Dieter Knaven reinigt Rinnsteine der Niederstraße

Es ist schon auffällig, dass Anholt, das einstmals von den Anholtern selbst als „Perle des Münsterlandes“ bezeichnet wurde, zusehens an Attraktivität verliert. Und das stimmungsmäßig auch bei den eigenen Bürgern. Daran wird auch der neue Anstrich des historischen Rathauses nichts ändern. Ein großes Ärgernis ist die fehlende Sauberkeit, gerade im Ortskern. Der Platz zwischen dem Rathaus und der St. Pankratiuskirche, der Weg entlang am Stadtgraben, an dem das Gelände schon fast ein Jahr nach einer Erneuerung schreit, der Markt und vor allem die Niederstraße animieren jeden Besucher dazu, schnellstens wieder zu verschwinden.

„Es passiert ja nichts“

Dieter Knaven, ein Anholter Urgestein und längst im Rentenalter hatte nun die Nase voll. Mit Enkel Miles war er am vergangen Samstag auf der Niederstraße damit beschäftigt, an beiden Seiten den Rinnstein zwischen der Kreuzung „Markt-Schl0ßstraße“ und der Kreuzung „Gendringer- und Kleverstraße“ zu reinigen. Mit Besen, Schaufel, Kehrblech und Eimern.“Es passiert ja nichts und jetzt hatte ich die Nase voll“, erklärte Knaven. Abgesichert durch ein Warndreieck und einem selbstgemalten Schild, auf dem die Aktion hingewiesen wurde, waren Opa und Enkel Knaven fast drei Stunden mit der Reinigungsaktion beschäftigt.

Der Mann mit der Kehrmaschine

Schon bei der Vorstellung der Bürgermeisterkandidaten am 9. Januar im PZ hatte Dieter Knaven darum gebeten, doch mal dafür zu sorgen, dass der Rinnstein der Niederstraße gereinigt wird. Getan hatte sich freilich nichts. „Dabei fährt doch der Mann vom Bauhof mit der Kehrmaschine mindestens einmal in der Woche morgens von Isselburg nach Anholt und nachmittags zurück, da könnte der doch den Rinnstein reinigen. Morgens die eine Seite, nachmittags die andere“, erklärte Knaven. Dies sehen auch einige Anlieger der Straße so. Wie sich Samstag zeigte, waren die Reinigungsarbeiten nicht ganz ungefährlich. Die Fahrbahn ist relativ schmal, so dass die beiden Saubermänner auf den Bürgersteig gehen mussten, um nicht überfahren zu werden.

Fotos: Frithjof Nowakewitz

Kommentar

Im vergangenen Jahr wurde Isselburg Mitglied im Naturpark Hohe Mark–Westmünsterland e.V. Ziel dieser Mitgliedschaft ist es unter anderem, den Tourismus zu fördern. Da muss man sich schon die Frage stellen, ob dieses Vorhaben gelingt, wenn nicht mal die Grundvoraussetzungen durch die Stadt geschaffen werden. Lädt man sich Gäste ein, sorgt man vorher für eine saubere Wohnung. Dieses Prinzip scheint in der Verwaltung bei der Werbung um Besucher aber nicht zu ziehen. Es ist richtig, dass man nicht alles auf die Stadtverwaltung abladen kann. An vielen unschönen Dingen haben auch die Bürger ihren Anteil. Aber wenn es die Verwaltung auf ihrem eigenen städtischen Gelände in Puncto Sauberkeit schludern lässt, wird sie auch die Bürger nicht dazu animieren können, einen Besen in die Hand zu nehmen. Anholt hat viele schöne Sehenswürdigkeiten, die für Besucher interessant sind. Dazu zählt beileibe nicht nur die Wasserburg mit ihrem Park oder die Anholter Schweiz. Auch der Markt mit Rathaus und Gastronomie könnte ein Besuchermagnet sein. Aber dann sollte es dort, wie an allen anderen Stellen sauber und gepflegt sein. Der gepflegteste Platz in Anholt ist der Friedhof. Und das ist auch gut so. Allerdings kommen dort keine Touristen hin. Demzufolge sollten die übrigen städtischen Stellen genauso sauber und ordentlich sein, wie eben der Friedhof. Dannn würden vielleicht noch mehr Besucher nach Anholt kommen und vielleicht auch länger bleiben. Das Ergebnis wäre mehr Umsatz bei der mittlerweile zahlreichen Gastronomie und demzufolge mehr Steuereinnahmen für die Stadt. Der Pflegeaufwand würde sich so also refinanzieren. Michael Carbanje, der Mitte der Woche offiziell sein Amt als Bürgermeister antritt, hatte sich mehr Sauberkeit in der Stadt auf die Agenda geschrieben. Es bleibt abzuwarten, wie er mit der Ankündigung umgeht.

Frithjof Nowakewitz