Rasensportvereine stecken in der Zwangsjacke

In der Stadt Isselburg gibt es mit dem SV Werth, dem FC Heelden, dem SuS Isselburg und Westfalia Anholt vier Rasensportvereine. Alle Vereine verfügen über insgesamt neun Spielfelder, für deren Pflege sie selbst – auch kostenmäßig – verantwortlich sind. Zu berücksichtigen ist dabei, dass es sich bei den Rasenplätzen um städtisches Gelände handelt. Demzufolge haben die Vereine kein Mitspracherecht, wenn es beispielsweise um die Gestaltung von Rahmenverträge bei der Energie- und Wasserversorgung, der Beantragung von Fördergeldern, oder auch bei der Angebotseinholung bei Reparatur- oder Sanierungsmaßnahmen geht. Im Zusammenspiel zwischen der Stadt und den Vereinen sieht der Vorsitzende des Stadtsportverband, Theo Nieland, nicht nur erheblichen Handlungsbedarf, sondern er hat eine mögliche Lösung hierzu in der gestrigen Sitzung des Ausschuss für Jugend, Schule, Sport, Kultur Soziales (JSSKS) auch gleich mitgeliefert.

Theo Nieland (links) berichtete in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Stadtsportverbandes im JSSKS über die Situation der Rasensportvereine (Archivbild: Frithjof Nowakewitz)

Der Stadtsportverband empfiehlt Pachtverträge

Hintergrund des jetzigen Handelns ist auch, dass Sportvereine bereits seit dem 1. Oktober 2019 über das LSB-Förderportal Zuschüsse für die Sanierung und Modernisierung ihrer Sportstätte (Moderne Sportstätten 2022) beantragen können, wenn der antragstellende Verein Eigentümer der Sportanlage ist. Allerdings gilt diese Möglichkeit auch für Vereine, die einen mindestens zehn Jahre laufenden Pachtvertrag vorweisen können und als wirtschaftliche Träger zuständig für „Dach und Fach“ sind. Diese Voraussetzungen erfüllen die Rasensportvereine aktuell nicht und sind damit von der Nutzung solcher Fördermöglichkeiten abgeschnitten. Durch Abschluss eines solchen Pachtvertrages gäbe es diese Möglichkeiten allerdings. Hier ist jedoch Eile geboten, denn die Förderanträge müssen bis Januar 2022 eingereicht sein. Zudem wären die Vereine als Pächter in der Lage, selbst Verträge mit Energieversorgern oder auch Versicherungen abzuschließen. Und last but not least würden hierdurch auch die für die Vereine zuständigen Mitarbeiter der Verwaltung entlastet, da die Vereine ihre Angelegenheiten eigenverantwortlich selbst regeln müssten. Dies war im Übrigen auch schon ein Thema beim Neujahrsfrühstück des SSV im Januar des vergangenen Jahres.

SuS muss auch ungenutzte Flächen pflegen

Die Pflegeaufwand der Sportstätten ist für die Vereine eine raltiv hohe personelle und finanzielle Belastung. Im Fall des SuS Isselburg kommt noch hinzu, dass der Verein für die Pflege eines sportlichen Teilbereichs zuständig ist, obwohl er als Verein den Bereich überhaupt nicht nutzt. Wie Theo Nieland darlegte, umfasst der Hauptplatz des SuS-Geländes neben dem eigentlichen Spielfeld auch eine Leichtathletik-Anlage in Form einer Sprunggrube und einer Laufbahn. Letzteres wird aber vom SuS nicht genutzt, sondern ist für den Schulsport bestimmt, oder wird auch von anderen Vereinen, bzw. deren Angehörigen zur Erlangung des Sportabzeichens genutzt. Die Kosten für die Pflege der gesamten Anlage gehen allerdings ausschließlich zu Lasten des Vereins. Hinzu kommt, dass es längs der Landstraße L468 verschiedene freie Flächen gibt (Zufahrt Rettungsweg, Wallanlage, südlicher Bereich der Sportanlage längs der Issel), die ungenutzt sind, dem SuS Isselburg aber trotzdem der Pflegeaufwand zufällt.

Platzpflege durch die Vereine spart der Stadt viel Geld

Im Jahr 2016 hat die Stadt Isselburg für die vier Sportlanlagen mit einer Gesamtgröße von ca. 174.000 qm insgesamt 82.000 Euro aufgewendet. Davon sind insgesamt 53.000 Euro an die vier Vereine gegangen. Hinzu kommen noch geringe Personalaufwendungen und 26.000 Euro für die Abschreibung der Sportplatzgebäude. Eigenleistungen des Bauhofes schlagen nicht zu Buche, da die Vereine die Anlagen ohne jegliche Unterstützung des Bauhofs gepflegt haben. Damit gab die Stadt Isselburg für ihre Sportplätze 7,71 Euro je Einwohner und Jahr aus. Theo Nieland stellte in seiner Ausführung den finanziellen Aufwand auch dar, wenn die Pflege der Sportanlagen durch ein gewerbliches Unternehmen durchgeführt würde. Für eine professionelle Platzpflege verlangen Fachfirmen jährlich 30.000 Euro je Spielfeld und Jahr. Darin enthalten sind aber eben nur die Spielfelder und nicht die freien Flächen daneben. Bei einer professionellen Pflege der gesamten Sportanlagen durch ein gewerbliches Unternehmen müsste die Stadt ca. 455.000 Euro aufwenden. Das ist die Summe, die von den Vereinen für alle durchgeführten Arbeiten einem vergleichbarem gewerblichen Arbeitsaufwand entspricht.

Sind drei Rasenplätze notwendig?

Nun hat schon die Gemeindeprüfungsanstalt NRW festgestellt, dass die Stadt Isselburg, bezogen auf die Einwohnerzahl, mehr Sportflächen vorhält, als andere Kommunen der gleichen Größe. Westfalia Anholt verfügt ebenso über zwei Spielfelder, wie der SV Werth und der SV Heelden. Nur SuS Isselburg nutzt mit dem Hauptplatz drei Spielfelder. Um der Empfehlung der GPA nachzukommen, könnte der SuS, auch um seinen Pflegeaufwand zu reduzieren, nur seine beiden „Nebenplätze“ nutzen – was der Verein wahrscheinlich nicht will. Zudem würde sich dann die Frage stellen, was die Stadt als Eigentümer mit dem eigentlichen Isselstadion will, das über eine vollumfängliche Leichtathletikanlage und ein dann ungenutztes Spielfeld verfügt. Gepflegt werden müsste die Anlage ja trotzdem. Die GPA machte in ihrer Analyse deutlich, dass die Fläche und Anzahl der Sportplätze aus ihrer Sicht deutlich über dem Bedarf der Vereine und Mannschaften liegt. Hinzu kommt, so Theo Nieland, dass einzelne Isselburger Mannschaften in Spielgemeinschaften mit Vereinen aus anderen Städten spielen und auch deren Sportplätze nutzen.

Zum Ende seiner Ausführungen empfahl Theo Nieland den Vereinen intern auszuloten, wie sie mit der Situation zukünftig umgehen wollen und dies dann über den Stadtsportverband mit der Stadt zu kommunizieren. CDU-Fraktionschef Frank Häusler erklärte, dass es zu dem Thema Pachtverträge noch „viel zu prüfen“ gäbe.