Auch wenn die neue Stromtrasse von Wesel nach Doetinchem schon seit dem 23. August einseitig Strom führt, feierten heute die beiden Firmen Amprion (Deutschland) und TenneT (Niederlande) die offizielle Inbetriebnahme der 380-kv-Leitung. Hierzu hatten die beiden Firmen etwa 250 Gäste in ein großes Zelt geladen, dass „fast“ genau auf der Grenze der beiden Länder in etwa zwischen der Regnit in Anholt und der Brüggenhütte stand.
Natürlich waren die Repräsentanten der beiden Firmen da, die das Projekt größtenteils in englischer Sprache beschrieben. Die Besucher, die des englischen nicht mächtig waren, konnten sich das Gesprochene über Kopfhörer simultan übersetzen lassen. In erster Linie ging es bei den einzelnen Reden um technische Belange. Von Wesel bis zur Grenze baute die Firma Amprion ca. 35 Kilometer Leitung. Die letzten sieben Kilometer, vom Umspannwerk in Millingen bis zur niederländischen Grenze wurden sogenannte Vollmantelmasten eingesetzt. Laut Amprion ist diese Art der Masten erstmalig verbaut worden. Dies hat hin und wieder an manchen Stellen zu besonderen Problemen geführt, weil die Untergründe in den Wiesen, vor allem nach den starken Regenfällen im Juni 2016 nicht immer für ein Gesamtgewicht von ca. 90 Tonnen, bestehend aus Hubfahrzeug und Mastteil, geeignet waren. Wie Amprion-Pressesprecher Dr. Andreas Preuß erklärte, hat der Abschnitt mit den Vollmantelmasten 27 Millionen Euro gekostet. Die Gesamtinvestitionen für die Strecke von Wesel bis zur Grenze belaufen sich auf 105 Millionen Euro.
Michael Gessner (Foto links) aus dem NRW-Ministerium für Wirtschaft sprach davon, dass es wichtig war, dass aufgrund der unterschiedlichen Mastenart auf deutscher und niederländischer Seite kein Bruch entstand. In dem Zusammenhang betonte Gessner, dass Nordrhein-Westfalen ganz weit vorn bei der Realisierung der Energievorsorge sei. „Hier ist der perfekte Ort, um das gemeinschaftliche Projekt zu feiern“, freute sich Gessner vor allem über die erfolgreiche, länderübergreifende Zusammenarbeit.
Insgesamt hat die Planungs- und Erstellungsphase auf deutscher Seite rund zehn Jahre gedauert. Einverstanden mit dem Vorhaben waren in der Planungsphase beileibe nicht alle Bürger aus dem Umfeld der geplanten Leitung. Zeitweise wurde heftig über drohende Gesundheitsschäden, sowie Beeinträchtigungen für die Natur und die Tierwelt debattiert. Hauptsächlich stand der Wunsch im Raum, die Leitungen nicht über-, sondern unterirdisch zu verlegen. Angesprochen auf diese Variante erklärte Dr. Andreas Preuß, dass dies vom Gesetzgeber im hiesigen Abschnitt nicht vorgesehen war. „Es gibt nur einige wenige Stellen in Deutschland, an denen die Leitungen in kurzen Streckenabschnitten unterirdisch verlegt wurden. Dieser Streckenabschnitt gehörte nicht dazu“.
Derzeit wird die Leitung noch mit „halber Kraft“ genutzt. Ab November wird dann auch die zweite Phase der Stromeinspeisung vorgenommen, so dass die Leitung dann in voller Auslastung Strom führt.
Fotos: Frithjof Nowakewitz