191 Jahre Fahnenschwenker-Tradition geht am 1. Mai zu Ende

Seit nun 191 Jahre gibt es die Fahnenschwenker der Regniet. Zwar nicht durchgängig als eingetragener Verein, aber seit 1829 haben sich mit Ausnahme der Kriegsjahre immer wieder Männer gefunden, die mit dem Fahnenschwenken die Menschen auf Volksfesten unterhalten haben. Am 1. Mai 2020 haben sie nun ihren letzten Auftritt.

Foto: Privatbesitz von Josef Gasseling

Das Jahr 1829 ist als Gründungsjahr dokumentarisch überliefert. Freilich weiß heute niemand mehr, wer die Herren damals waren. Aber es gibt einige frühere Veranstaltungen, an denen die Fahnenschwenker teilnahmen und von denen auch heute noch die Namen bekannt sind. So waren beispielsweise beim Schützenfest 1932 in Anholt Bernd Johann, Wim Göring, Laurenz Meyer, Jan Straatmann, Heinrich Tekaat, sowie Jan und Theo Bruns dabei. „Während der Kriegsjahre lagerten die Fahnen überwiegend im Fürstenhaus“, erzählte Josef Gasseling. Ihre Wiederauferstehung erlebten die „Regnieter Jungs“ nach dem Krieg dann 1947 beim 600-jährigen Bestehen des Anholter Schützenvereins.

Das Bild zeigt die Fahnenschwenker der Regniet und aus Vehlingen mit Roland Kock (Bildmitte) Archivbild: Frithjof Nowakewitz

Die eigentliche Fortsetzung der Fahnenschwenker-Geschichte der Regniet war dann aber 1997. Es stand in Anholt das große Jubiläum „650 Jahre Stadt Anholt“ an. Viele Anholter werden sich an die grandiose Veranstaltung noch erinnern. Und auch die Regnieter Fahnenschwenker sollten und wollten dabei sein. Das Problem, so Josef Gasseling, war aber, dass sie das Fahnenschlagen erst wieder erlernen mussten. Und es gab im Unkreis nur einen Verein, der das Können vermitteln konnte. Dies waren die Vehlinger Fahnenschwenker mit dem damals 16-jährige Roland Kock. Sie brachten Franz-Josef Konnik, Georg Testroet, sowie Josef und Franz Gasseling wieder den richtigen (Fahnen)Schwung bei.

Waren die Männer der Regniet bis dahin mehr oder weniger nur eine Interessengemeinschaft, so wurden die Fahnenschwenker im Jahr nach dem großen Anholter Jubiläum zu einem eingetragenen Verein. Die Eintragung ins Vereinsregister erfolgte am 21. April 1998.

Im Laufe der Jahre gab es so viele erwähnenswerte Begebenheiten. So wurden die neuen Fahnen vom Erlös der ersten Mai-Veranstaltung der Regnieter Nachbarschaft finanziert. Ein Sponsor machte es möglich, dass das Geld dann kurzfristig an die Nachbarschaft zurück gezahlt werden konnte. Das Logo, die Regnieter Kapelle, wurde von einem Unternehmen auf Stoff gedruckt und dann von den Frauen auf die gestreiften Hemden genäht. Auch der damalige Anholter Geschäftsmann Theo Vallee war nicht ganz unbeteiligt, stiftete er doch die Mützen.

In den Jahren danach, haben die Regnieter immer wieder an Schützenfesten im näheren Umkreis, auch im benachbarten Voorst/NL als Fahnenschwenker teilgenommen. Aber die Herren sind nun soweit in die Jahre gekommen, dass man verständlicherweise an den Ruhestand denkt. Immer wieder hat man in den vergangenen Jahren versucht, neue Mitglieder zu bekommen. Allerdings immer vergebens. So sind die Mitglieder nun zu dem Entschluss gekommen, ihre Aktivitäten aus Altersgründen einzustellen. Die derzeit letzten Aktiven sind Georg Testroet, Frank Konnik, Michael Bonnes, Josef Gasseling und Franz-Josef Konnik. Leider verstarb vor kurzem der „Mann mit dem Säbel“, Adjutant Lothar Baron.

2018 feierten die Fahnenschwenker noch ihr 20-jähriges Vereinsjubiläum, an dem auch Bürgermeister Michael Carbanje (Mitte) teilnahm. (Archivbild: Frithjof Nowakewitz)

Wie Josef Gasseling erklärte, soll der Verein weiterhin bestehen bleiben, auch wenn das Fahnenschwenken nicht mehr ausgeübt wird. „Vielleicht finden sich ja in nächster Zeit doch noch einige junge Männer, die Spaß an der Fahenschwenkerei haben. Die können dann ohne große Formalitäten starten“. Der letzte Auftritt der aktuellen Regnieter Fahnenschwenker wird am 1. Mai auf dem Hof Konnik sein.