Irgendwann steht für Kinder und junge Heranwachsende die Frage im Raum, welcher Beruf denn später mal ergriffen werden soll. Da ist es für die Betreffenden wichtig, schon mal in die eine oder andere Branche reingeschnuppert zu haben. Diese Möglichkeit bot nun das Bündnis für Familie. Der Kerngedanke für das Projek „Abenteuer Unternehmen 2016“ war, im Rahmen eines definierten Projektzeitraum jungen Menschen einen Blick hinter das Betriebstor zu ermöglichen.
„Wir haben 26 Unternehmen im Bereich Isselburg, Bocholt und Rhede angesprochen und diese auch für´s Mitmachen gewinnen können“, erklärte Thomas Kuhlmann vom Bündnis für Familie in Isselburg. Zu diesen Unternehmen gehören in Isselburg, Anholt, Heelden und Werth das Parkhotel Wasserburg, die Firmen Frieg, Trox und Renzel, das St. Elisabeth-Haus und die Glocken-Apotheke.
Bei der Apotheke war gestern die 15-jährige Jolina Heisterkamp aus Bocholt zu Gast. Eigentlich sollten drei Jugendliche kommen, zwei waren jedoch ohne Abmeldung der Führung ferngeblieben. Die Bocholterin interessiert sich für alles, was mit dem medizinischen Bereich zu tun hat. „Ich habe schon zweimal ein Schulpraktium im Bocholter Krankenhaus gemacht und wollte nun mal sehen, aus was die tägliche Arbeit in einer Apotheke besteht“. Als Begleitperson vom Bündnis für Familie war Christa Testroet dabei.
Daniel Schmidt, Inhaber der Glocken-Apotheke in Isselburg nahm sich viel Zeit, um der jungen Bocholterin alles zu erklären, was eine moderne Apotheke ausmacht. Dabei geht es beileibe nicht nur darum, den Kunden die auf den Rezepten aufgeführten Medikamente zu übergeben. Der Beruf des Apothekers erfordert ein Studium und ist überaus vielschichtig. Natürlich gehört auch das Kaufmännische dazu. „Eine Apotheke ist ein Logistikzentrum“, erklärte Daniel Schmidt. Dazu gehören Computer und modernste Technik, die per Updates auch immer auf dem neuesten Stand gehalten werden müssen. Und es werden, das ist sicher keine neue Erkenntnis, in einer Apotheke auch Salben und Tabletten hergestellt. Und dies selbstverständlich unter den höchsten hygenischen Bedingungen. Da ist bei den Mitarbeiterinnen Fachwissen und Routine unabdingbar.
Früher nannte man die Damen, die in einer Apotheke arbeiteten, kurz „Apothekenhelferin“. Diese Bezeichnung ist sicherlich ein bisschen diskriminierend und auch seit einigen Jahren nicht mehr relevant. Heute steht eine zweieinhalbjährige Ausbildung an, die aus zwei Jahre Vollzeitunterricht an einer Fachschule und aus einem sechmonatigen Praktikum in einer Apotheke besteht. Wer die anschließende Prüfung besteht, darf dann die Berufsbezeichnung „Pharmazeutisch-Technische-Assistentin “ (PTA) tragen. Warum Assistentin? Weil, so Daniel Schmidt, fast ausschließlich Frauen diesen Beruf ergreifen. Männliche PTA´s sind ausgesprochen selten. PTA ist übrigens kein Ausbildungsberuf, sondern eine bundesweit geregelte schulische Ausbildung, die von der oder dem Betreffenden selbst finanziert werden muss.
Jolina Heisterkamp hat der Ausflug in das Apothekengeschehen gefallen. Die junge Dame macht im nächsten Jahr ihren Realschulabschluss und will dann vielleicht auch weiter zur Schule gehen. Es ist also für die Bocholterein noch ein bisschen Zeit, sich abschließend für einen Beruf zu entscheiden. Vielleicht hat der Besuch in der Glocken-Apotheke aber schon jetzt ein bisschen zur Entscheidungsfindung beigetragen.
Fotos: Frithjof Nowakewitz