Die meisten Bewohner der Stadt werden die beiden letzten Hochwasserereignisse im Juni 2016 noch in guter, bzw. auch in schlechter Erinnerung haben. Ziemlich heikel war die Situation für Isselburg und auch Hamminkeln. Nun tut sich was in Sachen Hochwasserschutz. Hierzu hat die Ingenieurgesellschaft „ProAqua“ aus Aachen ein Konzept für Isselburg, dass sogenannte Kommunale Hochwasserschutzkonzept erstellt, dass am vergangenen Mittwoch in der Ratssitzung vorgestellt wurde.
Dipl.Ing. Joachim Steinrücke machte in seiner Präsentation deutlich, dass die Hochwasserproblematik der Issel nicht neu ist. Von der Erstellung eines Hochwasserschutzkonzeptes sei schon lange die Rede, passiert sei jedoch nichts. Augenscheinlich hat das Hochwasser im letzten Jahr zu einem Umdenken geführt. Die betroffenen Kommunen, der Kreis und die Bezirksregierung sind aktiv geworden und haben ortsübergreifend ein sogenanntes „Interkommunales Hochwasserschutzkonzept“ erstellt.
Ursachen und Maßnahmen
Die Ursachen für das Isselhochwasser sind vielschichtig. Gründe sind vor allem die Begradung des Flusslaufes, die Bebauung bis an das Flussufer und fehlende Retentionsflächen. „Die eingedeichten Bereiche sind nicht leistungsfähig genug, um das stark steigende Wasser abzutransportieren“, so Steinrücke. Unmittelbare Erhöhung der Hochwassersicherheit könnten mit der Unterhaltung und Ertüchtigung der Verwallungen erreicht werden. Kontrollierte Entlastungen des Flusslaufes und die damit verbundene Senkung des Wasserspiegels wären weitere Maßnahmen. Dazu wären aber Flächen nötig, in die Flusswasser kontrolliert abgelassen werden könnte. Dies wären vor allem Flächen, die bislang landwirtschaftlich genutzt werden. In diesem Zusammenhang machte Hermann van Thiel (CDU) deutlich, dass man die Landwirte nicht vor vollendete Tatsachen stellen könne. „Hier muss mal mit uns gesprochen werden“.
Notwendig werden auch Deichneubauten. Allerdings nicht nur direkt am Ufer, sondern, da wo keine Bebauung ist, auch bis zu einem Kilometer von der Issel entfernt. Damit würde man gleichzeitig Retentionsflächen schaffen, in die Wasser abfließen kann. Dies hat zur Folge, dass flussabwärts die Hochwasserwelle langsamer steigt, verzögert wird und flacher verläuft. In Zeiten ohne Überflutung kann die künstliche Retentionsfläche zumeist landwirtschaftlich genutzt werden. Dies sollte möglichst in Form von Weide- oder Forstwirtschaft erfolgen.
Schwierig, langwierig und nicht preiswert
Joachim Steinrücker machte deutlich, dass die Umsetzung des Konzeptes schwierig, langwierig und nicht eben preiswert wird. Er bezifferte die Kosten für Isselburg auf etwas mehr als 16,3 Millionen Euro. Allerdings gibt es zwei Fördermöglichkeiten. Wird die Umsetzung des Hochwasserschutzkonzeptes nach ökologischen Gesichtspunkten durchgeführt, wird das Projekt mit 80 Prozent gefördert. In diesem Fall würden die Kosten für Isselburg „nur noch“ bei ca. 3,2 Mio. Euro liegen. Bei einer nichtökologischen Umsetzung liegt die Förderung bei 60 Prozent. Damit lägen die Kosten für Isselburg bei 6 Mio. Euro.
Umsetzung ist auch für die Stadtentwicklung wichtig
Die Umsetzung des von Steinrücker vorgestellten Konzeptes sieht vor, dass Maßnahmen auch für den Wolfstrang und der Klev’schen Landwehr vorgesehen sind. Alle Maßnahmen zusammen ergäben nach den Ausführungen von Joachim Steinrücker eine Pegelabsenkung der Issel von bis zu 40 Zentimeter. Er machte auch eine klare Ansage: „Wenn das Konzept umgesetzt werden soll, dann jetzt“. Wann das nächste Hochwasser kommt ist ungewiss. Und solange nichts zum Hochwasserschutz getan wird, gibt es auch keine Aussicht auf eine weitere bauliche Entwicklung in Alt-Isselburg. Die noch vorhandenen Flächen, die möglicherweise zur Wohnbebauung genutzt werden könnten, liegen alle im Überflutungsgebiet.
Fotos: Frithjof Nowakewitz