Auch 2021 gibt es keine Pfingstkirmes und kein Stiftungsfest

Bürgermeister Michael Carbanje (links) und Daniel Daniels (rechts vorne) eröffnen die Kirmes und das Stiftungsfest 2019 (Archivbild Frithjof Nowakewitz)

Die Anholter kennen es nicht anders, als dass die Kirmes und das Stiftungsfest des Grenzlandtambourcorps immer am Pfingstwochenende stattfinden. Ob das auf Dauer so bleibt, ist sicherlich in Zukunft zu hinterfragen. Die beiden Veranstalter, die Stadt Isselburg für die Kirmes und das Tambourcorps für das Stiftungsfest, sind sich aktuell aber darüber einig, dass in diesem Jahr zu Pfingsten die Anholter Schneidkuhle leer bleibt.

„Wir planen in diesem Jahr kein Stiftungsfest“, erklärt Daniel Daniels, Vorsitzender des Anholter Grenzlandtambourcorps und macht das an der Unsicherheit bei der Entwicklung in der Corona-Problematik fest. „Keiner weiß, was im Mai ist“. Ähnlich sieht es auch Dina Deckers vom Fachbereich für Sicherheit und Ordnung. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass öffentliche Veranstaltungen in der Größenordnung stattfinden können“, erklärte Deckers und ergänzte, dass man seitens der Stadt zum einen schon jetzt mit den Planungen beginnen müsste und man andererseits auch eine Vorbildfunktion habe.

Macht der Nachwuchs weiterhin mit?

Wie geht das Tambourcorps mit dem aktuellen Stillstand um? Das gesamte Vereinsleben ist zum Erliegen gekommen. „Es fehlen die Übungsabende und vor allem der persönliche Kontakt zu den Mitgliedern“, meint Daniel Daniels. Ein wichtiger Baustein ist für natürlich auch der musikalische Nachwuchs. Frank Hertog, der sich die Ausbildung des Nachwuchses auf die Fahnen geschrieben hat, sieht die Nachwuchsarbeit unter den aktuellen Bedingungen stark gefährdet. „Ab Ende November wurden jegliche Ausbildungsvorhaben eingestellt“, erklärt Hertog. Für ihn stellt sich die bange Frage, ob denn die Jungen und Mädchen, die ihre musikalische Ausbildung notgedrungen ab-, bzw. unterbrechen mussten, nach dem Ende des Lockdowns wieder einsteigen werden. „Die Gefahr ist groß, dass die Kinder das Interesse verlieren und sich anderen Hobbys zuwenden“, meint Frank Hertog.

Ein Live-Act, wie 2019, wird es in absehbarer Zeit in Anholt wohl nicht geben (Archivbild: Frithjof Nowakewitz)

Stiftungsfest in verkleinerter Form

Die finanzielle Situation des Vereins sieht Daniel Daniels eher gelassen. Natürlich schlagen die fehlenden Einnahmen aus 2020 zu Buche. „Zum Glück haben wir einige Geldspenden bekommen und auch der Zuschuss der Stadt hilft uns schon weiter“, erklärte der Vorsitzende. Was die zukünftige Gestaltung des Stiftungsfestes betrifft, kündigte Daniels schon an, dass man vom großen Zelt mit Livebands weg will. „Hier tut es auch ein wesentlich kleineres Zelt oder vielleicht auch nur ein Pavillon“. Grund für den Sinneswandel sind der hohe personelle und finanzielle Aufwand für eine so große Veranstaltung und der aber gleichzeitig sinkende Besucherzuspruch. Kurz gesagt: Der Aufwand ist wesentlich größer als der Ertrag. Es soll aber auf jeden Fall bei einem jährlichen Stiftungsfest bleiben, wenn auch in abgespeckter Form. Klar ist für Daniels aber auch, dass es ohne Stiftungsfest keine Kirmes und ohne Kirmes kein Stiftungsfest gibt. „Es lohnt sich rechnerisch nur, wenn beide Veranstaltungen parallel zueinander an den Pfingsttagen stattfinden“.

Kommentar

Wie sieht die Situation bei den Schaustellern aus? Wer von denen hat das vergangene Jahr finanziell überlebt? Und wenn Corona auch in diesem Jahr Volksfeste verhindert, werden möglicherweise auch die letzten Schausteller ihr Geschäft einstellen. Ist die Ausrichtung einer Kirmes 2022 dann überhaupt noch möglich? Zumal die Pfingstkirmes in den letzten Jahren ohnehin kein Publikumsmagnet und damit für Schausteller nicht unbedingt attraktiv war. Gleiches gilt natürlich auch für das Stiftungsfest des Grenzlandtambourcorps. Die enormen personellen und finanziellen Aufwendungen in den vergangenen Jahren, wo in einem großen Zelt verschiedene Bands für musikalische Highlights sorgten, wurden vom Publikum immer weniger honoriert. Daniel Daniels hat es angekündigt: „Stiftungsfest nur noch in abgespeckter Form“. Nimmt man alles zusammen, hat man eine unattraktive Kirmes und ein unatraktives Stiftungsfest. Da muss man sich schon die Frage stellen, ob beides noch Zukunft hat.

Frithjof Nowakewitz