Corona! Das Virus schwebt über alles und jeden. Das öffentliche Leben liegt still. Keine Gastronomie, keine Kultur, keinen Sport. Nichts geht mehr. Da stellt sich dann die Frage, was die Menschen nun machen. Aufgrund dessen, dass Geschäfte geschlossen bleiben, immer mehr Firmen ihren Betrieb einstellen müssen und die Mitarbeiter nach Hause schicken und das Schulen und Kindergärten geschlossen bleiben, haben immer mehr Menschen ganz viel Zeit.
Für eine Familie, Mann, Frau, ein, zwei oder drei Kinder, im zweiten oder dritten Stock und kein Balkon, muss der Alltag schlichtweg zum Albtraum werden. Freizeitbeschäftigung tendiert aufgrund der verordneten Maßnahmen gegen Null. In den Nachrichten wird schon von der Zunahme häuslicher Gewalt und Gewalt gegen Kinder gesprochen. Eine Folge des ständigen Zusammenseins auf relativ engem Raum.
Der ideale Ort zum Durchatmen
Eine Möglichkeit der Freizeitnutzung wäre, in einem weitläufigen Park spazieren zu gehen. Beispielsweise im Wildpark Anholter Schweiz. Da gibt es nicht nur viel Natur in Form von Pflanzen und Bäumen, sondern auch noch eine überaus interessante Tierwelt. Der Park ist mit seinen 56 Hektar so groß, dass man den Abstand von zwei oder mehr Metern zur nächsten Person locker einhalten könnte. Geht aber nicht. Der Wildpark muss laut Verordnung geschlossen bleiben. Dabei wäre es für Familien eine Möglichkeit, aus der verordneten räumlichen Enge rauszukommen und Luft zu holen. Im wahrsten Sinn des Wortes.
Dazu hat der „Deutsche-Wildgehege-Verband“ eine ganz eigene Meinung. Der sieht nicht nur die Problematik der Menschen, die kaum noch Freizeitmöglichkeiten haben, sondern auch die Gefahr des wirtschaftlichen Sterbens solcher Parks. Nimmt man den Wildpark Anholter Schweiz als Beispiel, muss festgehalten werden, dass dort neben der Pacht auch die Kosten für Strom, Wasser, sowie für die Pflege der Gehege und die tägliche Verpflegung der ca 400 Tiere ansteht. Demzufolge können auch die angestellten Tierpfleger nicht einfach nach Hause geschickt werden. „Alle Kosten laufen weiter, aber es kommen keine Einnahmen rein“. Da hat Monika Westerhoff-Boland, Pächterin des Wildparks, verständlicherweise einige Sorgenfalten auf der Stirn. Das Personal des Schweizer Häuschen, im Ganzen sind es 14 Personen, müssen zuhause bleiben. Ebenso das Kassenpersonal. Kurzarbeitergeld wurde beantragt, muss aber vom Arbeitgeber vorfinanziert werden. Eine finanzielle Entlastung ist dies in der momentanen Situation sicherlich nicht.
In einem Schreiben des Verbandes an die Bundeskanzlerin heißt es, dass „unsere Wildparke i.d.R. weitläufig sind und damit eine große Individualdistanz ihrer Gäste erlauben, auf die an unseren Kassen bereits seit Tagen und umfänglich aufmerksam gemacht wird. Kommentierte Fütterungen oder andere Events auch im Freien wurden bereits abgesagt. Damit sind unsere Wildgehege, die i.d.R. ebenfalls als „Zoo“ gem. § 42 BNatSchG definiert sind, letzte – noch vertretbare – Zufluchtsorte für unsere Gesellschaft, die aus gegebenem Anlass und nachvollziehbar auf jegliche Freizeiteinrichtungen verzichten muss“
Einfach nur spazieren gehen
Für den Normalbürger stellt sich die Frage, was er außerhalb der eigenen vier Wände machen kann. Aufgrund dessen, dass derzeit viele Menschen ganz viel Zeit haben und sich auch mal mehr oder weniger lang an der frischen Luft die Beine vertreten müssen, wäre es ideal im Wildpark mit seinen vielfältigen tierischen Bewohnern spazieren zu gehen. Natürlich mit den vorgegebenen Hygiene-Regeln. Ohne gastronomischen Betrieb, ohne Futterrunden, ohne Falkenshow und ohne sonstige Angebote. Die Distanz zu anderen Menschen wäre im Park gegeben. Wenn dies möglich wäre, würden die Spaziergänger durch ihr Eintrittsgeld dem Park Einnahmen generieren, die zur Versorgung des Tierbestandes und zum Überleben dringend notwendig sind.
Der Verband macht in seinem Schreiben an Frau Merkel deutlich, dass zwischen einer kommunalen Einrichtung und einer privatwirtschaftlich orientierten Institution ein gravierender Unterschied besteht. Die kommunale Einrichtung wird in einer Krise wie der derzeitigen, in der Regel durch die öffentliche Hand aufgefangen, während die privatwirtschaftlichen Unternehmen weiterhin ihre Steuern zahlen müssen.
Nach fast vier Monaten Winterpause eröffnete der Wildpark Anholter Schweiz am 15. März wieder seine Türen. Nach nur zwei Tage war wegen des Coronavirus schon wieder Schluss damit. Dabei wurde in den vergangenen Monaten viel Geld investiert. Ein großer Batzen davon war die Umgestaltung des ehemaligen Bärengeheges für die neu eingezogenen Alpensteinböcke. All das investierte Geld sollte nun in der eigentlich schon laufenden Saison wieder reingeholt werden. Besonders die Ostertage sind eigentlich immer ein Publikumsmagnet und die Einnahmen daraus für den Park, auf´s Jahr gesehen, lebensnotwendig. Monika Westerhoff-Boland hofft deshalb, dass der Park in absehbarer Zeit wieder geöffnet werden kann.