Igel und Storch waren Thema im Werther Jugendheim

Der Heimatverein Werth bot seinen Mitglieder und Gästen am vergangenen Dienstag im Jugendheim an der Binnenstraße einen „tierischen“ Abend und hatte dazu Kristine Weitzels aus Anholt und den Werther Hans Glader als Referenten eingeladen. Während Weitzels sich mit dem Leben der Igel und deren Bedürfnisse im heimischen Garten beschäftigte, widmete Hans Glader sich den Störchen.

Igel wünschen sich einen verwilderten Garten

Kristine Weitzels mit einem kleinen Igel (Foto: Frithjof Nowakewitz)

Die Anholterin Kristine Weitzels beschäftigt sich gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten schon jahrelang mit der heimischen Tierwelt und widmet sich seit zwei Jahre intensiv dem Igel. Im Jugendheim sprach sie darüber, was der stachelige Zeitgenosse von uns Menschen braucht, wie ein igelsicherer Garten aussieht und woran man einen hilfsbedürftigen oder kranken Igel erkennt. Zur Anschauung hatte Weitzels zwei Igel mitgebracht. „Der Igel ist in Deutschland zwar durch das Bundesnaturschutzgesetz geschützt, trotzdem nimmt die Zahl der Tiere dramatisch ab“, erklärt die Anholterin und führt das darauf zurück, dass einerseits das Nahrungsangebot für die kleinen Stacheltiere zurückgeht und andererseits auch die Lebensräume schrumpfen. „Gepflegte Gärten sind zwar für das Auge schön, bieten dem Igel aber keine Lebensraum – er benötigt eher Büsche und Sträucher unter denen er auch seinen Winterschlaf halten kann“, erzählt Kristine Weitzels und fügt hinzu, dass Igel – abhängig vom Nahrungsangebot – auf Friedhöfen, in Parks und auch in Gärten lebten. Igel seien Fleischfresser und ernährten sich von Käfern, Maden oder Larven sowie von Ohrwürmern.

Mähroboter sind für Igel gefährlich

Da es davon immer weniger gibt, müssten die in Gärten lebenden Igel zugefüttert werden. Weitzels zufolge eignet sich dazu am besten Katzentrockenfutter ohne Getreide, aber mit hohem Fleischanteil. Was die Sicherheit betrifft, appellierte die Anholterin an Gartenbesitzer, ihren Rasen nicht nachts mit einem Mähroboter zu mähen. „Igel sind nachtaktive Tiere, die sich bei Gefahr dort zusammenrollen, wo sie sich gerade befinden und dann von fahrenden Mährobotern oftmals schwer verletzt werden“, erzählt Kristine Weitzels. Findet man so ein Tier heißt es sofort ab zum Tierarzt. Das gilt auch, wenn der Igel unterernährt wirkt, schwer atmet oder wenn er angetroffen wird, wenn er eigentlich im Winterschlaf sein sollte. „Das sind sichere Anzeichen dafür, dass das Tier krank ist“, bekräftigt Weitzels. Mehr zu allem, was den Igel betrifftm gibt es im Internet unter www.proigel.de.

Familiärer Zusammenhalt endet, wenn sich die Jungtiere selbst ernähren

Den zweiten Teil des Abends gestaltete Hans Glader, der über die vielen gefiederten Bewohner unserer Kulturlandschaft berichtete und dabei den Storch in den Mittelpunkt stellte. „Ende der 90er-Jahre gab es in Nordrhein-Westfalen nur insgesamt drei Storchenpaare“, blickte der Werther zurück. Inzwischen seien es landesweit etwa 600 Paare. „Im Kreis Wesel und Kreis Kleve sind es jetzt aktuell circa 139 Paare“, berichtete Glader. „Allein auf der Bislicher Insel haben in diesem Jahr 34 Paare gebrütet.“ Auch im Bereich Isselburg gibt es mittlerweile mehrere Storchfamilien. Wobei eine Familie bei den langbeinigen Zeitgenossen nur kurzzeitig existiert, denn sobald die Jungtiere sich selbst ernähren, ist die Familienidylle vorbei und die Eltern kümmern sich nicht mehr um ihren Nachwuchs. In dem Zusammenhang räumte Glader auch mit einer Mär auf: „Dass Störche Frösche als Futter benötigen ist Quatsch. Sie brauchen vielmehr Kleinsäuger, wie etwa Mäuse.“ Die fänden sie auf bunten und vielfältigen Wiesen, auf denen viele Kleinlebewesen zu Hause sind.

Foto mit Genehmiung von Hans Glader

Die Frau kommt erst, wenn das Nest gemütlich ist

Glader sprach auch über die Überwinterung der Störche, die immer weniger in Afrika, sondern vielmehr auf der iberischen Halbinsel stattfindet. Bei der Rückkehr nach Deutschland nutzen die Störche oftmals das Nest, dass sie einst möglicherweise selbst gebaut haben. Aber hin und wieder nehmen sie sich auch einfach eins. Dann wird daran herumgewerkelt, bis ein Weibchen kommt , dass die Wohnung besonders anziehend und gemütlich findet. „Die Weibchen kommen nicht unbedingt wegen dem Männchen, sondern in erster Linie wegen dem Nest“, erklärte Hans Glader. Bein Bebrüten der Eier wechselt sich das Pärchen ab. Während eines der Tiere für Futter sorgt, sitzt das andere auf dem Nest. „Der Futterbedarf ist enorm, denn jedes Storchenkind benötigt etwa 1.700 Gramm Futter jeden Tag, was bei drei oder gar vier Junge schon eine enorme Arbeit für die Eltern darstellt – zumal sie ja selbst auch Futter brauchen“, berichtete Glader. Den gesamten Vortrag begleitete Hans Glader in Form einer Dia-Show mit tollen Fotos, die bei den Besuchern oftmals Bemerkungen wie etwa „toll“ und „wie schön“ oder auch „super eingefangen“ auslösten. Wer solche Fotos auch daheim an der Wand haben will, kann sich mit einem Fotokalender, der von der „Stiftung Störche NRW“ aufgelegt wurde und ausschließlich Storchenfotos von Hans Glader enthält das kommende Jahr verschönern. Den Kalender gibt es in der Tourist-Info in Anholt.

Für den Nestbau oder die Renovierung ist Glader zufolge der Storchenmann zuständig. „Erst circa zwei Wochen später kommen die Weibchen dazu“, erklärte Glader. Seine Ausführungen illustrierte er mit eigenen Fotos, auch von anderen Vögeln, die in unseren Breitengraden leben. Die fanden bei den Zuhörern viel Anklang.