Es ist eher ungewöhnlich, dass die Besucher in einer Kirche während des Gottesdienstes applaudieren. Am vergangenen Samstag hatten sie allerdings einen guten Grund dafür. Verdient hatte sich den Beifall der Kirchenchor, der anlässlich des Kirchweihfestes zum 160-jährigen Bestehen der St. Pankratiuskirche den Gottesdienst mit seinem Gesang begleitete.
„Vor 160 Jahre wurde unsere Kirche eingeweiht – das ist ein guter Grund das Kirchweihfest zu feiern“, erklärte Pastor Klaus Winkel eingangs des Gottesdienstes. Zu diesem besonderen Ereignis sang der Kirchenchor die „Missa Brevis Nr. 5 in C für gemischten Chor, Solisten, Streichern, Bläsern und Orgel“. Die von Johann Anton Kobrich 1782 komponierte Missa Brevis wird als Perle der Chorliteratur bezeichnet. Warum aber nun gerade Missa Brevis? Chorleiter Sven Joosten erzählte nach dem Gottesdienst, wie es dazu kam.
Vier Monate geprobt
„Ich habe lange gesucht, denn ich wollte etwas präsentieren, dass dem Anlass des Gottesdienstes entspricht, dass nicht so bekannt ist und bei dem sich der Schwierigkeitsgrad in Grenzen hält“, sagte der Chorleiter und betonte, dass der Chor das Stück in insgesamt vier Monate einstudiert hat. Allerdings war die Vorbereitung aufgrund der Coronaproblematik nicht ganz einfach. „Wir haben immer im kleinen Kreis geprobt – getrennt nach Frauen und Männer – um das Risiko einer Ansteckung so klein wie möglich zu halten“, sagte Sven Joosten. Antje Jolink, die Vorsitzende des Chores betonte, dass man nur drei Mal gemeinsam, also Frauen und Männer zusammen, geprobt hat. Die Anstrengungen haben sich gelohnt, denn bei Chorleiter Sven Joosten konnte man die Zufriedenheit am Gesicht ablesen. Auch die Kirchenbesucher zeigten sich von der Darbietung sichtlich angetan und honorierten sie mit langanhaltendem Beifall.
“Die Akustik in der Kirche ist bombastisch”
Die Begeisterung über die gelungene Veranstaltung bezog Joosten aber nicht nur auf den Chor und die Musiker von der Orchestervereinigung Bocholt. Auch von der St. Pankratiuskirche zeigte sich Joosten begeistert, meinte damit aber nicht nur die Architektur und das innere Erscheinungsbild. „Die Akustik ist einfach bombastisch“, schwärmte der Chorleiter und betonte, dass es nicht so viele Kirchen mit diesem Attribut gibt.
Nach dem Gottesdienst trafen sich die Chormitglieder noch zu einer kleinen Feier. Mit dabei war übrigens auch Günter Rösen, der es sich als früherer Chorleiter nicht hatte nehmen lassen, von seinem Wohnort Kevelaer nach Anholt zu kommen, um an dem Kirchweihfest teilzunehmen.