Seit über 10 Jahren gibt es das Angebot der Familienpaten im Caritasverband f.d. Dekanat Bocholt. Gut angenommen wurde es von Anfang an. Vor 5 Jahren wurde die Hilfe dann ausgeweitet: personelle Kapazitäten wurden verdoppelt, damit auch Familien aus Rhede und Isselburg begleitet werden können. Die Kosten für das Angebot der Familienpaten tragen der Kreis Borken, die Stadt Bocholt und die Caritas.
Und trotzdem können die Koordinatorinnen nicht alle Anfragen bedienen. „Wir erleben schon seit einigen Jahren einen starken Zuwachs bei den Nachfragen. Aber die Pandemie hat die Belastungssituation in den Familien dramatisch steigen lassen“, berichtet Nicola Eisenbart. Gerade in Rhede und Isselburg fällt es den Koordinatorinnen zurzeit schwer, ausreichend Ehrenamtliche zu finden. „Der Bedarf bei den Familien ist riesig. Aber uns fehlen Ehrenamtliche, die sich engagieren“, bringt Nicola Eisenbart das Problem auf den Punkt. Um aber die Hilfe weiter ausweiten zu können, braucht es neben dem hauptamtlichen Personal vor allem Ehrenamtliche, die sich in den Familien engagieren.
Die, die das schon tun, sind jedenfalls begeistert. Eine von ihnen ist Hannelore Brix. Sie engagiert sich schon seit 5 Jahren als Familienpatin. „Das schönste an meiner Aufgabe ist die Freude. Wenn ich komme, freuen sich alle: Die Eltern, weil sie Zeit für sich haben, die Kinder, weil sie wissen, dass es ab nach draußen geht“, so Brix. Ihre wöchentlichen Einsätze verbringt sie am liebsten mit den Kindern draußen. Dann geht es auf den Spielplatz, in den Wald oder einfach nur vor`s Haus. „Mit den Kindern brauche ich nicht viel. Wir finden immer ein Abenteuer“. Die 2 bis 3 Stunden, die sie sich jede Woche bei einer Familie einbringt, vergehen für sie wie im Flug.
Familienpaten helfen Kindern und Müttern
So empfindet es auch Christine Dicker, die für ihre Einsätze in Isselburg und Anholt unterwegs ist. „In meinem letzten Einsatz war ich viel spazieren. Die Babys taten sich schwer mit dem Schlafen und dann bin ich mit ihnen einfach an die frische Luft, damit die Mutter sich ausruhen konnte“, berichtet Christine Dicker. Was auf sie zukommt, kann sich mit jedem Einsatz ändern. Denn in Anspruch nehmen können das Angebot alle Eltern, die mindestens ein Kind bis 3 bzw. 6 Jahren haben. Auf Grund unterschiedlicher Finanzierung der Projektstandorte ist es für Eltern in Rhede und Isselburg möglich, Hilfe bis zum 6. Lebensjahres des Kindes in Anspruch zu nehmen. In Bocholt endet die Hilfe mit dem vollendeten 3. Lebensjahr. Mal geht es dann darum, die großen Geschwister zu betreuen, damit die Mutter sich in Ruhe um kleinere Geschwister kümmern kann, mal begleitet die Patin auch Termine, die mit mehreren Kindern für die Mutter mit viel Stress verbunden sind. Wie genau die Hilfe aussieht, stimmen Mutter und Patin direkt miteinander ab. Wobei sie Unterstützung möchten, entscheiden die Mütter selbst. „Manchmal telefonieren wir Tags vorher, manchmal klären wir es erst, wenn ich komme. Das geht Hand in Hand.“, sagt Hannelore Brix. In Erinnerung geblieben ist ihr, was eine Mutter ihr im Abschlussgespräch sagte: „Du warst immer für die Kinder da. Aber du hast auch mir unglaublich gutgetan“.
Gut tut den Patinnen der Austausch untereinander und mit den Koordinatorinnen. Nicola Eisenbart und Marianne Kalscheur organisieren regelmäßige Austauschtreffen, begleiten die einzelnen Fälle und helfen mit pädagogischem Input. Mit viel Menschenkenntnis und Erfahrung sorgen die beiden Koordinatorinnen dafür, dass Familie und Patin zueinander passen. „Wir lernen die Familien in den Vorgesprächen ja kennen und die Patinnen kennen wir meist seit vielen Jahren gut. So können wir die Menschen zueinander bringen, bei denen die Chemie auch passt“, sagt Marianne Kalscheur.
Helga Stein ist durch die Pandemie zum Team gestoßen. Sie hat sich bewusst für das Ehrenamt entschieden, weil sie etwas Sinnvolles mit ihrer Zeit tun wollte. Über einen Spendenaufruf für Spielzeug ist sie auf die Familienpaten aufmerksam geworden und hat direkt angeboten, neben Spielzeug auch Zeit zu spenden. Ein echter Glückgriff für die Koordinatorinnen, die dringend Unterstützung durch Ehrenamtliche brauchen.
„Egal, was die Familienpaten tun, Ziel ist, dass die Eltern Zeit für sich haben. Dann soll eben nicht noch die Spülmaschine ausgeräumt, die Wäsche gewaschen oder der Wocheneinkauf erledigt werden. Vielen Müttern fällt es schwer, Freiräume für sich einzubauen“, erklärt Marianne Kalscheur den Ansatz des Angebotes. Manche müssten auch erst üben, wie sie die freie Zeit für sich nutzen. „Die meisten haben aber schon Ideen, was ihnen guttut: einfach mal ungestört in die Wanne steigen oder ganz allein eine Runde durch den Park drehen, Sport treiben oder ein Nickerchen machen. Es sind die kleinen Dinge, die für die körperliche und seelische Gesundheit von Müttern wichtig sind“, berichtet Nicola Eisenbart. Durch die Stärkung der eigenen Belastbarkeit von Familien wirken frühe Hilfen präventiv. In den meisten Fällen reicht die Hilfe der Familienpaten aus, das Familiensystem zu stabilisieren, der Mutter Raum zu geben, ihre Kraftreserven immer wieder zu füllen. Manchmal erleben die Familienpatinnen aber auch Fälle, in denen ihre Zeit nicht ausreicht für das, was Familien brauchen. Da ist es gut, dass die Koordinatorinnen alle Fälle eng begleiten und an weitere Hilfen vermitteln. „Frühe Hilfen sind eben auch wichtig, weil sie von Anfang an nah an den Familien dran sind. Wenn es dann mal nicht rund läuft, gibt es schon eine vertrauensvolle Beziehung zu jemandem. Dann ist es oft leichter, weitere Hilfen zu installieren, damit Familienalltag wieder gelingt“, sagen die Koordinatorinnen.
Nun hoffen die Koordinatorinnen, dass sich weitere Menschen für dieses Ehrenamt begeistern lassen. „Der Einsatz hier ist wirklich für beide Seiten ein Gewinn“, sagen alle Beteiligten aus Überzeugung. Denn eins ist für sie klar: „Familie schafft man nur gemeinsam“. Für nähere Informationen melden Sie sich unter familienpaten@caritas-bocholt.de oder 02871 25130. Einblick in den Alltag der Familienpaten geben auch die Videos dazu auf www.caritas-bocholt.de/familienpaten
Text: Caritas Bocholt