Im Anholter Bärenwald haben vier Braun- und sechs Kragenbären ihre Heimat gefunden. Es sind Tiere, die aus nicht artgerechter Haltung nach Anholt geholt wurden. Seit zehn Jahre gibt es den Bärenwald, der als einziger in Europa sowohl Kragen-, also auch Braunbären beheimatet. Gestern nutzten bei Patentag viele Unterstützer die Möglichkeit, „ihre“ Bären zu besuchen.
Das Bärenschutzprojekt wird vom Deutschen Tierschutzbund in Zusammenasrbeit mit der International Bear Federation (IBF) betrieben und gibt den Bären aus schlechter Haltung ein tiergerechtes Zuhause. Das alles kostet viel Geld. Geld, was die Betreiber allein gar nicht aufbringen kann. Während Zoos in Deutschland mit Millionensummen vom Staat unterstützt werden, erhalten der Tierschutzbund und der IBF keine öffentlichen Gelder. Das ist ein Punkt, den der Vorsitzende des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder vehement verurteilt. Der Staat unterstützt mit seinen Subventionen die nicht artgerechte Haltung von Bären und anderen Wildtieren in den Zoologischen Gärten. Wenn es aber darum geht, die Folgen daraus zu beseitigen, also die Bären in eine artgerechte Haltung zu überführen, dann, so Schröder, zieht sich der Staat aus der Verantwortung. Als absolutes Negativbeispiel stellte Schröder die Situation im Kölner Zoo heraus. „Wenn ich sehe, wie die Bären dort gehalten werden, kriege ich das Heulen“.
Paten sorgen mit dafür, dass der Bärenwald finanziell über die Runden kommt
Ein Teil der Unterhaltskosten für den Bärenwald wird durch Paten getragen. Jeder, egal wo er wohnt, kann Pate eines oder mehrerer Bären werden. Und augenscheinlich wächst die Zahl der Paten. „Waren es zu Beginn um die 70, so gibt es mittlerweile über 200 Paten. Rund 180 davon hatten für den gestrigen Patentag ihr Kommen angekündigt. Und die wohnen nicht unbedingt direkt vor der Tür. Ein Paten-Ehepaar ist mit dem Zug aus München gekommen. Und Ute und Siegmund Schmidt sind mit dem Wohnmobil aus Hof (Oberfranken) angereist, um ihren Bären anlässlich des Patentages zu besuchen. Sie kommen im Schnitt alle zwei bis drei Jahre nach Anholt und verbinden den Besuch dann gleichzeitig mit einem Urlaub. So gibt es viele Paten, die von weit her angereist sind. In erster Linie geht es darum zu sehen, wie es ihrem Patenbären geht. Dass an so einem Tag das gemütliche Beisammensein nicht fehlt, versteht sich. Das Schweizer Häuschen bietet sich ja gerade dazu an, bei Kaffee und Kuchen die neuesten Informationen auszutauschen.
Günther Oltrogge, der Vorsitzende des IBF, bezeichnete den Anholter Bärenwald als zehnjährige Erfolgsstory. Grund zu überschäumender Freude gebe es allerdings nicht. Zu groß sei der Bedarf an ähnlich idealen Plätzen für geschundene Bären. Mit den derzeitig zehn Bären sei der Platz im Anholter Bärenwald ausgereitzt. Mehr geht nicht. Dabei gibt es deutschlandweit rund 250 Bären, die Zoo´s und Zirkusse nicht artgerecht gehalten werden.
Knatsch im IBF-Vorstand
Währen die Anholter Bären eine nahezu ideale Situation haben, knirscht es im Vorstandsgefüge des IBF gewaltig. Die Rede ist vom Innenverhältnis zwischen der Schatzmeisterin Evelyn Vos-Kramer und dem Rest des Vorstandes. Auch der Deutsche Tierschutzbund ist mittlerweile in die Differenzen einbezogen. Der Vorsitzende Thomas Schröder (Foto links) machte gestern eine klare Ansage, was das Verhältnis zu Vos-Kramer betrifft: „Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ist nicht mehr möglich“. Hintergrund ist, dass die Schatzmeisterin anscheinend geplante Veränderungen innerhalb des IBF-Vorstandes nicht mittragen wollte. Weil sie anscheinend mit ihrer Meinung allein da stand, hat sie sich an den Tierschutzbund gewand. Aber hier wohl nicht direkt an Schröder selbst, sondern an einen anderen Mitarbeiter. Außerdem hat Vos-Kramer auch den Weg über die Presse gesucht, um ihren Standpunkt klar zu machen. „Wenn Frau Voss-Kramer sagt, sie hätte mich nicht erreichen können, dann lügt sie“, erklärte Schröder. Er bekräftigte, dass er telefonisch bis spät Abends immer erreichbar sei. Er bestätigte aber auch, dass Vos-Kramer bisher eine hervorragende Arbeit geleistet habe. „Daran will ich in keinster Weise rütteln“