Das die politischen Parteien und die Verwaltung bei der Heeldener Bevölkerung mit dem Ansinnen, die ausgediente Heeldener Schule als vorübergehende Flüchtlingsunterkunft zu nutzen, nicht auf ungeteilte Zustimmung stoßen würden, war zu erwarten. So gab es bei der gestrigen Bürgerversammlung in der Gaststätte Langenhorst, an der rund 100 Besucher teilnahmen, von einigen Bürgern Einwände und auch herbe Kritik.
Bürgermeister Rudi Geukes und Ordnungsamtsleiter Frank Schaffeld berichteten, dass anfängliche Prognosen bezügliche der Zuweisungen von Flüchtlingen sich immer wieder als Makulatur herausgestellt hatten. Noch vor einigen Wochen war Stand der Dinge, dass Ende des Jahres die Aufnahmekapazitäten erschöpft seien. In einem Dringlichkeitsbeschluss hatten Politik und Verwaltung den Kauf von Container beschlossen, um dann weitere Flüchtlinge aufnehmen zu können. „Die Entwicklung ging dahin, dass aufgrund der Zuweisungen schon Mitte Oktober kein Platz mehr da ist“, machte Schaffeld deutlich. Jetzt sei der Stand so, dass wahrscheinlich bereits Ende der nächsten Woche in der Unterkunft am Klärwerk nichts mehr geht. Deshalb müsste jetzt schnell gehandelt werden. Rudi Geukes und Frank Schaffeld wiesen aber darauf hin, dass die Heeldener Schule nur eine Übergangslösung sei.
Kritik an der Versorgungslage
Die meisten Besucher waren sich darin einig, dass die Flüchtlinge menschenwürdig untergebracht werden müssen. Allerdings ging es vielen Anwesenden gegen den Strich, dass sich die Verwaltung über die Versorgungsmöglichkeiten der Flüchtlinge nicht sonderlich groß Gedanken machen würde. Die nächsten Geschäfte für den Einkauf sind in Millingen oder Isselburg. Da Heelden nicht von einer Buslinie angefahren wird, wären die Betroffenen kaum in der Lage, ihren Einkauf zu tätigen. Ein Fußmarsch von Heelden nach Isselburg und dann vollbepackt wieder zurück wäre für die Betroffenen äußerst schwierig. Das wäre gerade für alleinstehende Frauen mit Kindern ein Unding. Frank Schaffeld bezeichnete dies aber für die Betroffen „als zumutbar“.
Flüchtlinge wollen beschäftigt werden
Einige der Anwesenden hatten auch Angst um den Verbleib ihrer Fahrräder. Keiner wollte den Flüchtlingen einen Diebstahl unterstellen. Trotzdem wurden die Befürchtungen laut geäußert. Virginie Brendel, Mitglied des Netzwerk Asyl, hatte hierzu eine ganz andere Meinung. Aus Erfahrung könne sie sagen, dass die Flüchtlinge nicht durch Isselburg, oder in diesem Fall durch Heelden laufen würden, um Fahrräder zu stehlen. Wenn möglich, würden Privatpersonen oder die Isselburger Fahrradwerkstatt dafür sorgen, dass zumindest ein Teil der Flüchtlinge mit Fahrrädern ausgestattet werden. Und sie machte auch deutlich, dass die Flüchtlinge durchaus Beschäftigung suchen würden. In Isselburg sei beispielsweise der gesamte Högerdeich von Müll und Unkraut durch einige Flüchtlinge befreit worden.
Hütten glaubt nicht an eine Übergangslösung
Bernhard Hütten übte heftige Kritik an Politik und Verwaltung. Nicht, weil die Heeldener Schule jetzt als Flüchtlingsunterkunft herhalten soll, sondern darüber, dass frühere Zusagen nicht eingehalten wurden. So monierte Hütten, dass man bei der Schließung der Schule angekündigt hatte, das Gebäude zeitnah abzureißen, um dort Bauland zu schaffen, dies aber mit Blick auf eine mögliche Flüchtlingswelle nicht getan habe. Hütten wirft der Verwaltung vor, von Anfang an die Schule als mögliche Notlösung für ankommende Flüchtlinge vorgesehen und damit der Heeldener Bevölkerung nicht die Wahrheit gesagt zu haben. „Ihr habt uns damals angelogen. Warum sollen wir euch jetzt glauben“. Hütten glaubt nicht, dass es sich jetzt nur um eine Übergangslösung handelt.
Hermann Gebbing sieht Werther „Turnhalle“ als idealen Standort
Seit dem Sommer 2012 steht das Gebäude leer. Im Januar diesen Jahres hatte Bauamtsleiter Michael Carbanje angekündigt, das die Schule vorerst nicht abgerissen wird, weil man die Entwicklung in der Flüchtlingszuweisung abwarten wolle. Das war aus Sicht der Stadt, wie sich jetzt rausstellt, augenscheinlich ein weiser Entschluss. Hermann Gebbing (FDP) schlug zwischenzeitlich vor, nicht die Heeldener Schule, sondern die Werther „Turnhalle“ als Unterkunft herzurichten. Dort wären ausreichend Toiletten, eine Küche und draußen notfalls auch noch Platz für eventuell notwendige Zelte.
Gerd Hagemann vermisste den Begiff „Menschlichkeit“
Auch Gerd Hagemann, ebenfalls Mitglied im Netzwerk Asyl, meldete sich zu Wort. Gerade im Hinblick auf die Einkaufsmöglichkeiten schlug er vor, dass der eine oder andere Heeldener sich da helfend einbringen könnte. Auf die Frage, wer dazu bereit sei, blieben die Finger der Anwesenden unten. Zum Ende der Veranstaltung missfiel ihm, dass das Wort „Menschlichkeit“ in der ganzen Diskussion augenscheinlich keine Rolle gespielt habe.
Bis Ende des Jahres soll die Schule wieder leer sein
Jürgen van Geldern (Bauamt) kündigte an, dass kurzfristig die sanitären Einrichtungen in der Schule wieder hergerichtet werden. Da jeder Klassenraum einen Wasseranschluss mit entsprechendem Abfluss hat, werden dort kleine Küchen eingebaut, die später problemlos in die Container verbaut werden können. Und er machte noch mal deutlich, dass, sobald die neuen Container am Klärwerk bezugsfertig sind, die Flüchtlinge von Heelden nach Isselburg umziehen werden. „Spätestens zum Ende des Jahres kann die Schule meinetwegen abgerissen werden“, erklärte van Geldern abschließend.
Fotos: Frithjof Nowakewitz