1978 fing alles an. Die Familien Paus und Gasseling starteten im Mai auf der Wiese an der Anholter Gruftkapelle an der Regniet in kleinem Rahmen mit „fast“ normalen Treckern, die ansonsten für die tägliche Landwirtschaft genutzt wurden. Von dem Virus wurden sie befallen, als sie in den benachbarten Niederlanden 1977 erstmalig einen „Trecker Treck“ sahen. Eigentlich kommt der Sport aus den USA, wo zu der Zeit bereits PS-Monster der größeren Art den Bremswagen zogen.
Deutsch-Amerikanische Co-produktion
Apropos Bremswagen: Den ersten richtigen Bremswagen bauten die Anholter mit amerikanischer Unterstützung. Und diese freundschaftliche Verbindung zwischen den amerikanischen und anholter Treckerfreunden besteht noch heute. So war es nicht verwunderlich, dass die Anholter ihre amerikanischen Freunde zum jetzigen 40-jährigen Jubiläum des Anholter „Tractor-Pulling“ eingeladen hatten. Tobias und Conny Paus überreichten den Gästen eine große zweigeteilte Fahne, die die amerikanischen und deutschen Farben zeigte.
Ohne Sponsoren und Helfer läuft nichts
Mitorganisator Jan-Bernd Peters plauderte ein bisschen aus dem Nähkästchen, was das Drumherum des Anholter Tractor-Pullings betrifft. „Wir haben einen Stamm von fünf Organisatoren und ungefähr 130 Helfer und Helferinnen“, erklärte Peters und betonte, dass so eine Veranstaltung ohne so viele helfende Hände nicht möglich wäre. Sicher ist aber auch, dass ohne Geld überhaupt nichts geht. „Wir haben einen Etat von 80.000 bis 100.000 Euro“, erklärte Jan-Bernd Peters. Diese Summen sind natürlich aus den Eintrittsgeldern nicht zu erwirtschaften. Peters machte deutlich, dass es ohne die vielen Sponsoren die Veranstaltung nicht gäbe.Und mit Sponsoren sind nicht nur die gemeint, die die Sache finanziell unterstützen. Auch die vielen Privatleute und Firmen, die sich mit Manpower und dinglicher Unterstützung beteiligen sind im Grunde unverzichtbar. So hat ein Unternehmen beispielsweise drei Kilometer Bauzaun zur Absperrung bereitgestellt. Einfach so!
Bremswagen konnte 10.000 PS nicht aufhalten
Zu Beginn der 80er Jahre war die Veranstaltung die Einzige in Deutschland und die Größte in Europa. Dies hat sich mittlerweile geändert. Aber das Anholter Tractor-Pulling hat, so Jan-Bernd Peters, noch einen sehr hohen Stellenwert in Europa. Und so war es nicht verwunderlich, dass man in diesem Jahr dem Publikum als Gaststarter ein 10.000 PS-Monster aus Italien präsentieren konnte. Und damit ist „Four no Hemi“ der wahrscheinlich stärkste Tractor, der je in Anholt gestartet ist. Und mit dem Museums-Gigant gab es den wohl stärksten Tractor der 80er Jahre als Ausstellungsstück zu sehen.
Lokalmatador Carsten Heisterkamp holte Tagessieg
Die ca. 1.000 Zuschauer am Samstag und die 4.000 bis 5.000 Besucher am Sonntag sahen Motorsport vom Feinsten. Die Veranstaltung bot alles, was das Tractor-Pulling aus macht. Einige PS-Giganten benötigten gar nicht den Bremswagen, um ausgebremst zu werden. Bei einem streikte die Lenkung, bei einem anderen gab einer der beiden Motoren den Geist auf. Und das weit vor der Full-Pull-Marke. Lokalmatador Carsten Heisterkamp schaffte mit „No Risk No Fun“ den Tagessieg. Dies gelang ebenfalls das Team Zeinstra mit dem „Green Gangster Deere“ in der Kategorie Superstock.
„Voice auf Tractor-Pulling“ sorgte für beste Unterhaltung
Insgesamt waren an den beiden Tagen 305 angemeldete Traktoren der unterschiedlichsten Größe und Stärke aus Deutschland, der Niederlande, sowie aus Luxemburg und Schweden am Start. Vergessen sollte man an dieser Stelle auch nicht „The Voice of Tractor-Pulling“ Ulf Schnackenberg. Der Mann, der seit Jahren in der Pulling-Szene das Mikrofon in der Hand hält und in seiner lockeren Art fachlich und sachlich perfekt durch die Veranstaltung führte, war auch ein Teil einer perfekten Veranstaltung.
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