Einheimischer durch die verschiedenen Ortsteile, dann hat man den Eindruck, dass die Zeit irgendwie stehen geblieben ist. Es tut sich nichts. Das Industriegebiet in Heelden dümpelt seit Jahren vor sich hin. Neuansiedlungen von Gewerbebetrieben sind nicht auszumachen. Beim Wohnungsbau herrscht ebenfalls Stillstand. In den von der Verwaltung und der Politik immer mal wieder erwähnten Baugebieten Paßhof II und Linders Feld tut sich nichts. Und wie steht es um den Schulstandort Isselburg?
Die Isselburger FDP will mittelfristig den Schulstandort Werth schließen, da, nach Ansicht der Partei, die Schülerzahlen für Werth zukünftig nicht ausreichen werden. Aufgrund der Anmeldezahlen in den Kindergärten, erst jetzt wurde der Ausbau für eine zusätzliche Gruppe beschlossen, ist die Prognose der FDP vielleicht etwas gewagt.
Hinuzu kommt, dass die FDP ihre Schulpolitik dahingegend ausrichtet, die Verbundschule zu schließen. Isselburgs Schüler sollen dann Schulen in den umliegenden Kommunen, also Rees, Hamminkeln oder Bocholt besuchen.
Wenn man es auf den Punkt bringt, muss man sagen, dass, sollte die Politik der FDP greifen, Isselburg bald eine Stadt der alten Menschen ist. Es gibt in Isselburg nichts, was für Jugendliche interessant sein könnte. Kein Schwimmbad, kein Kino, kein Jugendlokal. Und nun soll auf politischem Wege die einzige Möglichkeit, die Jugendliche noch an Isselburg bindet, nämlich die Verbundschule, gestrichen werden.
Kinder, die ab dem 5. Schuljahr in einer anderen Kommune zur Schule gehen, werden dort auf Dauer ihren sozialen Mittelpunkt finden. Es bilden sich dort Freundschaften. Möglicherweise werden diese Jugendliche auch nicht mehr in Isselburger Sportvereinen ihrem Hobby nachgehen, sondern zu Vereinen abwandern, bei denen ihre Schulfreunde aktiv sind. Auf Dauer sind diese jungen Leute für die Stadt Isselburg verloren. Schul- und Jugendzeit, der Sport, die weiterführende Schule, alles findet in einer anderen Kommune statt. Aufgrund solchen politischen Handelns wird der Rückgang der Einwohnerzahl künstlich beschleunigt.
Ein Lieblingsthema der Politiker ist der „Demografische Wandel“. Es ist ja nicht von der Hand zu weisen, dass aufgrund rückläufiger Geburten der Nachwuchs fehlt. Es ist auch unstrittig, dass die Menschen immer älter werden. Das Ergebnis ist, dass die Zahl der älteren Mitbürger in den kommenden Jahren stark steigen wird. Dass sich demzufolge die Kommune für diese Situation wappnet, ist verständlich. Doch muss das gesamte Augenmerk nur auf den Bedarf der älteren Generation gelegt werden? Hat die Jugend nicht ebenso das Recht, dass die Stadt für sie die Grundlagen schafft, ihr Leben in Isselburg verbringen zu können? Tut dies die Kommune nicht, so nimmt sie sich selbst die Lebensgrundlage.
Wie kommen die Gedankenspiele der FDP wohl bei der Bezirksregierung an?
Jetzt darüber nachzudenken, die Verbundschule zu schließen, und das auch noch vor dem Hintergrund, wo die Schule eine Sekundarschule in Kooperation mit einer Bocholter Schule werden soll, ist sicher nicht von Vorteil. Gerade die Schaffung einer Sekundarschule, die ja, wie berichtet, von der Bezirksregierung in Münster ohne wenn und aber unterstützt wird, sichert doch den Isselburger Schulstandort. Die neuzugründende Sekundarschule muss eine Kooperation mit einer Nachbarschule eingehen, welche zum Abitur führt. In einem Konsensgespräch in Münster kamen alle beteiligten Parteien am 14. Januar 2013 zu der Überzeugung, dass sich die Kooperation einer Sekundarschule in Isselburg mit der Gesamtschule in Bocholt zum nächstmöglichen Termin anbieten würde. Dies wäre dann zu Beginn des Schuljahres 2014/2015. Per Gesetzt würde die Isselburger Verbundschule zum 1.8.2020 ohnehin in eine Sekundarschule umgewandelt. Schon einen Tag nach dem Gespräch bei der Bezirksregierung in Münster hat es ein erstes Abstimmungsgespräch gegeben, an dem neben dem Bürgermeister, auch Dina Gunsing und Oliver Tornow, sowie die Fraktionsvorsitzenden teilgenommen haben. Alle Gesprächsteilnehmer, darunter auch der Vertreter der FDP, sind sich darin einig gewesen, dass “eine zeitnahe Änderung der Verbundschule in eine Sekundarschule zum Schuljahr 2014/2015 in Kooperation mit der Gesamtschule in Bocholt eine optimale Möglichkeit zur Sicherung des wohnortnahen Angebots einer weiterführenden Schule für Schülerinnen und Schüler aus Isselburg darstellt.
Jetzt kommt durch die Liberalen die Rolle Rückwärts, in dem sie die Schließung der Verbundschule verlangt. Erneut werden aufgrund solcher politischer Denkweisen die Eltern aufgeschreckt und verunsichert. Zudem gehen die Ansichten der Partei an alle Planungen, die derzeit auf Hochtouren laufen, vorbei. Da muss man sich schon fragen, wem solche neuen Diskussionen nutzen. Der Stadt Isselburg und ihren Menschen sicher nicht.
Frithjof Nowakewitz