Interkommunaler Bauhof wird Corona-Impfzentrum

„Standort des ‚Covid-Impfzentrums‘ für den Kreis Borken wird unser Interkommunaler Bauhof an der Ortsgrenze Gescher-Velen sein.“ Das teilte gestern Landrat Dr. Kai Zwicker im Rahmen einer Pressekonferenz mit und betonte: „Die Planungen für den Aufbau und Betrieb dieser Einrichtung laufen bereits auf Hochtouren.“ Der Kreis erfüllt damit die Vorgabe des Landes, dass in jeder kreisfreien Stadt und jedem Kreis in NRW ein Impfzentrum eingerichtet werden soll. Dabei zeichnen die Kreise und kreisfreien Städte für die Organisation und Logistik verantwortlich.

Landrat Dr. Kai Zwicker (2. v. l.) informierte gemeinsam mit (v. l. n. r.) Kreisordnungsdezernentin Dr. Elisabeth Schwenzow, Dr. Michael Adam von der Kassenärztlichen Vereinigung und Kreisdirektor Dr. Ansgar Hörster über die Planungen in Sachen „Impfzentrum“

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) sei für das medizinische Personal (Ärzte und Medizinische Fachangestellte) sowie die erforderliche Software zuständig, machte KV-Sprecher Dr. Michael Adam deutlich. Ziel ist es, dass in NRW die Impfzentren noch vor Weihnachten startklar sind. In der Pressekonferenz erläuterten Landrat Dr. Zwicker, Kreisdirektor Dr. Ansgar Hörster als Gesundheits- und Sozialdezernent und Kreisordnungsdezernentin Dr. Elisabeth Schwenzow im Beisein der beiden Standortbürgermeisterinnen Dagmar Jeske (Velen) und Anne Kortüm (Gescher), warum der Interkommunale Bauhof des Kreises Borken und der Stadt Gescher ausgewählt wurde. Ausschlaggebend dafür seien folgende Faktoren: Die Immobilie befindet sich bereits in der Nutzung des Kreises. Daher sind notwendige Maßnahmen und Entscheidungen einfach und ohne größere Absprachen umsetzbar. Der Bauhof liegt zentral im Kreisgebiet und ist verkehrsgünstig über die Autobahn A 31 und die Bundesstraße B 525 zu erreichen. Die Immobilie ist 2008/2009 bereits als Krisenzentrum mit entsprechenden Räumlichkeiten geplant worden. Daher bestehen fertige Konzepte für die Auslagerung der dort eigentlich stationierten Geräte und des dort eigentlich tätigen Personals.

„Wenngleich derzeit noch viele Fragen – vor allem zu Details und Verfügbarkeit eines Impfstoffs – offen sind, haben wir mit den Vorbereitungen für das Impfzentrum schon begonnen“, erklärte der Landrat. Es bleibe schließlich keine Zeit, darauf zu warten, bis die letzten Fragen geklärt seien, so Dr. Zwicker weiter. Das bedeute aber auch, dass man sich auf viele Unwägbarkeiten und Anpassungsnotwendigkeiten in den nächsten Tagen und Wochen einzurichten habe. Gleichzeitig bedinge das ein enges Zusammenwirken aller verfügbaren Kräfte: „Wir brauchen jetzt viele ‚helfende und verwaltende Hände‘, denn das schafft niemand alleine und auch für alle gemeinsam ist das eine außerordentlich große Kraftanstrengung!“ Sehr erfreut zeigte sich der Landrat, dass die hiesigen Hilfsorganisationen Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), Deutsches Rotes Kreuz (DRK), Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH), Malteser Hilfsdienst (MHD) und Technisches Hilfswerk (THW) sowie die Feuerwehren und die Bundeswehr ihre Mitwirkung zugesagt haben.

In den nächsten Tagen werden deren Einsatzfelder abgestimmt. Vor allem geht es um personelle und technische Unterstützung bei Aufbau und Betrieb des Zentrums. Fachleute der Kreisverwaltung befassen sich bereits mit der Ertüchtigung der Immobilie und kümmern sich um die Raumplanung, Parksituation, Logistik, IT u. ä. Der Betrieb des Impfzentrums wird laut Dr. Zwicker in mehreren Phasen und mit mehreren unterschiedlichen Schwerpunkten geplant. Nach derzeitiger Kenntnis sollen in mehreren aufeinanderfolgenden Phasen zunächst folgende Personenkreise geimpft werden: besonders vulnerable – und nicht mobile – Personen in den Krankenhäusern und Einrichtungen der Altenpflege und Eingliederungshilfe (vorrangig durch mobile Teams) mobile vulnerable (hochbetagte und vorerkrankte) Personen Ärztinnen und Ärzte sowie ambulante Pflegekräfte „systemrelevante Kräfte“ wie Polizisten und Feuerwehrleute Die Impfung der allgemeinen Bevölkerung folgt danach voraussichtlich über die Hausärzte.

Wie schnell sie erfolgen kann, ist abhängig von der Menge an verfügbarem Impfstoff. Dazu werden noch Vorgaben erwartet. Kern des Konzepts des Impfzentrums mit den Impfplätzen ist ein weitgehend vorstrukturiertes schematisches Aufbau- und Ablaufschema: Anreise der zu Impfenden ausschließlich mit Termin Zugangskontrolle und Registrierung mit Klärung von Fragen wie Impfberechtigung, Termin und Infektionsanzeichen Impfbereich mit Aufklärung und Impfung Nachbeobachtungsbereich (ähnlich wie bei Blutspende-Terminen) zahlreiche Lager-, Logistik-, Technik-, Sicherungs-, Rettungsbereiche sowie Zuwegung, Parkplatz usw. Zurzeit sind überdies noch viele Fragen offen, die die Beteiligten (Bund, Länder, kreisfreie Städte und Kreise) noch zu klären haben.

Hierbei geht es u. a. um: Impfstoff-Logistik: Welcher Impfstoff wird bereitgestellt? Welche Aufbereitung wird notwendig? Welche Lieferketten, welche Mengen stehen täglich zur Verfügung und werden täglich wo benötigt? Erfassung der impfberechtigten Personen: bundesweite Vorgabe, welche Bevölkerungs-/Berufsgruppen prioritär geimpft werden sollen, bundeseinheitliche Datenverarbeitung mit Erfassung/Terminvergabe/Impfdokumentation Wie können und sollen die vorwiegend nicht mobilen Impfberechtigten in den Krankenhäusern, in den Einrichtungen der Altenpflege und Eingliederungshilfe mit mobilen Teams erreicht werden? Übernimmt das der Arzt, der die Einrichtung im Übrigen betreut? Wie erfolgt die Aufklärung der Personen? Wie kann die Kassenärztliche Vereinigung das erforderliche medizinische Personal gewinnen und wie sieht dann die Zeitplanung für das ärztliche und medizinische Personal aus? Müssen weitere Kräfte zur Unterstützung dauerhaft oder zeitweise eingestellt werden? Die Frage der Anmeldung und Terminierung liegt in der Zuständigkeit der Kassenärztlichen Vereinigung. Hier wird die KV-Bundesvereinigung entsprechende Software zur Verfügung stellen.

Text u. Bild: Kreis Borken