„Netzwerk Asyl“ bringt Resolution in die heutige Ratssitzung

Gestern Abend trafen sich 15 Mitglieder des „Netzwerk Asyl“ im Ev. Gemeindehaus Isselburg, auch um Lösungen für die alltäglichen Probleme zu finden. Die Mitglieder kümmern sich um die Flüchtlinge, die in der Unterkunft am Klärwerk untergebracht sind. Aus den Gesprächen ging hervor, wie vielfältig die Arbeit der Netzwerkler ist. Dabei wurde auch nicht unter den Teppich gekehrt, dass man sich von Politik und Verwaltung in vielen Dingen im Stich gelassen fühlt.

Sandra Fischer (Bildmitte)  hat nicht mehr die Zeit, um den Fahrdienst für die Kinder allein zu übernehmen (Foto: Frithjof Nowakewitz)
Möglicherweise wird es diese oder eine ähnliche Situationen zukünftig nicht mehr geben. (Archivbild: Frithjof Nowakewitz)

Die Problematik, wie die schulpflichtigen Kinder vom Klärwerk zur Schule kommen, wurde politisch schon in einigen Ausschüssen besprochen. Eine wirkliche Lösung durch Politik und Verwaltung gibt es bisher nicht. Man war sich darin einig, dass der Weg zu Fuß oder mit dem Fahrrad durch den Wald bis zur Hauptstraße und von dort dann bis zur Isselschule für die Grundschüler nicht zumutbar ist. Die Buslininie kommt als Alternative nicht in Frage, weil der Bus für den Schulbeginn entweder viel zu früh, oder zu spät fährt. Die Kinder wären also viel zu früh an der Schule, oder eben zu spät. Daher hat sich aus dem Netzwerk ein Fahrdienst gebildet, der die Kinder zur Schule und die Kleineren zum Kindergarten fährt.

Fahrdienst für Schulkinder nicht mehr zu bewältigen

Fakt ist, dass dieser Fahrdienst aus personellen und zeitlichen Gründen mit Beginn des neuen Schuljahres von den Mitgliedern des Netzwerks nicht mehr oder nur eingeschränkt geleistet werden kann. Aber es gibt auch viele andere Dinge, die von den Mitglieder erledigt werden. Arztbesuche mit den Flüchtlingen. Da müssen bestimmte Wege und Regularien eingehalten werden. Ohne die Hilfe des Netzwerkes würde nichts funktionieren. Erst gestern Abend konnte geklärt werden, wer heute mit einem Flüchtlingspaar und deren Säugling zur Ausländerbehörde nach Borken fährt.

Frust und Enttäuschung

„Da baut sich schon ein bisschen Frust und Enttäuschung auf, wenn man dann von der Verwaltung mit all den Problemen allein gelassen wird“, erklärte Virginie Brendel, die unter anderem mit den Flüchtlingen Deutschkurse durchführt. Das ganze Prozedere wäre zukünftig deutlich einfacher zu händeln, wenn sich die Politik nicht mehrheitlich für das Klärwerk als den zukünftigen Standort für den Neubau des Flüchtlingsheims entschieden hätte. „Ein stadtnaher Standort wäre für die tägliche Arbeit und die Möglichkeit der Flüchtlingsintegration viel besser“, war man sich in der Runde einig. Einstimmig beschlossen die gestern Anwesenden daher, den Start eines Bürgerbegehrens zu prüfen und kurzfristig zu initiieren.

Fortsetzung der Arbeit vom Standort abhängig

Um ihre Ansicht über den Standort und die tägliche ehrenamtliche Arbeit mit all den dazugehörenden Problemen deutlich zu machen, wird das Netzwerk in die heutige Ratssitzung eine Resolution einbringen, die nachfolgend im Original abgedruckt ist.

Resolution der im „Netzwerk Asyl“ tätigen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer zur Vorlage an den Rat der Stadt IsselburgSehr geehrte Damen und Herren Ratsmitglieder!

Mit Befremden haben wir zur Kenntnis genommen, dass am bisherigen Standort neben dem Klärwerk weitere Flüchtlingsunterkünfte entstehen sollen, diesmal in Massivbauweise. So sehr wir die Abkehr von den bisherigen Container- Unterkünften begrüßen, so sehr müssen wir uns gegen die Wahl des Standortes aussprechen. Abgesehen von der zeitweise starken Geruchsbelästigung durch das Klärwerk bringt es die isolierte Lage mit sich, dass eine beabsichtigte Integration der dort lebenden Menschen überaus erschwert wird. Gänge zum Einkauf, zu Ärzten oder zu Behörden sind insbesondere für Familien mit kleinen Kindern nur mit erheblichem logistischen Aufwand durchzuführen, eine Teilnahme an Vereinsveranstaltungen sehr schwierig. Nahezu unmöglich ist es, Kinder in den Kindergarten oder in die Schule ohne eigenes Fahrzeug zeitgerecht zu bringen. Beispielsweise fährt der erste Bus in Richtung Grundschule viel zu früh, der zweite zu spät, wobei völlig unklar ist, wie Kinder überhaupt von der Unterkunft im Dunkeln zur Bushaltestelle gelangen sollen. Bisher haben es Mitglieder aus unserem Netzwerk mit erheblichem persönlichen Einsatz ermöglicht, dass einige Kinder sicher in den Kindergarten und zur Schule gelangen konnten. Mit dem Neubau einer weiteren Unterkunft an dieser Stelle werden weitere Personen die oben geschilderte Problematik noch verschärfen. Dies geschieht ohne Not, da die Stadt zu gleichen oder geringeren Kosten an anderer Stelle Wohnraum für Flüchtlinge schaffen kann. Wir sehen überdies die Gefahr, dass unser unentgeltlicher Einsatz die Begründung dazu liefert, dass man Menschen weiterhin am unwirtlichsten Ort der ganzen Stadt ansiedelt. Dies kann keinesfalls unsere Absicht sein. Deswegen werden wir unseren weiteren Einsatz kritisch überdenken bzw. ganz in Frage stellen müssen, wenn wir feststellen, dass die unhaltbare Situation am Klärwerk dauerhaft anhalten und durch dauerhafte Wohnbebauung verewigt werden soll.