Ein Fahrrad und ein Briefkasten – Die neue Form von „Social Media“

Zurück in die Zukunft – oder was mag sich der SPD-Ortsverein Isselburg wohl dabei gedacht haben, die Art der „Sozialen Medien“ mal ganz neu zu erfinden? Ein rot angestrichenes Fahrrad mit einem anmontierten Briefkasten – liebevoll als Motzbox bezeichnet – dass in verschiedenen Ortsteilen an verschiedenen Plätzen zu verschiedenen Zeiten stand, sollte die Bewohner dazu animieren, ihre Meinung zum Zustand der Stadt mitzuteilen. In einem Pressetermin an der Grundschule in Werth erläutertete die Parteispitze die Beweggründe der Aktion.

Johann Radstaak, Kerstin Hebing, Rebecca Kramer, Dr. Theo Beine und Martin Schulz (v.l.) präsentieren ihre „Motzbox“ (Foto: Frithjof Nowakewitz)

Wir haben viel positives mitgenommen

Ortsvereinsvorsitzende Martin Schulz freute sich über die Resonanz bei den Bürgern. “Wir haben aus der Aktion viel Positives mitgenommen, weil viele konstruktive Punkte angesprochen wurden”, erklärte Schulz. Die stellvertretende Vorsitzende Rebecca Kramer, fügte hinzu – dass angeregt durch diese Aktion – sich auch mehr Menschen über die sozialen Medien geäußert haben. „Da haben wir dann auch einen Ansprechpartner und können mit ihm in Kontakt treten, was bei den oftmals anonymen Mitteilungen in der Motzbox nicht möglich ist“, erläuterte Rebecca Kramer.

Werther wünschen sich ein Lebensmittelgeschäft

Dabei waren natürlich auch Punkte, die weder in der Hand der örtlichen Politik noch in im Ermessen der Verwaltung liegen. “Vielfach wurde die fehlende Sauberkeit in der Stadt von den Menschen moniert”, erklärte der Martin Schulz. Besonders ins Auge fiel die Meinung der Bürger, dass die Sauberkeit in der Stadt sehr zu wünschen übrig ließ. Weitere Themen waren die Verkehrssituationen mit relativ viel LKW-Verkehr, sowie die beengten Verhältnisse auf der Niederstraße in Anholt und der Deichstraße in Werth. Auch die Forderung nach einem Lebensmittelgeschäft in Werth war in der Motzbox zu finden. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Johann Radstaak erklärte, dass für die großen Lebensmittelketten ein Geschäft mit so wenigen Einwohner unrentabel sei. “Dies wäre anders, wenn die Ketten das Käuferpotential aus den umliegenden Orten, wie Liedern, Herzebocholt und auch Wertherbruch mit einbeziehen würden”, meinte Radstaak.

In Werth muss in Bildung investiert werden

Unabhängig von der Aktion plädierte die Fraktionsvorsitzende Kerstin Hebing vehement für einen Neubau der Werther Grundschule. “Ich bewundere die Lehrer, die unter solchen Bedingungen, wie sie hier herrschen, unterrichten”, erklärte Hebing. “Bis vor drei Jahre gab es an dieser Schule nicht mal eine Küche und gespült werden musste mit kaltem Wasser”, machte die Fraktionsvorsitzende deutlich. “Es gibt zu wenig Räume und die, die vorhanden sind, sind zu klein”, fügte Johann Radstaak hinzu. Martin Schulz verwies dabei auf den zunehmenden Bedarf an Kindergartenplätzen hin und dass damit auch ein Neubau der Schule nicht nur gerechtfertigt, sondern unbedingt notwendig sei. Der allgemeine Tenor war, dass das relativ neue Dach das Einzige ist, was erhaltenswert wäre. “Die Fensterrahmen sind teilweise aus Aluminium, da läuft im Winter das Wasser runter”, meinte Hebing und fügte hinzu, dass jahrelang nichts geschehen ist und dass jetzt in die Schule und damit in die Bildung der Kinder investiert werden muss.  

Auch 2023 wird es die Motzbox geben

Rebecca Kramer kam noch einmal auf die etwas kuriose, aber erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit zurück. “Wir sind gerade dabei, unsere Website auf Vordermann zu bringen und wollen auch verstärkt die sozialen Medien nutzen, um mit den Menschen in Kontakt zu treten. Dabei machte sie deutlich, dass es die Motzbox auch im kommenden Jahr geben wird. Und Johann Radstaak erklärte, dass die Anregungen der Bürger auf keinen Fall in einer Schublade verschwinden. “Wir gehen an, was wir durch uns beeinflussen können”, erklärte Radstaak.