Pressekonferenz macht Aufwand zur Wolfssuche deutlich

Wie bereits berichtet, ist die aus ihrem Gehege ausgebrochene Wölfin in der Anholter Schweiz heute Morgen getötet worden. Hierzu gab es heute Nachmittag eine Pressekonferenz, an der lokale, aber auch überregionale Medien teilnahmen. Seitens des Parkes waren bei dem Pressetermin Monika Westerhoff-Boland, Tierpfleger Pattrick Rutjes, Tierärztin Dr. Anne Brömmling, sowie Revierförster Rolf Schwartke und Ordnungsamtsleiter Frank Schaffeldt anwesend.

Monika Westerhoff-Boland, Pächterin des Parks, verlas unter Tränen zu Beginn eine Zusammenfassung der Chronologie der letzten 12 Tage von der Flucht der Wölfin bis zum heutigen Morgen. Aus diesem Bericht ging hervor, dass in den vergangenen Tagen alles menschenmögliche getan wurde, um die junge Wölfin lebend einzufangen. Und dies unter ständiger Aufsicht der beteiligten Behörden, wie das Kreisordnungsamt, das Kreisveterenäramt, das Landesamt für Natur- und Verbraucherschutz und das Ordnungsamt Isselburg. Frank Schaffeld machte deutlich, dass die Verantwortlichen des Parks ausschließlich behördliche Anordnungen umgesetzt haben. Und dies beinhaltete auch die heutige Tötung des Tieres. Nicht nachvollziehbar sind in diesem Zusammenhang die wildesten Beschimpfungen an die Parkbetreiber  und die Statements zahlreicher Besserwisser in den sozialen Medien. Die Wölfin wurde nicht durch Angehörige des Parks und auch nicht vom Förster getötet. Auf Nachfrage erklärte Förster Rolf Schwartke, dass es sich hierbei um eine Person eines Sicherheitsunternehmens gehandelt hat, die die behördliche Genehmigung zum Tragen einer Waffe hat.

Frank Schaffeld (Mitte) erläurtert den Fall aus behördlicher Sicht

„Wir haben uns das bestimmt nicht leicht gemacht“, erklärte Monika Westerhoff-Boland. Und auch Tierärztin Dr. Anne Brömmling war anzusehen, dass ihr die Tötung des Tieres emotional sehr zugestzt hatte. „Ich hab sie als kleines Wolfsbaby auf dem Arm gehabt und hab sie groß werden sehen. Da entwickelt man schon eine Bindung zu so einem Tier“, erkärte Brömmling. Und auch, wenn es vielen Menschen nicht gefällt. Der Park ist auch ein Unternehmen. Ein Wirtschaftsunternehmen, dass täglich einen hohen finanziellen Aufwand betreibt. Ein Einnahmeausfall über solch einen Zeitraum, verbunden mit den finanziellen Aufwendungen für die Einfangaktion, kann so Unternehmen in wirtschaftliche Bedrängnis bringen. Den finanziellen Schaden bezifferte Monika Westerfoff-Boland auf einen niedrigen fünfstelligen Betrag.

Am Nachmittag kam es auf dem Parkplatz des Parks zu einem unschönen Zwischenfall. Eine Bewohnerin aus Vehlingen hatte dort ankommenden Parkbesucher angesprochen und von einem Besuch des Parks abgeraten, weil dort „Wölfe erschossen werden“. Außerdem wurde Monika Westerhoff-Boland in ziemlich übler Form von der „Dame“ beleidigt.

Fotos: Frithjof Nowakewitz

 

Zum besseren Verständnis und um Missverständnisse zu vermeiden, hier nachfolgend die Mitteilung des Parks:

Die am letzten Dienstag dem 05.09. aus ihrem Gehege geflohene Wölfin ist tot.

An diesem Morgen (5.9.) wurde versucht 3 weibliche Wölfe zu narkotisieren, die in einen anderen Wildpark abgegeben werden sollten. Im Absperrgehe geriet eine Wölfin in Panik und floh über den 2,70m hohen und mit 6000 Volt ausgestatteten Zaun des Absperrgeheges. Der Elektrozaun ist außerdem mit einem Alarmsystem ausgestattet, das ertönt, sobald der Strom abfällt. Polizei, Veterenäramt und Ordnungsamt wurden benachrichtigt. Ab dem Zeitpunkt des Ausbruchs hielt sie (die Wölfin) sich in regelmäßigen Abständen am Zaun des Wolfgeheges, am Spielplatz, auf der Heide und beim Damwild auf und wurde dort gesichtet. Sie wurde mehrmals am Tag und auch in der Nacht auf Wildtierkameras gesehen.

Wir standen in ständigem Kontakt mit dem Ordnungsamt, und dem Vet. Amt vom Kreis Borken. Das Medieninteresse für diesen Wolf war groß. Die Lokalpresse meldete schon Dienstagabend online und am Mittwochmorgen, dass ein Wolf aus dem Wildpark Anholter Schweiz ausgebrochen war. Ein Holländer teilte uns per Telefon mit, dass er den Wolf schon am Sonntag (03.09.) in den Niederlanden gesichtet und ihn angefahren hat. Viele gutgemeinte Ratschläge gingen bei Facebook und Co. und per Telefon ein. An diesem und am nächten Tag unterstützte uns Herr Schmitt vom Vet. Amt Borken. Am Donnerstag wurde er dann im münsterländischen Vreden gesehen. Die Lebendfalle, der Ansitz und Heubrücke wurden installiert, waren aber erfolglos. Der Köder jedoch wurde vom Wolf nachts dankend angenommen und durch unsere Kameras aufgenommen. Nach Einbruch der Dämmerung mussten wir unser Versuche zu narkotisieren immer abbrechen, da die Narkose nicht sofort wirkt, der Wolf flieht und wir ihn auf dem Gelände nicht wiedergefunden hätten. Durch das unwegsame Gelände von 56 Ha, das sind 560 000qm (nicht umsonst nennt sich unser Wildpark – Biotopwildpark) hatte er unzählige Rückzugsmöglichkeiten und Verstecke.

Am Samstagmorgen lasen wir in der Presse, dass der Wolf nun endgültig weg sei. Ein Telefonat ging von einem angeblichen SAT1 Mitarbeiter am Samstagabend ein, der behauptete, dass er selber der böse Wolf sei. Der Wolfsexperte Heino Krannich traf am Montag, dem 11.9. bei uns ein, um uns mit seinem Wissen zu unterstützen. Zu diesem Zeitpunkt war der Wolf morgens zwischen 8 und 9 – und abends zwischen 19 und 21 Uhr zu sehen. Bis in die Dämmerung saßen wir nun in 3 Verstecken, die der Wolf schnell heraus bekam und kam erst dann an die Köderstelle, als wir kurz vor Dunkelheit unsere Verstecke verließen. Der Wolf lernte schnell und durchschaute unser Tun. Wir holten uns tel. Rat bei Frank Faß Wolfsexperte vom Wolfscenter Döverden in Niedersachsen, der uns die Ratschläge gab, die wir schon umgesetzt hatten. Ich telefonierte mit Lupus – einer Organisation für Wolfsmonitoring und Forschung ansässig in Spreewitz Sachsen. Wir wussten, dass es Softcatch Fallen gibt, die das Tier am Fuß fangen, jedoch nicht verletzen. Sie gaben zu, dass es diese Fallen gibt, aber diese nicht einsetzen dürfen, da dies auf EU Ebene immer noch diskutiert und letztendlich noch verboten sind.

Am Donnerstag erreichte uns eine E-Mail, dass der Wolf im Eltener Wald gesehen worden ist.

Ab Donnerstagabend nahmen wir wieder unsere Verstecke ein. Alle gingen, – einer blieb jedoch auf seinem Ansitz sitzen, um dem Wolf den Eindruck zu geben, dass alle weg seien . Der Wolf war jedoch nicht zu sehen – d. h. erst als auch der letzte Mann sein Versteck verlassen hatte.
Wir riefen viele Zoo´s und Einrichtungen an, um weitere Pers. mit Narkosegewehren anzufordern. Dies erwies sich als schwierig, da viele arbeiten mussten und andere auf der EAZA Konferenz ( Europ. Vereinigung für Zoo´s und Aquarien) waren. Abgesehen davon stellten wir fest, dass es eigentlich viel zu wenig Personen gibt, die autorisiert sind, mit Narkosegewehren zu schießen.

Am Freitag (15.9.) hatten wir Erfolg – so dachten wir und forderten die Feuerwehr Isselburg an, die uns beim Suchen mit 20 Mann halfen. Er wurde getroffen, gehen aber davon aus, dass der Pfeil nicht ausgelöst, oder am Schulterblatt abgeprallt ist. Außerdem stand uns noch ein Herr vom Vet. Amt Recklinghausen mit seiner Narkosewaffe zur Seite. Leider fanden wir den Wolf nicht wieder. Es sei zu erwähnen, dass bei einem Narkosegewehr die Chance zu treffen am größten bei max. 15m liegt. Außerdem handelt es sich nicht um eine Zielscheibe, sondern um ein Tier in Bewegung, dass in den Oberschenkel oder Kruppe getroffen werden muss. Die Suche mit dem Hund von Heino Krannich war erfolglos, da der Wolf nun dieses Areal ständig durchquert hatte und der Hund keine direkte Fährte mehr aufnehmen konnte. Am Samstagmorgen bauten wir Absperrzäune auf, um den Wolf in die Richtung zu lenken, in die er sollte um ihn mit dem Narkosegewehr treffen zu können. Dieses mal unterstützten uns die Feuerwehr aus Werth wieder mit 10 Pers. und einer Wärmebildkamera.

Er ging über die Überzäunung, übersprang 2 Personen und war weg. Am Außenzaun, an dem er entlang lief, war auch eine Sperre, an der er versuchte durchzukommen und biss Herrn Schwartke in den Fuß – Gott sei Dank hatte er Stahlkappenschuhe an. Zu dem Zeitpunkt stand der Wolf mittlerweile so unter Adrenalin und Panik, dass wir die Aktion sofort abbrechen mussten. Nun wussten wir, dass der Wolf jegliche Scheu vorm Menschen und vor Zäunen verloren hatte.

Am heutigen Sonntagmorgen versuchten wir mit einer kleinen Mannschaft nochmals den Wolf in die Richtung zu drücken, wo wieder Frau Dr. Anne Brömmling mit ihrem Narkosegewehr stand. Außerdem forderten wir aus dem oben angegeben Grund Kugelschützen an um uns selbst zu schützen. Leider konnten wir ihn nicht mehr dort hin leiten, wo eine Narkose mittels Distanzimmobilisation möglich gewesen wäre. Er hatte wieder gelernt, dass diese Strecke nicht gut ist. Er hielt sich nur noch am Außenzaun der Pferdehorster Straße auf. Als er versuchte, den Zaun zu überspringen, mussten wir schweren Herzens schießen.

Wenn im Wildpark wieder Ruhe eingekehrt ist, wird der Außenzaun des Wolfsgeheges noch mit zusätzlichen Matten im oberen Teil des Zaunes nachgerüstet und das Absperrgehege wird mit einem Maschendraht überspannt. Wir bedanken uns bei den Followern in den sozialen Netzwerken und bei den Medien, die uns Zuspruch gaben, viel Verständnis zeigten und uns Glück wünschten. Wir danken dem Ordnungsamt der Stadt Isselburg und der Feuerwehr Isselburg/Anholt und Werth für die gute und konstruktive Zusammenarbeit. Besonderem Dank gilt jedoch Frau Dr. Anne Brömmling und unseren Mitarbeitern, die uns zu jeder Tag- und Nachtzeit zur Verfügung standen