Erbprinz Emanuel bekräftigt die Verbundenheit mit Anholt

Das Schützenfest in Anholt ist mit dem Krönungsball am Montag zu Ende gegangen. Für alle Beteiligten war es sicherlich eine fantastische Veranstaltung über alle vier Tage. Aufgrund des Jubiläums „525 Jahre Schützenwesen“ in Anholt fand der Festakt am Samstag an der Wasserburg statt. Vereine, Musikgruppen und nicht zuletzt viele Besucher aus Anholt und der näheren Umgebung gaben dem Ganzen im Beisein der Fürstenfamilie den würdigen Rahmen.

Präsident Detlef van Dellen, Bürgermeister Michael Carbanje und Paul Krusen als Vertreter aller Schützenvereine in Isselburg sprachen Grußworte. Die bemerkenswertesten Worte kamen allerdings von ganz anderer Seite. Erbprinz Emanuel zu Salm-Salm dokumentierte durch seine Rede nachhaltig die Nähe des Fürstenhauses zu Anholt, seinen Bürgern und eben auch zum Bürgerschützenverein. Damit nicht nur diejenigen von der Rede des Erbprinzen Kenntnis erhalten, die am Samstag der Veranstaltung beiwohnten, sondern auch die IL-Leser, ist die Rede in der Originalfassung nachfolgend noch einmal nachzulesen.

„Sehr verehrte Majestäten, liebe Anholter Schützen, Hochwürden, sehr geehrter Pastor Winkel, sehr geehrter Bürgermeister Carbanje, sehr geehrter Herr Präsident van Dellen!

Schützenwesen ist Brauchtum und Schützenwesen ist Volksgut; beides sind Teile unserer kulturellen Identität. Traditionen zu erhalten und an die kommenden Generationen weiterzugeben war schon immer Anliegen meiner seit fast 400 Jahren mit Anholt so eng verbundenen Familie. Von diesen 400 Jahren stehen 85 Jahre heute neben mir und es macht mich besonders stolz zum ersten Mal offiziell in Gegenwart meines Vaters vor unseren Anholtern zu sprechen. 525 Jahre ist eine stolze Zahl, ein fettes halbes Jahrtausend und ich habe mich sehr gefreut, als mir ihr Präsident die Schirmherrschaft zu diesem Jubelfest angetragen hat. Nochmals herzlichen Dank für diese Ehre.

Liebe Festgäste, meine persönliche Verbundenheit zum Schützenwesen als Hochmeister von mehr als 350.000 Historischen Schützen speist sich nicht primär aus dem was wir tun, sondern vielmehr aus dem warum wir etwas tun. Entscheidend ist für mich das Motiv und die Grundlage unseres schützenbrüderlichen Handelns. Und das ist unser christliches Menschenbild. Selbst wer sich nicht zum Christentum bekennt, muss anerkennen, dass das christliche Menschenbild zwar den Namen einer Weltreligion in sich trägt, aber eben niemanden ausschließt oder herabsetzt, der sich nicht zum Christentum bekennt. Insofern können wir Schützen stolz sein auf das was uns ausmacht und auf das was wir tun. Denn wir wissen aus welchem Grund wir es tun.

Unsere Bräuche spiegeln Traditionen, die wir seit Jahrhunderten pflegen. Mundart, Liedgut, musizieren, fahnenschwenken, sportliches Schießen und praktizierter Glaube gehen dabei eine enge Verbindung ein. Wir engagieren uns für unsere Heimatregion und die Menschen die dort leben. Unsere Bräuche sind gewachsen nicht von Autoritäten verordnet. Wie viele Bruderschaften und Vereine anderenorts, seid ihr ein wichtiger Bestandteil des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens unserer Heimat. Nicht umsonst wurde das Schützenwesen 2016 durch die UNESCO zum Immateriellen Kulturerbe erklärt. Somit können wir mit Stolz sagen, daß das Brauchtum der Schützen gebraucht wird.

Schützen zeigen aber auch aktiv Flagge in Staat und Gesellschaft. Dies ist notwendig, denn unser gewohntes Leben verändert sich in immer kürzer werdenden Abständen und der Blick auf das Wesentliche droht dabei schon mal verloren zu gehen. Es sind Menschen wie ihr, die sich diesen Entwicklungen entgegenstellen. Ihr bietet in euren Vereinen den sozialen Halt, den viele anderswo nicht finden oder der ihnen verwehrt wird.

Wichtig und wertvoll ist für mich vor allem aber auch, dass junge Menschen bei uns den Wert des Gemeinsinns erfahren. Jugendliche lernen bei euch soziale Kompetenz und den Wert aktiver Mitarbeit.

Jenen, die im wahrsten Sinne des Wortes in der Mitte des Lebens stehen und deren persönliche Lebensumstände es zulassen, sich einzubringen, dies aber nicht tun. Ja denen muss man auch mal sagen dürfen: Bringt euch ein und gebt was zurück!

Liebe Schützenschwerstern und Schützenbrüder, liebe Anholter, was ihr hier vor Ort auf die Beine stellt und in eurem unmittelbaren Umfeld leistet, ist ganz großartig! Was jeder Anholter Schütze auch im Verborgenen an unentgeltlicher und caritativer Arbeit oder bei der sozialen Integration leisten ist unbezahlbar. Angesichts dieses herausragenden bürgerschaftlichen Engagements möchte ich deshalb an dieser Stelle der ganzen Schützenfamilie und besonders den Jungschützen herzlich für diesen Einsatz danken. Zeigt bitte weiterhin, welch hohen Stellenwert die demokratisch geprägte Gemeinschaft für uns Schützen hat. Nehmt die Menschen in eure Reihen auf, die diese Werte suchen und seit ein Vorbild durch ehrenamtliches Engagement in Vereinen, Kirche und politischen Gremien. Euch gelingt dies ja schon seit mehr als 500 Jahren. Weiter so! Bewahrt Euch dieses Engagement auch in den nächsten Jahrhunderten.

Euch und allen anwesenden Gästen wünsche ich Gottes Segen und uns allen über die nächsten Tage ein gelungenes und ausgelassenes Fest. Ich danke für eure Aufmerksamkeit!“

Fotos: Frithjof Nowakewitz