Der Anholter Bärenwald scheint nicht zur Ruhe zu kommen. Nach den Querelen um Vorstandspositionen innerhalb des IBF (International Bear Federation) und auch im Verhältnis zum Deutschen Tierschutzbund im Mai diesen Jahres, steht der Bärenwald erneut aus unerfreulichem Anlass im Zentrum der Öffentlichkeit.
Hintergrund ist die Erkrankung der Bärin Maya Das Tier leidet unter Fellprobleme. Auf der Website des Bärenwaldes wird die Krankheit darauf zurück geführt, dass das Tier unter Stress leidet. Tierpfleger Norbert Höchsmann bestreitete diese Darstellung in den letzten Tagen vehement. Höchsmann, der das Tier kennt, seit es im August 2012 im Anholter Bärenwald lebt, hat festgestellt, dass die Bärin unter Milbenbefall leidet. Das löst dann einen extremen Juckreiz aus. Das Tier kratzt sich ständig. Aufgrund des sich ihm darstellenden Krankheitsbildes beauftragte Höchsmann die Tierärztin des Wildparkes „Anholter Schweiz“ damit, sich um die Braunbärin Maya zu kümmern.
Kompetenzüberschreitung führte zur Kündigung
Höchsmann schaltete die Tierärztin allerdings ein, ohne sich die Erlaubnis von Evelyn Vos-Kramer einzuholen. Aufgrund seines „Alleinganges“ erhielt er anschließend von der Vorsitzenden des IBF die fristlose Kündigung und ein gleichzeitiges Verbot, die Anlage des Bärenwaldes zu betreten. Der gekündigte Tierpfleger hatte zwischenzeitlich auch den Amtstierarzt Dr. Manfred Ulrich vom Kreis Borken informiert. Der hatte dann Dr. Jan Bos um Unterstützung gebeten. Bos gilt als Fachmann für Großwildtiere. Die Untersuchung der Bärin durch Dr. Bos bestätigte die Diagnose von Norbert Höchsmann. Das Tier litt tatsächlich unter Milbenbefall. Zumindest stand es so im BBV zu lesen.
Blutuntersuchung könnte Aufklärung über die Krankheit bringen
Auf Rückfrage relativierte Evelyn Vos-Kramer heute bei IL die Aussage dahingehend, dass Dr. Jan Bos bei der Untersuchung am 17. Oktober nicht behauptet habe, dass die Bärin Maya an Milbenbefall litt, sondern dass sie daran gelitten haben könnte. Eine genaue Diagnose könnte nur gestellt werden, wenn beispielsweise eine Blutuntersuchung vorgenommen worden wäre. Dies ist aber, so Evelyn Vos-Kramer, bis heute nicht geschehen. Grund hierfür sei die bevorstehende Winterruhe der Bären. Man wolle den Bären nicht mit einem Narkosemittel belasten, dessen Wirkung er möglicherweise während seiner Winterruhe im Körper behalten könnte. Und ohne Narkose könne man dem Tier kein Blut abnehmen. Deshalb habe man dem Bären verschiedene Medikamente verabreicht. „Das Fell ist noch nicht hundertprozentig in Ordnung, aber es wird langsam besser“, erklärte Vos-Kramer.
Der Grund für die Kündigung des Tierpflegers durch den IBF lag eindeutig in der Kompetenzüberschreitung. „Die letzte Aktion war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat“, erklärte Evelyn Vos-Kramer. Von der fachlichen Seite sei Norbert Höchsmann keine Vorwürfe zu machen, sofern er sich nicht in veterenärmedizinische Dinge eingemischt habe. Dies ist, so Vos-Kramer, in der Vergangenheit allerdings öfter vorgekommen. Bei der Kündigung ging es nicht um das Tier und dessen Behandlung, sondern um Kompetenzgerangel und -überschreitungen. Die kommissarische Vorsitzende des IBF schloss aus, dass die Kündigung des Tierpflegers rückgängig gemacht werden könne. Sie bestätigte in dem heutigen Telefongespräch die Aussage von Höchsmann, dass er längere Zeit, die Rede ist von insgesamt mehreren Monaten, ohne einen freien Tag und ohne zusätzliche Vergütung, durchgehend gearbeitet habe. Finanziell sei der Aufwand aber nun mit der Gehaltszahlung für den kommenden November abgegolten. „Obwoh Höchsmann für diesen Monat frei gestellt ist, bekommt er für den November Geld“, erklärte Vos-Kramer. Grund für die überproportionale Arbeitszeit war die personelle Situation. Der derzeit im Bärenwald arbeitende Praktikant darf aufgrund seines Ausbildungsstandes die Pflege nicht allein übernehmen. Und die neu angestellte Tierpflegerin hatte nach Aussage von Höchsmann noch nicht den Kenntnisstand, um die Bären kompetent zu betreuen. Evelyn Vos-Kramer wollte sich weiter zum Thema nicht äußern. „Ich will keine Silbe mehr darüber in der Öffentlichkeit verlieren, vor allem auch deshalb nicht, um Norbert Höchsmann nicht zu schaden“.
Bürgerinitiative „Bärenstark“ kritisiert Vos Kramer
Norbert Höchsmann will die Sache in ihrer Gesamtheit nicht auf sich beruhen lassen. Diesbezüglich wurde die Bürgerinitiative „Bärenstark“ gegründet, der mittlerweile fünfzig Leute beigetreten sind. In einem offenen Brief stellt die Bürgerinitiative ihre Sichtweise zu den Vorkommnissen im Anholter Bärenwald dar. Darin werden dem Vorstand des IBF zum Einen schwere Vorwürfe bezüglich des internen Umganges miteinander gemacht. Zum Anderen stellen sich die Unterzeichner aber auch in der Sache voll hinter den entlassenen Tierpfleger. Hier werden dem IBF im Hinblick auf die Tierpflege Inkompetenz und Versagen vorgeworfen.
Anzumerken ist an dieser Stelle, dass der Anholter Bärenwald und der Biotopwald Anholter Schweiz zwei vollkommen verschiedene Institutionen mit jeweils eigenen Betreibern sind. Das Großgehege der Bären wird von der IBF mit der derzeitigen Leiterin Evelyn Vos-Kramer betrieben, während der Biotopwald Anholter Schweiz von Monika Westerhoff-Boland geleitet wird.
Hier ist der „Offene Brief“ der Bürgerinitiative in der Originalversion nachzulesen