Paul, Luise, Nic und Antonio aus Herzebocholt engagieren sich in ihrem Dorf

Jetzt ist auch der Tisch fertig – Antonio Hüting, Luise Kipp, Nic Gehlmann und Paul Kipp (v.l.) haben aber noch weitere Pläne (Foto: Frithjof Nowakewitz)

Was muss man tun, um bei der Vergabe des Heimatpreis der Stadt Isselburg den ersten Preis zu erhalten – und vor allem, wie alt muss man sein? Man muss Ideen haben, Projekte zu gestalten und umzusetzen, die für die Allgemeinheit wertvoll sind. Augenscheinlich ist das auch keine Frage des Alters, wie man an Paul Kipp (16), seine Schwester Luise (12), Nic Gehlmann (15) und Antonio Hüting (12) sieht. Die vier jungen Leute aus Herzeobocholt haben den mit 2.500 Euro dotierten Preis bekommen, weil sie in Eigenintiative eine Sitzbank gebaut haben und damit auch etwas für die Allgemeinheit in ihrem Ortsteil getan haben. Ein kleines Stück hinter der Kirche steht „Am Hagebrook“ jetzt allerdings nicht nur die Sitzbank, sondern auch der dazugehörige Tisch.

Zur Bank gehört ein Tisch

Luise Kipp trägt die Holzschutzfarbe auf (Foto: Frithjof Nowakewitz)

Paul, Luise, Nic und Antonio scheinen eine verschworene Gemeinschaft zu sein. Alle gehen nach Bocholt ins Euregio-Gymnasium, fahren morgens gemeinsam mit dem Fahrrad nach Werth zur Bushaltestelle und dann mit dem Bus nach Bocholt. Aufgrund unterschiedlicher Unterrichtszeiten fahren sie nicht gemeinsam wieder zurück, aber sie treffen sich fast täglich auch noch am Nachmittag, denn in Herzebocholt gibt es immer was zu tun. Den Heimatpreis haben sie für den Bau einer Sitzbank erhalten. Aber damit wollten sich die Vier nicht zufriedengeben. “Wir haben jetzt auch den zur Bank gehörenden Tisch gebaut”, erklärt Luise und ist noch dabei, die erste Schicht der Holzschutzfarbe aufzutragen. Das ganze Material – zwei dicke Baumstämme als Füße und zwei alte zusammengefügte Holzbohlen als Tischplatte – haben sie sich von Verwandten oder Nachbarn besorgt. “Allerdings haben wir zehn Euro für das Betonfundament für die beiden Tischbeine ausgegeben”, erklärt Paul Kipp. Nic Gehlmann fügt hinzu, dass man die beiden Baumstämme mit Baustahlstäben in dem Beton verankert hat. “Schließlich darf der Tisch nicht umfallen, wenn sich mal einer auf die Kante setzt”, meint Gehlmann.

Eine Hecke gegen den Wind

Aber ganz fertig ist die robuste Sitzecke noch nicht. “Wir wollen noch eine Hecke als Einfassung pflanzen, damit es auch ein bisschen windgeschützt ist”, meint Antonio Hüting. Da mag sich jetzt der eine oder andere praktisch denkende Erwachsener fragen, wer denn das Ganze sauber hält. Für Paul, Luise, Nic und Antonio ist die Sache klar: “Das machen wir”, ist die einhellige Meinung. Überhaupt kann man die Vier schon fast als den “Bauhof aus Herzebocholt” bezeichnen. “Wir haben an der Kirche die Hecke geschnitten und dort auch den Rasen gemäht”, erzählen sie. Müssen die das überhaupt? “Die Hecke schneidet ja sonst wohl keiner, das sah schon ziemlich schandalig aus”, macht Paul Kipp deutlich und sieht es als selbstverständlich an, dass auch die Sitzgruppe gepflegt wird. Und sie leeren auch den von der Stadt gestifteten Mülleimer, der an der neuen Sitzecke steht. Auch das müssten sie eigentlich auch nicht. “Die Leute vom Bauhof fahren da auf ihrer Runde immer vorbei, den Mülleimer machen sie aber nicht leer”, meint Paul Kipp und fügt noch einmal hinzu, dass der Eimer von der Stadt dort angebracht wurde.

Ein Teil des Preisgeldes soll gestiftet werden

Jetzt stellt sich die Frage, was die vier Jugendlichen mit dem Preisgeld von 2.500 Euro machen. Einig sind sie sich darüber, dass ein Teil des Geldes an Pater Josephat Obodo aus Nigeria gestiftet wird, der einige Jahre in der St. Franziskus-Gemeinde Isselburg tätig war. „Der macht in seiner Heimat soviel für die dortigen Menschen, das wollen wir unterstützen“, sind sich die Jugendlichen einig. Der Rest des Geldes geht dann aufs Sparbuch. Hört man den Vieren zu, dann kann man davon ausgehen, dass mit der Sitzecke noch lange nicht Schluss ist. Eigentlich ist das Quartett mit der aktuellen Situation ganz zufrieden, allerdings hat die 12-jährige Luise einen Wunsch: “Die Jungs sind ja ganz okay, aber ich wünschte mir schon ein Mädel in meinem Alter als weibliche Verstärkung”, meint Luise Kipp.  Jetzt freuen sich die Vier aber erstmal auf die offizielle Preisübergabe, die am 10. November im Restaurant Il Caminetto (Ratskeller) in Anholt stattfindet.