Impfzentrum Velen schließt heute Abend

(Kreis Borken) „Dass der Kreis Borken bei der Quote der Corona-Schutzimpfungen so gut dasteht, haben wir zum Großteil unserem Impfzentrum in Velen zu verdanken“. Dies erklärt jetzt Landrat Dr. Kai Zwicker aus ganz besonderem Anlass: Am Abend des 30. September 2021 schließt das Zentrum wie auch alle anderen in NRW nach dem Willen des Landes seine Pforten. Die Impftätigkeit geht dann vollständig auf die niedergelassenen Ärzte und die Betriebsärzte über.

Mehr als 250.000 Impfungen hat es im „Impfzentrum Kreis Borken“ seit seiner Eröffnung am 8. Februar 2021 gegeben. Hinzu kommen rund 60.000 Impfungen, die – gesteuert von der „Koordinierenden Einheit“ des Impfzentrums – mobile Einsatzteams in den Kommunen im Kreisgebiet durchgeführt haben. „Alle Beteiligten haben unter teils schwierigen Bedingungen einen Top-Job im Interesse der Menschen im Westmünsterland gemacht“, betont der Landrat und spricht ihnen dafür Dank und Anerkennung aus.

Dann blickt er auf die Entstehung und den Betrieb des Impfzentrums zurück und gibt anschließend einen Ausblick auf die kommenden Monate: Rückschau: Im November 2020 hatte das Land angeordnet, dass in jedem Kreis und jeder kreisfreien Stadt in NRW ein Impfzentrum eingerichtet werden sollte. Im Kreis Borken entstand es daraufhin binnen kürzester Zeit an zentraler und gut zu erreichender Stelle im Kreisgebiet im Gebäude des kreiseigenen interkommunalen Bauhofes an der Ortsgrenze von Velen und Gescher.

Sigrid Warmers und Wolfgang Matenaer (beide pharmazeutische Leitung), Kreisordnungsdezernentin Dr. Elisabeth Schwenzow, Landrat Dr. Kai Zwicker, Beatrix Grohn (DRK-Kreisverband), Dr. Guido Euting und Jens Eisenack (beide ärztliche Leitung) und Andreas Brinkhues (organisatorische Leitung) zogen eine positive Bilanz über die Leistung des Impfzentrum Velen (Foto: Kreis Borken)

Rund 190.000 Euro kosteten Ende 2020 Aufbau und Einrichtung. Für die Organisation und Logistik dieser Einrichtung zeichnete die Kreisverwaltung verantwortlich, Um das medizinische Personal sowie die erforderliche Software kümmerte sich die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). Viele Kräfte der Hilfsorganisationen waren von Anfang an in die Arbeiten eingebunden. Aufgrund geänderter Landesvorgaben – zunächst waren mobile Impfteams in den Alten- und Pflegeheimen tätig – durfte das bereits Weihnachten betriebsbereite Impfzentrum tatsächlich erst am 8. Februar seine Tätigkeit aufnehmen. In den ersten Wochen wurde zunächst im Ein-Schicht-Betrieb gearbeitet: Jeweils um 14 Uhr starteten täglich die Impfungen der über 80-Jährigen sowie der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Rettungsdienstes und der mobilen Pflegedienste. Vier „Impfstraßen“ waren dazu in Betrieb. In der Startphase konnten so rund 1.850 Personen pro Woche geimpft werden. Ab dem 1. März stand dann so viel Impfstoff zur Verfügung, dass der Betrieb auf zwei Schichten, von 8 bis 20 Uhr, ausgeweitet werden konnte.

Mehr als 250.000 Impfungen gab es im Impfzentrum seit der Eröffnung im Februar

Gesamtverantwortliche für das Impfzentrum war Dr. Elisabeth Schwenzow als Ordnungsdezernentin des Kreises. Die organisatorische Leitung des Impfzentrums lag in den Händen von Andreas Brinkhues. Die medizinische Leitung wurde von den beiden Ärzten Jens Eisenack und Dr. Guido Euting übernommen. Das medizinische Personal – Ärztinnen und Ärzte sowie medizinische Fachangestellte – ist über die KVWL gestellt worden, die Apothekerinnen und Apotheker sowie pharmazeutisch-technischen Angestellten über die Apothekerkammer Westfalen-Lippe – hier oblag die Leitung dem Bocholter Apotheker Wolfang Matenaer. Um den Sanitätsdienst im Impfzentrum kümmerte sich das DRK. Zudem waren die Hilfsorganisationen ASB, DLRG, JUH und MHD sowie das THW und die Feuerwehren auf verschiedenste Weise in die Aktivitäten des Impfzentrums eingebunden. Die übrigen Aufgaben übernahmen Bedienstete des Kreises Borken sowie eine große Zahl von neu eingestellten Beschäftigten des Impfzentrums. Pro Schicht waren zwischen 35 und 50 Personen eingeplant. Die Terminvergabe für die einzelnen Altersgruppen wurde über die Hotline und die Internetseite der KVWL, abgewickelt. Diese waren dem anfänglichen Ansturm oftmals zunächst nicht gewachsen – die große Impfbereitschaft zeigte sich bei den zahllosen Anrufen und Klicks der Website. Die Terminvereinbarungen für die Sonderimpfungen bestimmter Berufsgruppen erfolgten völlig reibungslos über das „chayns-System“ des Ahauser Software-Unternehmens Tobit.

Eine spezielle „Koordinierungseinheit“ für das Impfzentrum kümmerte sich im Borkener Kreishaus um die „Impfverteilung“, immer wenn bestimmten Berufs- oder Personengruppen ein Impfangebot zu unterbreiten war. Anfangs waren dies etwa die Beschäftigten in Arztpraxen, Apotheken oder Physiotherapiepraxen. Dabei ging die „Koordinierungseinheit“ immer entsprechend der vom Land vorgegebenen Priorisierung vor, fragte den Bedarf ab, verschickte QR-Codes für die Terminvereinbarung und bestellte den erforderlichen Impfstoff für das Impfzentrum und die mobilen Teams. Bundesweite Aufmerksamkeit erfuhr das „Impfzentrum Kreis Borken“ durch die Anfang März eingerichtete „Rest-Impfstoff-Börse“: Bis dahin waren die abends übriggebliebenen Impfdosen an den Rettungsdienst oder Menschen in nahegelegenen Behinderteneinrichtungen verimpft worden, damit die Impfstoffe nicht verfallen. Als dieser Personenkreis weitgehend versorgt war, wurde das Angebot der Rest-Impfstoff-Börse geschaffen: Impfwillige Personen aus dem Kreisgebiet konnten sich über das „chayns-System“ der Ahauser Software-Firma Tobit registrieren. Aus der Liste der registrierten Personen wurden – wenn abends Impfdosen übrigblieben – aus der am höchsten priorisierten Gruppe Personen ausgewählt und dann kontaktiert. Diese mussten dann innerhalb von 60 Minuten am Impfzentrum sein und konnten so schon eine Impfung erhalten.

Immer wieder vor neue Herausforderungen stellten das Team des Impfzentrums die mitunter überraschenden Entwicklungen auf Landes- und Bundesebene. Exemplarisch genannt seien hier die Probleme um den Astrazeneca-Impfstoff, die häufig kurzfristigen Änderungen von Impfstoffmengen oder die plötzliche Ankündigung zusätzlicher Lieferungen bzw. neuer zur Impfung zugelassener Personengruppen. Auf diese „Aufs und Abs“ und Unwägbarkeiten galt es, schnellstmöglich zu reagieren und den Ablauf möglichst reibungslos zu gestalten. In guter Zusammenarbeit mit den örtlichen KVWL-Vertreterinnen und -Vertretern ist das in den Monaten zum ganz überwiegenden Teil sehr gut gelungen. Zu den Spitzenzeiten wurden im Impfzentrum, in dem an sieben Tagen die Woche im Zwei-Schicht-Betrieb von 8 bis 20 Uhr, gearbeitet wurde, 2.800 Menschen pro Tag in bis zu 7 „Impfstraßen“ geimpft. Schritt für Schritt wurden die Personengruppen entsprechend der bundesweiten Impfverordnung erweitert. Wurden neue Gruppen freigegeben, waren die Termine meist schnell ausgebucht, bis wieder neue Kapazitäten zur Verfügung standen. Zum 26. Juni 2021 wurde schließlich die Priorisierung ganz aufgehoben. Binnen weniger Stunden waren die Impftermine in Velen vergeben, allerdings konnten durch das Land schnell weitere Impfstoffe und damit weitere Impfmöglichkeiten zur Verfügung gestellt werden. Nachdem bereits mehr als 60 Prozent der Menschen im Kreis Borken ihre Erstimpfung erhalten hatten, ließ der Andrang spürbar nach. So wurde die Öffnungszeit des Impfzentrums wieder heruntergefahren, von 14 bis 20 Uhr war jeweils stets eine Schicht im Einsatz. In den Sommer-Wochen kamen dann auch vermehrt jüngere „Impflinge“: Nach dem „Go“ vom Land konnten im Impfzentrum auch 12-15-Jährige mit Einverständnis der Sorgeberechtigten und nach Beratung eines Kinderarztes/einer Kinderärztin geimpft werden. Gleichzeitig wurden kreisweit immer neue dezentrale Impfangebote auf die Beine gestellt, um den Menschen im Wortsinne Impfangebote nahezubringen – im Einsatz dabei insbesondere Impfbusse des DRK und des ASB.

Bis zum 28.09.2021 konnten im Impfzentrum in Velen, über mobile Teams, in Arztpraxen und Krankenhäusern, durch Betriebsärztinnen und -ärzte sowie bei besonderen Impfaktionen über 529.000 Erst- und Zweitimpfungen durchgeführt werden. Rund 270.000 Menschen sind vollständig geimpft. Das entspricht rund 72 Prozent der Menschen im Kreis Borken bzw. 82 Prozent der über 12-Jährigen. Ausblick: Ab dem 1. Oktober werden für Erst- sowie notwendige Zweit- und weitere Auffrischungsimpfungen insbesondere die niedergelassenen Ärzte Anlaufstelle sein. Zudem wird gemäß Vorgabe des Landes NRW in jeder kreisfreien Stadt bzw. in jedem Kreis und damit auch im Kreis Borken eine sogenannte „Koordinierende COVID-Impfeinheit“ (KoCI) eingerichtet. Befristet bis zum 30. April nächsten Jahres werden sich deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um Vor-Ort-Impfangebote kümmern. Sie werden zudem das lokale Impfgeschehen beobachten und erforderlichenfalls auf Impfangebote für vulnerable Personen hinwirken.