Viel Getöse bei der IBF-Mitgliederversammlung

Heute fand die außerordentliche Mitgliederversammlung der IBF (International Bear Federation Deutschland) statt. Der IBF betreut den Anholter Bärenwald und ist ein eingetragener Verein. Die Bärenanlage befindet sich innerhalb des Geländes des Biotopwildpark Anholter Schweiz. Beides, der Bärenwald und der Biotopwildpark sind eigenständige und nicht miteinander verbandelte Institutionen.

Grund für die Versammlung war die Tatsache, dass der Verein nicht über einen Vorsitzenden verfügte. Der im vergangenen Jahr gewählte Vorsitzende trat nach nur einigen Wochen von dieser Position zurück. Seit dem wurde der Verein von der Stellv. Vorsitzenden Evelyn Vos-Kramer geleitet. Heute wurde mit Robert Franz ein neuer Vorsitzender gewählt. Hierzu schickte die Schriftführerin der IBF, Susanne Löhrmann folgende Pressemitteilung:

Der IBF, der den Anholter Bärenwald betreut, hat in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am Sonntag einen neuen 1. Vorsitzenden gewählt. Den Verein führt jetzt Robert Franz. Der 56-jährige gelernte Maschinenbauer, der mit seiner Familie in Bocholt wohnt, freut sich auf seine neue Aufgabe. „Ich werde mich jetzt erst mal einarbeiten und mir ein eigenes Bild verschaffen“, sagte er nach seiner Wahl. Aus anderen Vereinen bringt er langjährige Erfahrung in der Vorstandsarbeit mit.

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Eine ganz normale Versammlung?

Es hätte eine ganz normale Versammlung sein können, wenn nicht schon im Vorfeld einzelne Mitglieder und der Vorstand aneinander geraten wären. Über die Presse hatten einige Mitglieder die Öffentlichkeit über die Tatsache informiert, dass man ihnen durch den Vorstand anwaltlich nahegelegt habe, die Mitgliedschaft aufzugeben und den Verein zu verlassen. Hierunter soll auch eine Frau sein, die bereits rund 16.000 Euro und sehr viel Zeit in den Verein investiert haben soll.  In erster Linie sind es aber wohl Mitglieder, die dem früheren Tierpfleger Norbert Höchsmann nahestehen, oder diesen unterstützen. Höchsmann hatte im Oktober des vergangenen Jahres die Kündigung erhalten. Offiziell hieß es von der IBF damals, dass Höchsmann seine Kompetenzen überschritten habe. Die arbeitsrechtlichen Auseinandersetzungen sind noch nicht abgeschlossen. Neuen Beitrittswilligen aus dem Umfeld Höchsmann wurde übrigens die Mitgliedschaft verwehrt.

Gibt es beim IBF geliebte und ungeliebte Mitglieder?

Bei der heutigen Versammlung wurden einzelnen Mitgliedern der Zugang zum Versammlungsraum durch den Vorstand verwehrt. Darunter waren auch Personen, die extra aus Ulm angereist waren. Einige Mitglieder hatten im Vorfeld schriftlich weitere Tagesordnungspunkte beantragt, die durch den Vorstand jedoch, ebenfalls schriftlich, abgelehnt wurden. Rechtsanwalt Klaus Beuse von der Anwaltskanzlei Hankel & Beuse aus Hilden, der auf Einladung des Vorstandes anwesend war, um rechtliche Fragen zu klären, erläuterte in einem Gespräch, dass es sich heute um eine außerordentliche und nicht um eine allgemeine Mitgliederversammlung gehandelt habe. Diese sei einzig und allein notwendig geworden, um der gesetzlichen Regelung nachzukommen, innerhalb einer Sechsmonats-Frist einen neuen Vorsitzenden zu wählen. Andere Themen hätten schon aus rechtlichen Gründen nicht aufgenommen werden können, da die Tagesordnungspunkte in der Einladung genau aufgelistet sein müssen. Sollten die Anträge allerdings fristgemäß eingegangen sein, so hätten sie durchaus auf die Tagesordnung aufgenommen werden können. Eine außerordentliche Versammlung muss nicht zwingend nur einen Tagesordnungspunkt enthalten.

Auch Günther Oltrogge, der Vorsitzende des Tierschutzverein Düren, und in der Eigenschaft als Mitglied des Deutschen Tierschutzbundes langjähriger Mitstreiter in der IBF, zeigte sich über die Arbeitsweise des IBF-Vorstandes erstaunt und auch verärgert. Denn auch er wollte als Mitglied der IBF einen Antrag zur Tagesordnung für die heutige Versammlung stellen. Oltrogge wollte Auskunft darüber haben, wie es um die Finanzen der IBF steht und wie weit die angedachte Baumaßnahme bezüglich eines Käfigs für die medizinische Versorgung der Braunbären gediehen ist. Die Aufnahme auf die Tagesordnung wurde durch den Vorstand abgelehnt. Den gleichen Antrag hatte auch Dr. Hans-Hermann Lambracht (Ehrenvizepräsident des Deutschen Tierschutzbundes) gestellt. Auch er erhielt eine Ablehnung. „Wir haben einfach keine Genehmigung bekommen, diese Fragen zu stellen“ erklärte Günther Oltrogge auf telefonische Nachfrage. Deshalb blieb er der Versammlung auch fern. „Ich habe nicht den Sinn darin gesehen, an einem Sonntag rund 300 Kilometer zu fahren, um unverrichteter Dinge heimzukehren. 

Vorstand fühlte sich bedroht

Diejenigen, die nun während der Versammlung draußen warten mussten, machten ihrem Unmut deutlich Luft, ohne hierbei aber den Eindruck zu erwecken, möglicherweise handgreiflich werden zu wollen. Offensichtlich befürchtete der Vorstand aber doch Probleme, so dass kurz vor Ende der Versammlung ein Streifenwagen mit zwei Polizeibeamtinnen auftauchte. Karin Ramsay, Schatzmeisterin der IBF, erklärte auf IL- Nachfrage, dass der Vorstand sich durch die vor der Tür Wartenden bedroht gefühlt habe. Die beiden Beamtinnen erkundigten sich kurz über die Sachlage, sahen aber keinen Grund zum Einzuschreiten. Nach nur wenigen Minuten war der Einsatz, sofern man überhaupt davon reden kann, dann auch beendet. Währenddessen demonstrierten die von der Versammlung Ausgeschlossenen vor der Tür mit Plakaten und mündlichen Forderungen, wie etwa „der Vorstand muss weg“, oder „Geld für die Bären aber nicht für die Anwälte“. Auf Anordnung von Werner Boland wurde die Demonstration dann auf das Parkplatzgelände verlegt.

Monika Westerhoff-Boland lehnt zukünftige Versammlungen des IBF ab

Überhaupt zeigte sich die Pächterin des Biotopwildparkes, Monika Westerhoff-Boland ziemlich verärgert über das ganze Szenario. Das I-Tüpfelchen war dann das Erscheinen der Polizei. „Was müssen die Besucher denken, wenn sie hier so einen Auflauf sehen, zu dem dann auch noch die Polizei erscheint“, erklärte Westerhoff-Boland. Sie hat dann auch der zweiten Vorsitzenden der IBF, Evelyn Vos-Kramer, mitgeteilt, dass es zukünftige Versammlungen auf dem Gelände des Biotopwildparkes nicht mehr geben wird.

Die nächste Versammlung kommt bestimmt

Laut der derzeitigen Satzung muss die allgemeine Mitgliederversammlung in den ersten sechs Monaten, somit bis Ende Juni des laufenden Geschäftsjahres erfolgen. Also werden die Mitglieder – und zwar alle Mitglieder – in den nächsten Monaten erneut eine Einladung durch den IBF-Vorstand erhalten. Sollten also die Mitglieder, denen schriftlich der Austritt „nahe gelegt“ wurde, noch Mitglied sein, werden sie dem Vorstand möglicherweise unangenehme Fragen stellen. Es ist also zu befürchten, dass der IBF, also der Anholter Bärenwald, auch zukünftig nicht aus den Schlagzeilen kommen wird.

Die Satzung der IBF beschäftigt sich auch mit dem Thema "Mitgliederversammlung"
Die Satzung der IBF beschäftigt sich auch mit dem Thema „Mitgliederversammlung“