Studenten stellten den energetischen Ist-Zustand der Hauptschule dar

Es war das, worauf Politiker und Verwaltung gewartet haben. Auf das Ergebnis der energetischen Untersuchung des Hauptschulgebäudes am Stromberg. Studenten der Hochschule Niederrhein hatten in den letzten Monaten das Gebäude untersucht und in einer wissenschaftlichen Studie bewertet. Das Ergebnis war niederschmetternd.

Am vergangenen Freitag stellten die Studenten in der Mensa der Hauptschule ihre Ergebnisse vor. Aufgezeigt wurde nicht nur der katastrophale energetische Ist-Zustand, sondern auch das, was gemacht werden muss, um das Gebäude ab 2022 für eine Schule in freier Trägerschaft zu nutzen. Die Anwesenden aus Politik, Verwaltung und dem Verein „Schule für Isselburg“ lauschten gespannt den Ausführungen. Deutlich wurde, dass das Gebäude fast ein energetischer Totalschaden ist. Überwiegend besteht das Gebäude aus Fenstern, die beispielsweise an manchen Stellen nur aus einer Einscheibenverglasung besteht. Allerdings wäre es nach den Ausführungen der Studenten möglich, mit dem Einbau neuer zeitgemäßen Fenstern, einer neuen Dachisolierung, neuen zeitgemäßen Leuchtmitteln und einer Photovoltaikanlage auf dem Dach die Energiekosten um die Hälfte zu senken und das Gebäude damit in einen zeitgemäßen Zustand zu versetzen. Energetisch gesehen. „Und dies müssen Sie, sofern Sie das Gebäude weiter sinnvoll nutzen, ohnehin angehen“, erklärte Prof. Dr.-Ing. Joachim Schettel. Die Bewertung der übrigen Sanierungsmaßnahmen, wie etwa die erforderliche neue Dachhaut, war nicht Teil der Studie und wurden demzufolge auch nicht in der Kalkulation berücksichtigt. Was die finanziellen Aufwendung von ca. 700.000 Euro für die energetischen Maßnahmen betrifft, wurde klar, dass die sich im Laufe von 20 Jahre durch die Einsparung der Hälfte der jetzigen Energiekosten amortisieren würden.

Einigkeit sieht anders aus

Im Anschluss an der Präsentation wurde es dann etwas hitzig. Es entbrannte eine intensive Diskussion zwischen einzelnen Politikern und den Mitgliedern des Vereins „Schule für Isselburg“. Das Mitglied Babett Günther führte an, dass es, sofern es keine weiterführende Schule in Isselburg gibt, zu einem massiven Abwandern von Schülern nach Rees und Bocholt und damit auch von fehlenden Auszubildenden für die örtlichen Betriebe käme. Dies wies Uwe Übelacker, zumindest für den Bereich Rees zurück. Derzeitigen Isselburger Schülern, die die Schule in Rees besuchen, wird immer empfohlen, bei der Suche nach Praktikumsstellen die Isselburger Betriebe zu kontaktieren. Felix Kleideiter wollte die Garantie, dass die Isselburger Eltern ihre Kinder auch in der neu zu gründenden Schule anmelden würden. „Die Garantie können wir Ihnen nicht geben“, erklärte Rita Nehling-Krüger. Sie erklärte, dass Mitglieder des Vereins sich, ehrenamtlich versteht sich, andere Schulen in freier Trägerschaft angeschaut haben, dass sie Gespräche mit der Bezirksregierung geführt haben, dass man Rechtsanwalt Wolfering eingeladen hatte, dass zwei Elternbefragungen durchgeführt wurden und dass der Verein alles dafür getan hat, diese Schule in freier Trägerschaft zu gründen. „Nun sind Sie am Zug“, erklärte Nehling-Krüger mit Blick auf die Politiker.

Kommentar von Frithjof Nowakewitz

Der Kelch, dass alle Schüler ab dem fünften Schuljahr in eine ortsfremde Schule gehen müssen, geht wohl an Isselburg vorbei. Verwaltung und Politik sprachen sich gestern Abend im Ausschuss für Jugend, Schule, Sport, Kultur, Soziales (JSSKS) einstimmig für die Beibehaltung des Hauptschulzweiges aus. (Ausschnitt des IL-Bericht vom 12.12.2013)

Gilt dieses Bekenntnis heute, mehr als sechs Jahre später auch noch? Damals hing das Ganze an den Anmeldezahlen der Eltern. Heute ist die Situation eine ganz andere. Denn zwei Elternbefragung des Vereins „Schule für Isselburg“ in 2018 und 2019 haben belegt, dass viele Eltern durchaus ihre Kinder in einer weiterführenden Schule in Isselburg anmelden würden, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Also sollte man meinen, dass dem Erhalt einer solchen Schule nichts im Wege steht. Wie man jetzt weiß, ist das nicht so. Vor sechs Jahre gab es ein Gebäude. Das steht auch heute noch da, allerdings in einem ziemlich erbärmlichem Zustand. Und dies nicht nur in der baulichen, sondern auch in der energetischen Substanz. Das haben die Untersuchungen der Studenten der Uni Niederrhein deutlich gezeigt. Eigentlich gibt es nur zwei Möglichkeiten: Das Gebäude für viel Geld sanieren, oder für fast genauso viel Geld abreißen. Für beides hat die Stadt kein Geld. Man hat es einfach in den vergangenen Jahren, bzw. Jahrzehnten versäumt, das Gebäude in Schuss zu halten. Gemacht wurde immer nur Stückwerk. Mal hier ein bisschen und dann später noch mal woanders ein bisschen. Heute steht dort ein Gebäude, dass, sollte es ab 2022 ein funktionierendes Schulgebäude sein, komplett saniert werden müsste. Geschätzte Kosten weit mehr als eine Million Euro.

Aber wie wichtig ist eine weiterführende Schule für Isselburg? Und wie wichtig nehmen Verwaltung und Politik dieses Thema? „Der Rat der Stadt Isselburg hat den Verein „Schule für Isselburg“ ermutigt, die Gründung einer Schule in privater Trägerschaft anzugehen“. Ermutigt! Das klingt, wie „macht ihr mal, wir schauen was rauskommt“.

Einzig CDU-Mitglied Stefanie Krause hatte es am 19.09.2018 so richtig auf den Punkt gebracht: „Wir haben keine andere Chance und wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg“. Im Prinzip waren sich CDU, FDP und Grüne zu dem Zeitpunkt darin einig, diesen Weg beschreiten zu wollen. Einzig SPD-Chef Theodor Beine stand damals und wohl auch noch heute der Sache skeptisch gegenüber. Gilt das auch für die gesamte SPD? Oder auch noch für andere Ratsmitglieder? Bröckelt der Wille, dauerhaft eine weiterführende Schule in Isselburg zu haben. Felix Kleideiter wollte Garantien von Andreas Pasckert, Rita Nehling-Krüger und Babett Günther, dass auch wirklich die Mehrzahl der Eltern ihre Kinder in die Isselburger Schule schicken. Dabei müsste dem Mann klar sein, dass es für nichts, was der Mensch steuert, Garantien gibt.

Und was würde denn ab 2022 mit dem dann leerstehenden Hauptschulgebäude passieren, sollte es mit der Schule nicht klappen? Würde es als Lagerraum für die Verwaltung dienen? Dann müsste es ja weiterhin mit Strom und Heizung bewirtschaftet werden. Mit all seinen von den Studenten aufgeführten energetischen Mängeln inklusive des undichten Daches. Vielleicht bliebe es aber auch leer. Mit all den Konsequenzen. Mit diversen Kunstwerken von Sprayern an den Außenwänden, mit eingeworfenen Scheiben und ungebetenen Besuchern, sowohl menschlicher als auch tierischer Natur.

Hundert Mitglieder engagieren sich im Verein „Schule für Isselburg“. Privatpersonen und Unternehmen. Sie alle wollen die Schule in privater Trägerschaft. Die Bezirksregierung hat grünes Licht gegeben, sofern ein intaktes Gebäude vorhanden ist und die Finanzierung gesichert ist. Ein Trägerverein und Förderverein sollen gegründet werden. Aber logischerweise erst dann, wenn die Sache mit dem Schulgebäude zum positiven geklärt ist. Die Gründung solcher Vereine macht ja auch vorher keinen Sinn. Im Prinzip ist die grüne Welle geschaltet. Allerdings stehen die entscheidenden Politiker mit ihrer Unentschlossenheit derzeit noch mit einem gelben Dauerlicht im Weg. Im Sinn der Eltern, der Kinder, der Unternehmen, der Vereine und der sozialen Infrastruktur der Stadt wäre es schade, wenn aus gelben Licht ein Rotlicht würde. Die Folgen für Isselburg bei einem Scheitern des Projektes wären absehbar. Sie wären katastrophal!