Durchweg gutes Wetter war schon fast die Grundlage für ein tolles Motorsportwochenende in Anholt. Am Samstag gab es vor fast 5.000 Zuschauer nach zwei Jahren coronabedingter Pause ein Spektakel mit manchmal ohrenbetäubenden Motorengeheul, bei dem die Sieger mit Pokalen und zum Teil auch mit Punkten belohnt wurden, die für die Entscheidung der Deutschen Meisterschaft wichtig sein könnten.
„Insgesamt haben sich 135 Teams aus Belgien, der Schweiz, der Niederlande, aus Dänemark und Luxemburg, sowie natürlich auch aus Deutschland angemeldet, die in den unterschiedlichen Klassen fahren“, erklärte Jan-Bernd Peters. Im Fokus stehen bei den Besuchern vor allem die Minipuller, die mit ihren knapp 1000 Kilo Gewicht bis zu 2.000 PS haben, sowie die freie 3,5-Tonnen-Klasse. Dabei ist im Wesentlichen nur das Gewicht – eben die 3,5-Tonnen – limitiert. Was die Motorleistung betrifft, gibt es nach oben keine Grenzen. So waren am Samstag Fahrzeuge dabei, die bis zu 5.800 PS hatten.
Anholt ist Schuld – da ist der Funke übergesprungen
Einer davon war Christian Konz aus Warmsen (Nähe Minden). Er hat eine besondere Verbindung zum Anholter Tractor-Pulling. „Groß geworden bin ich in Raesfeld und mein Vater hat mich schon als Kind zum Trecker-Treck nach Anholt mitgenommen“, erzählt Konz, der den Namen seiner Frau angenommen hatte und früher Dickmann hieß. Er fügte hinzu, dass da der Funke zum Motorsport übergesprungen ist. „Nach der Lehre habe ich gutes Geld verdient und habe dann selbst mit dem Tractor-Pulling angefangen“, erklärt der frühere Raesfelder, der das Unternehmen Tractor-Pulling mit seinem Bruder betreibt. Den finanziellen Aufwand bezifferte er in den 22 Jahren, in denen er den Sport betreibt, mit einem guten sechsstelligen Betrag. „Aktuell habe ich jetzt den vierten Traktor, der mit zwei Panzermotoren mit insgesamt bis zu 5.000 PS ausgerüstet ist und den Namen Flying Hawk trägt.“ Leistungsmäßig sieht er sich in der Klasse mit seinen Möglichkeiten – und nur, wenn alles gut läuft – unter den ersten Drei in Deutschland. Der stärkste Teilnehmer war am Samstag der amtierende Europameister und Anholter Tagessieger „Green Monster“, der mit zwei Allison Flugzeugmotoren ausgestattet ist.
Tobias Paus siegt mit „Strapping Lloyd“
In der Klasse Limited Superstock siegte Lokalmatador Tobias Paus mit seinem „Strapping Lloyd“ und hat damit die beiden gefahrenen Meisterschaftsläufen beide gewonnen. „Die Jungs haben zwischenzeitlich die Zündung repariert und dann lief es richtig gut“, erzählte Jan-Bernd Peters.
Dänisches Team fährt lieber in Anholt
Spannend war die Kategorie der Minipuller. Hier siegte das Team Mike Straatmann – ein gebürtiger Anholter – mit dem Fahrer Mark Vreeman auf dem Traktor „Hateful 8“. Das Tractor-Pulling in Anholt auch für ausländische Teams interessant ist, zeigt das Team „Blacksmed“ aus Skjern/Dänemark. Obwohl am vergangenen Wochenende dort ein Lauf zur Dänischen Meisterschaft ausgetragen wurde, entschied sich das Team dafür, lieber in Anholt zu starten. In den beiden Klassen werden die Motoren mit Care-Diesel oder reinem Methanol betrieben. Und damit alles seine Richtigkeit hat, erfolgt vor dem Start eine technische Abnahme. Dabei werden die Traktoren gewogen, die Bodenfreiheit, die je nach Klasse ebenfalls reglementiert ist, wird gemessen und der Treibstoff kontrolliert.
„Zylinderköpfe“ präsentieren sich mit ihren Mofa´s
Die liebevoll restaurierten Mofa´s der Gruppe „Zylinderköpfe“ lockten so manchen Besucher an. Aus dem Straßenbild sind die früher so beliebten Motor-Fahrräder längst verschwunden. Gestern waren sie in ganz unterschiedlichen Farben und mit kleinen Details aufgehübscht, auf dem Gelände zu sehen.
Familientag und Micropulling
Am Sonntag war Familientag, wo die Sportklassen und die Hobbysportler ihr Können präsentierten. Zudem gab es eine Bauernklasse und es fand die Deutsche Meisterschaft im Micorpulling statt. Ein kindgerechtes Kettenkarussell sorgte an beiden Tagen für Kurzweil bei den kleinen Besuchern. Zudem gab es Softeis, Popkorn, Zuckerwatte und Kuchen für den süßen, sowie Currywurst, Schnitzel, Pommes und Bratwurst für den herzhaften Hunger. Auch Durst musste niemand leiden. „Mit den knapp 5000 Zuschauern bin ich zufrieden“, erklärte Jan-Bernd Peters der nochmal darauf hinwies, dass es ohne die hundert Helfern nicht möglich wäre, solch eine Veranstaltung auf die Beine zu stellen.