BM-Kandidaten präsentieren sich einem breiten Publikum

Es war voll. So voll, dass einige Leute sogar draußen bleiben mussten. Das PZ in der Isselburger Verbundschule platzte aus allen Nähten, als sich dort gestern Abend die drei Bürgermeisterkandidaten präsentierten. Die Veranstaltung wurde vom BBV organisiert und von den beiden Redakteurinnen Claudia Feld und Eva Dahlmann moderiert. Hauptpersonen waren freilich die drei Kandidaten Olaf Roßmüller, Michael Carbanje und Johannes Epping.

Hochwasserschutz für Isselburg

Zu Beginn wurde jeder der drei Kandidaten mit einem kurzen Videoeinspieler vorgestellt. Danach ging es dann auch schon ans Eingemachte. Hochwasserschutzkonzept! Das Problem, das über allem schwebt. Was passiert, wenn das Wasser kommt? Johannes Epping will als erstes mit den anliegenden Landwirten sprechen, die möglicherweise ihr Land als kurzfristige Überflutungsfläche zur Verfügung stellen sollen. Michael Carbanje wies darauf hin, dass die Kommunen weiter oben, wie auch Hamminkeln, dafür sorgen müssen, dass erst gar nicht so viel Wasser nach Isselburg kommt. Isselburg hat ein Hochwasserschutzkonzept erstellt. Jetzt müsse, so Carbanje, daran gearbeitet werden, es in Zusammenarbeit mit den andernen Isselanreinern umzusetzten. Olaf Roßmüller sieht dies ähnlich. Allerdings steht der CDU-Kandidat auf dem Standpunkt, dass man letztendlich nicht warten könne, bis so ein Konzept umgesetzt sei. „Wenn morgen das Wasser kommt, muss man auch kurzfristig Maßnahmen ergreifen, wie etwa an bestimmten Stellen den Deich öffnen, um Wasser abfließen zu lassen“. An welchen Stellen dies möglich sei, ließ er offen.

Schnelles Internet für alle

Ein großes Thema war auch die Breitbandversorgung. Isselburg, Anholt und Werth sind im Grunde gut versorgt. Es hapert allerdings in den ländlichen Außenbereichen. Johannes Epping hatte sich in der Vergangenheit vor allem bei der Deutschen Glasfaser vehement für die Versorgung Heeldens eingesetzt. „Ich hab oft mit denen telefoniert und gemailt. Wurde die Versorgung zunächst noch in Aussicht gestellt, ist das Ganze später dann komplett eingeschlafen“, erklärte Epping etwas resignierend. Mehr Zuversicht bei den Betroffenen Bewohnern konnte da schon Michael Carbanje verbreiten. Eine europaweite Ausschreibung ist im Gange und drei Anbieter haben bereits ein Angebot eingereicht. Allerdings nur mit einer Versorgungsquote von 95 Prozent. Wie Carbanje erklärte, sei dies nicht genug. Man habe die Anbieter darauf hingewiesen, dass eine hundertprozentige Versorgung gewährleistet sein muss und die Unternehmen aufgefordert, ihre Angebote dahingehend nachzubessern.

Ärztliche Versorgung

Wie geht es weiter mit der ärztlichen Versorgung? Auch das kam gestern zur Sprache. Alle drei Kandidaten sehen es als schwierig an, junge Hausärzte nach Isselburg zu holen. „Man muss die Grundlagen dafür schaffen und Isselburg für die jungen Mediziner attraktiv machen“, war der allgemeine Tenor. Der Beitritt zum Ärztenetzwerk „Bohris“ sei ein erster Schritt. Aber die drei Kandidaten waren sich darin einig, dass man als Stadt auch Geld in die Hand nehmen muss, um Ärzte nach Isselburg zu holen. Das geplante Ärztehaus am Anholter Augustahospital, auch wenn es zunächst nur für Fachärzte gedacht ist, würde sicherlich unterstützend wirken.

Freies Reden will gelernt sein

Freies Reden, noch dazu vor Publikum, ist nun nicht jedermanns Sache. Da hatten sich die beiden Moderatorinnen für die Kandidaten ein kleines Spielchen ausgedacht. Eine Eröffnungsrede für ein bestimmtes Vorhaben. Jeder Kandidat durfte einen Umschlag ziehen, in dem „sein Thema“ steckte. Michael Carbanje durfte zu seiner Freude ein Waldschwimmbad am Vehlinger Wolfssee eröffnen. Johannes Epping freute sich nicht minder, eine Minigolfanlage in Herzebocholt seiner Bestimmung zu übergeben. Olaf Roßmüller konnte verkünden, dass der Löschzug Isselburg nun endlich in sein neues Domizil umgezogen ist und in dem alten Gebäude ein Kino mit 25 Sitzplätzen eröffnet werde.

Bürger zeigten Problemfelder auf

Schwierig wurde es für Carbanje, Roßmüller und Epping zum Schluss, als die Besucher Fragen an einen bestimmten oder an alle Kandidaten richten konnten. Da kamen dann die Herzenwünsche der Bewohner zur Sprache. Der unrühmliche Zustand der städtischen Straßen. Alle Kandidaten räumten ein, dass man in der Vergangenheit das Thema nicht intensiv genug angegangen sei. Allerdings machten sie auch klar, dass wenn eine Straße saniert wird, die Anlieger sich an den Kosten beteiligen müssten. Die Sauberkeit der Stadt war ebenfalls ein Thema. Hier kam vor allem der Zustand in Anholt und und im Besonderen die Niederstraße zur Sprache.

Wer ist denn nun qualifiziert genug?

Welches Fazit kann man nun ziehen? Hat der Auftritt der drei Kandidaten die Besucher nun bei der Entscheidungsfindung geholfen? Wahrscheinlich eher nicht, denn die Kandidaten waren sich in ihren Ausführungen oftmals sehr ähnlich. Welche Qualifikationen muss ein Bürgermeister haben? Nach Ansicht von Olaf Roßmüller muss der Bürgermeister Führungsqualitäten haben. Unbedinges Fachwissen sind seiner Ansicht nach eher nicht erforderlich. „Das haben ja die Fachbereiche und deren Mitarbeiter“. Dies sieht Johannes Epping ähnlich und verweist darauf, dass er im Rahmen seiner verschiedenen Tätigkeiten Menschen führen musste. „Und die waren immer sehr zufrieden mit mir“, erklärte Epping. Aber reicht das, um das Amt des Bürgermeisters auszuüben? Kann man einen Betrieb leiten ohne das nötige Fachwissen zu haben? Bei Michael Carbanje stellt sich die Frage mit dem Fachwissen nicht. Seit 27 Jahre in der Verwaltung und seit 2015 als Leiter des Bauamtes sprechen für sich. Aber wie ist es um seine Führungsqualität bestellt? Bevor der Beigeordnete Alexander Lin nach Isselburg kam, war Carbanje bereits offizieller Vertreter des Bürgermeisters. Ob er in dieser Zeit die Gelegenheit bekam, Führungsqualtät nachzuweisen, ist nicht bekannt.

Kein Sieger aber ein Verlierer

Nimmt man die Meinung einiger Besucher zum Maßstab, dann kann man als Fazit der Veranstaltung sagen, dass es gestern Abend keinen Sieger, aber einen Verlierer gab. Viele Besucher sehen bei der Wahl am kommenden Sonntag ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Michael Carbanje und Olaf Roßmüller. Johannes Epping werden kaum Siegchancen eingeräumt. Ob es nach der Wahl einen neuen Bürgermeister gibt, ist derzeit noch völlig offen. Nur der Kandidat, der mindestens fünfzig Prozent der Stimmen auf sich vereinigt, wird Bürgermeister. Schafft das keiner der Kandidaten, gibt es am 28. Januar eine Stichwahl zwischen den Beiden, die am Sonntag die meisten Stimmen erhalten. Der Kandidat mit den wenigsten Stimmen, scheidet aus dem Rennen aus.

Fotos: Frithjof Nowakewitz

Kommentar von Werner Geerißen