Musiker begeistern das Publikum in der Stadthalle

Als Kenner des Isselburger Blasorchester ist man ja, was das musikalische Können betrifft, doch schon ein bisschen verwöhnt. Was also erwartet man als Konzertbesucher von den kleinen und großen Musikern? In der Regel Unterhaltung auf einem hohen musikalischen Niveau. Wer am Sonntag das Frühlingskonzert in der Werther Stadthalle besuchte, dessen Erwartungen wurden sicherlich noch um einiges übertroffen.

Die Kleinsten zeigten sich ganz rockig

Die Isselbläser kann man getrost als die Krabbelgruppe des Isselburger Blasorchester bezeichnen. Da ist schon verständlich, wenn sich fast alle kleinen Musiker meldeten, als Heinz Streuff fragte, wer denn nervös sei. Umso erstaunter muss man sein, wenn man die musikalischen Fähigkeiten der kleinsten Nachwuchsmusiker sieht und vor allem hört. Unter der Leitung von Ralf Schmittkamp zeigten die Kleinen mit dem im Techno-Pol-Stil geschriebene Stück „Rock March“ von Kees Vlak,  das, was der Name vespricht: einen rockigen, mitreißenden Marsch. Es schlossen sich dann Gospel-Hits aus der Orchesterschule „Bläserkreis live“ von Jan de Haan an. Den Abschluss bildete ein Stück der „First Class on Tour“, dass auf das englische Volkslied „Good Night Ladys“ basierte. Für ihre Darbietung erhielten die kleinen Musiker vom Publikum den verdienten Beifall.

Stimmliche Unterstützung für das Jugendblasorchester

Eine Schippe drauf legte dann das Jugendblasorchester unter der Leitung von Guido Schrader. Die Musiker starteten ihre Vorführung mit „Variazioni in Blue“ von Jacob de Haan. Das Stück besteht aus einer Reihe von Variationen, die auf melodische Blues-Elemente basieren. Es folgte „Carmina burana“ von Carl Orff. Der Komponist erfand ganz neue, oft mitreißende und tänzerische Rhytmen zu den alten Texten und setzte ganz auf die Kraft der Melodien. Der nächste Titel des Jugendblasorchester passte genau in den Tag und in das Wetter. „Walking on Sunshine“ erschien 1985 als Hit der Band „Katrin and the Waves“ und ist sicherlich vielen Menschen als Gute-Laune-Song auch aus diversen Werbespots bekannt.

Diesmal blieb es nicht nur bei dem instrumentalen Teil, denn mit Svenja Dunkerbeck als Sängerin bekam dieser Teil des Programms eine ganz neue und vom Publikum gefeierte Art der Darbietung. Dies galt auch für den nächsten Titel. „Hinterm Horizont“ von Udo Lindenberg erzählt die Liebesgeschichte zwischen dem westdeutschen Rockstar und dem Mädchen aus dem Ostberlin der 1980er Jahre bis zum ersehnten Mauerfall. Auch in diesem Stück wurde das Jugendblasorchester vom Gesang unterstützt. Svenja Dunkerbeck und Marcel Theißen waren die Solisten.

„Eigentlich sind die Stücke ja nicht für Gesang vorgesehen, aber wir haben das Ganze ein wenig angepasst“, erklärte Guido Schrader. Diese Anpassung ist außerordentlich gut gelungen, wenn man den Beifall des Publikums als Maßstab nimmt. Mit Musik aus dem Film „Drachenzähmen leicht gemacht“ und einem Medley aus den Filmmusiken Miss Daisy und ihr Chauffeur, Gladiator, Madagaskar, sowie der König der Löwen und Fluch der Karibik beendete das Jugendblasorchester seinen Part. Eigentlich. Denn so ganz ohne Zugabe kamen die Musiker und die sängerischen Solisten nicht von der Bühne.

Vom Flamenco bis zum Sternenhimmel

Das Isselburger Blasorchester hatte unter der Leitung von Jaak Notebaert vier Acts auf dem Programm. Zunächst ging es musikalisch auf die iberische Halbinsel nach Spanien. Dort, wo der Flamenco Zuhause ist. „Danza Sinfonica“ von James Barnes ist in gewisser Weise rhapsodisch angelegt und teilweise eine Folge von Variationen. Die Komposition ist durchzogen von klangvollen solistischen Passagen, strahlenden Ausbrüchen des ganzen Orchesters und überraschenden Harmoniewechseln. Mit „Windows of the World“ von Peter Graham folgte eine musikalische Weltreise, die in den USA, dem Schmeltiegel der Kulturen endet. Es folgte dann die „Overture to Colas Breugnon“ von Dimitri Kabelevski. Zum Abschluss ging es auf eine Reise durch die musikalischen 80er zur „Neuen Deutschen Welle“. Mit den Popsongs „Skandal im Sperrbezirk“, „Ohne dich“, „1000 und 1 Nacht“, „Sternenhimmel“ und „Rock me Amadeus“ animierten die Musiker des Blasorchester den einen oder anderen Besucher zum Mitsingen.

Das Frühlingskonzert, bei dem wie immer kein Eintritt erhoben, aber um Spenden gebeten wurde, war eine musikalische Reise durch mehrere Musikepochen, Musikstile und durch viele Länder. Und das in ca. zwei Stunden mit drei hervorragenden Orchestern und zwei tollen Solisten.

Fotos: Frithjof Nowakewitz

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