Die Deutschen gelten im Allgemeinen als Reiseweltmeister. Viele verbringen ihren Urlaub im eigenen Land, andere jetten um die halbe Welt. Was man aus dem Auslandsurlaub mitbringt, sind neben einigen dinglichen Andenken auch die Erfahrungen mit fremdländischen Speisen.
Die Türkei ist für uns Deutsche ein beliebtes Urlaubsland. Das blaue Meer und die warmen Temperaturen kann man sicherlich gut genießen. Mit der fremdländischen und vom Islam geprägten Kultur muss man sich beschäftigen. Aber was ist eigentlich mit den Speisen? Die Speisekarte in den Restaurants wirkt oftmals unverständlich. Da stellt sich dann die Frage: „Was nehme ich denn nun eigentlich“
Nun gibt es Leute, die in der Türkei waren und von den dortigen Speisen, meistens zumindest, begeistert waren. Die würden auch daheim gerne mal türkisch essen, oder gar selbst kochen. Die andere Kategorie sind die Urlauber, die zum ersten Mal in die Türkei reisen, aber schon im Vorfeld mit gerunzelter Stirn und grummeln in der Bauchgegend an die fremdländische Kost denken. Für beide hat sich die Volkshochschule Bocholt/Rhede/Isselburg etwas einfallen lassen. Den türkischen Kochkurs.
Sevil Demirer sorgt an der Isselburger Verbundschule in den Klassen 9 und 10 mit dafür, dass möglichst viele Schulabgänger eine Ausbildungsstelle bekommen. Und, was in diesem Fall noch wichtiger ist: Sie ist eine waschechte Türkin. Wer sonst, als eben Sevil Dmirer kann wissbegierigen Hobbyköchen die türkische Küche näher bringen. Gestern Abend fand in der Schulküche der Verbundschule ein Kochkurs statt, der ganz im Zeichen von türkischen Speisen stand.
Zehn Frauen und zwei Männer hatten sich zu dem Kurs angemeldet. Im Übrigen war es gestern der dritte Kurs der VHS, der sich mit der türkischen Küche beschäftigt. Mit Maren Lueb und Yvonne Tangelder, beide aus Anholt, sowie Petra Simons aus Haldern waren drei Frauen dabei, die auch schon an den beiden ersten Kursen teilgenommen haben. Mit dabei war auch Frank Neumann, der den Kochkurs vom Leiter der Verbundschule, Oliver Tornow zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Und der hatte sich dann auch gleich selbst zum kullinarischen Miteinander angemeldet.
Gut vorbereitet erwartete Sevil Demirer die Teilnehmer. Für jeden gab es fünf Rezepte. Vorspeise, Hauptspeise, Beilage, Salat und Dessert. Was ist eigentlich „Ezogelin Corbasi“? Noch komplizierter klingt „Havuclu ve Kabakli Tarator“. Aber Sevil Demirer erklärte den Teilnehmern zumindest sinngemäß, was die Begriffe zu deutsch bedeuten. Bei der Vorspeise, also Ezogelin Corbasi, handelte es sich um eine Brautsuppe. Die besteht im Wesentlichen aus roten Linsen, Hähnchenkeule, Reis, Zwiebeln, sowie Butter, Minze, Tomatenmark, Bulgur und diversen Gewürzen. Fremdländisch ist eigentlich nur der Name. Die Zutaten gibt es hier auch.
Offener Bauch?!?
Gefüllte Paprika sind hierzulande ein übliches Gericht. Leicht abgewandelt geht das auch mit Auberginen. Und schon ist es dann ein türkisches Gericht, das sich dann „Karniyarik“ nennt. Die Übersetzung ins deutsche ist allerdings nicht so einfach. Die grobe Übersetzung ist mit „offener Bauch“ zunächst nicht unbedingt appetitanregend. Wenn man das fertige Gericht dann sieht, läuft einem das Wasser im Mund zusammen (3. Bild von unten). Auberginen, Zwiebeln, Tomaten, Pepperoni, Hackfleisch, Petersilie und diverse Gewürze bilden die Grundlage für das Gericht. Als Beilage gab es dazu Pilav (Reis). Havuclu ve Kabakli Tarator klingt schwierig. Es handelt sich aber nur um einen Möhren-Zucchini-Salat.
Der Nachtisch bestand aus einer Art Blätterteigkuchen und nennt sich Yelpaze Tatlisi. Grundlage hierfür ist Filoteig. Weitere Zutaten sind Grieß, Eier, Joghurt, Öl, Milch, Wallnüsse, Zucker, Backpulver, Vanillezucker, Wasser und einige Tropfen Zitrone.
Die zwölf Teilnehmerinnen, bzw. Teilnehmer teilten sich in Gruppen auf und kochten dann ihren Part gemeinsam. Nach dem gemeinsamen Kochen wurde dann in großer Runde auch gemeinsam gegessen. Nach den ersten Happen hörte man dann allseits nur noch ein Ahhhh hier und ein Ooohhh dort. „Lecker“ war das Wort, dass in den nächsten Minuten am häufigsten zu hören war.
Wer jetzt Lust und vor allem Appetit auf türkische Gerichte hat, der sollte sich den 11. Juni vormerken. Dann wird Sevil Demirer in der Schulküche der Verbundschule wieder dafür sorgen, dass der mögliche Urlaub in der Türkei hoffentlich kein kullinarisches Disaster wird. Und für diejenigen, die die türkische Küche mögen, erweitert sich die private Rezeptsammlung.