Drei neue Luchskinder in der Anholter Schweiz

Wer schon mal im Wildpark Anholter Schweiz war, wird sicherlich auch das ca. ein Hektar große Luchsgehege besucht haben. Sehen werden die Besucher derzeit hin und wieder nur das erwachsene Luchspärchen. Die drei kleinen sechs Wochen alten tierischen Kinder aber wohl eher nicht.

Nachwuchs musste zum Gesundheits-Check

Heute nun musste der Nachwuchs an die Öffentlichkeit. Tierärztin Anne Brömmling hatte zum Gesundheitscheck geladen. Freiwillig erschien der Nachwuchs aber nicht zur Untersuchung. Und es dauerte auch einige Zeit, ehe die Tierärztin, Ranger Christian Boland, Tierpflegerin Patty Bijlsma und drei weitere Helfer die Kleinen eingefangen hatten. Die Versteckmöglichkeiten sind auf dem Areal mit Bäumen, Büschen, Sträuchern und hohem Gras ja auch vielfältig. Letztendlich gelang es aber, die Tiere einzufangen und in Boxen zum Ort der Untersuchungen im Luchs-Haus zu bringen.

Ziemlich widerspenstig die Kleine (Foto: Frithjof Nowakewitz)

Niedlich, aber nicht immer friedlich

Nun kann man annehmen, dass Luchskinder niedlich und vor allem friedlich sind. Niedlich ja, friedlich allerdings nicht immer. Zwei der drei Jungtiere ließen das Prozedere mehr oder minder gelassen über sich ergehen. Das dritte Tierchen zeigte sich allerdings ziemlich widerspenstig und machte ihren Unmut durch fauchen, kratzen und beißen deutlich. Die Tierärztin machte dann auch beim Herausnehmen aus der Box mit den ziemlich ausgeprägten Eckzähnen des Tieres trotz dickem Schutzhandschuh Bekanntschaft. „Jetzt mag sie mich nicht mehr“, meinte Brömmling und wies darauf hin, dass es nicht ganz ungefährlich ist, wenn die Tiere in sechs Wochen zur ersten und in weiteren vier Wochen zur zweiten Impfung eingefangen werden müssen.

Kerngesund und wohlgenährt

Neben der Untersuchung der Augen, der Ohren und des Rachens wurden die drei Luchs-Mädchen gechipt und erhielten eine Wurmkur. Zudem kontrollierte die Tierärztin, ob sich im Fell des Nachwuchses nicht schon kleine Parasiten eingenistet hatten und ob der Nabel gut verheilt war. Ergebnis: Es war alles gut. Anne Brömmling war mit ihren jetzt sechs Wochen alten kleinen Schützlingen sehr zufrieden. „Die drei kleinen Luchskinder sind kerngesund und wohlgenährt“, erklärte die Tierärztin bei der heutigen Vorstellung des Trios. Dementsprechend lag das Gewicht je Tier bei ungefähr 2.000 Gramm. Idealgewicht sozusagen.

Anne Brömmling, Christian Boland und Patty Bijlsma (v.l.) freuen sich über den Luchsnachwuchs (Foto: Frithjof Nowakewitz)

Noch ein Jahr in der Anholter Schweiz

Der tierische Nachwuchs bleibt nun erstmal für ein Jahr im Wildpark, bevor er voraussichtlich wieder in Polen ausgewildert wird. Dies geschah auch mit dem Nachwuchs aus dem vergangenen Jahr. Mitte Juni traten zunächst zwei Tiere ihre Reise nach Polen an. Das dritte Tier aus dem letztjährigen Wurf wurde Ende Juni nach Polen transportiert.

Heimisch machen im Nordwesten Polens

Ziel des Auswilderung-Projektes ist es, den Luchs in seinem früheren Verbreitungsgebiet im Nordwesten Polens wieder anzusiedeln und geeignete Bedingungen für die Entwicklung der Population sicherzustellen. Das Projekt wird von der Westpommerschen Natur-Gesellschaft zusammen mit dem Institut für Säugetierbiologie der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Białowieża und dem Kulturzentrum in Mirosławiec durchgeführt.