37 Jahre war Dr. Jürgen Katzer Arzt in Anholt und davon auf den Tag genau 20 Jahre zusammen mit Dr. Stefanie Schweckhorst in der gemeinsamen Praxis. Jetzt geht der 77-Jährige in den eigentlich längst fälligen Ruhestand. Am gestrigen Freitag hatte er seinen letzten Arbeitstag, bei dem es nicht nur darum ging, Menschen bestmöglich zu behandeln, oder ein Rezept zu unterschreiben. Es war ein Tag, an dem auch viele Emotionen eine Rolle spielten – nicht nur bei seiner Kollegin Dr. Stefanie Schweckhorst und den Praxismitarbeiterinnen, sondern auch bei vielen Patienten.
Aus dem Duo wird ein Solo
Seit dem 1. Januar 1986 war der scheidende Arzt als Allgemeinmediziner, Unfallarzt und Durchgangsarzt in Anholt tätig, hat aber die Tätigkeit als Unfall- und Durchgangsarzt vor zwei Jahre aufgegeben. Am 1. Januar 2004 wurde aus der Ein-Mann-Praxis eine Gemeinschaftspraxis mit der Fachärztin für Allgemeinmedizin Dr. Stefanie Schweckhorst. Bis Anfang August des vergangenen Jahres betrieben Katzer und Schweckhorst die Praxis an der Niederstraße. Danach erfolgte der Umzug in das Gesundheitszentrum am Augustahospital. Nun, nach insgesamt 37-jähriger Arbeit als Landarzt geht Jürgen Katzer in den längst fälligen Ruhestand. „Ich wollte den Umzug noch mitmachen“, erklärte der Mediziner. Ab 2024 wird Stefanie Schweckhorst die Praxis allein weiterführen.
Hausbesuche mit Überlänge
„Ich war immer gern als Landarzt tätig“, meinte der Neu-Ruheständler und erklärte auch warum: „Anholt ist ja nun mal ländlich und relativ gemütlich, da führten die Haubesuche oftmals eben zu den Landwirten. Die dauerten dort dann auch schon mal etwas länger, weil man zum Kaffee bleiben musste oder auch mit dem Bauern hin und wieder ein Schnäppsken trank“, meinte Dr. Katzer und lacht dabei. Dabei machte er aber auch deutlich, dass die Tätigkeit als Landarzt im wahren Leben absolut nichts mit den Arztserien im Fernsehen zu tun hat. „Die sind völlig realitätsfremd“, sagte Katzer.
Die Freundschaft der Familien bleibt
Allgemeinmedizinerin und Kollegin Stefanie Schweckhorst blickte auf die vergangenen zwanzig Jahre zurück, in denen sie gemeinsam mit Dr. Jürgen Katzer die Praxis führte: „Wir haben uns immer gut ergänzt. Aus der langen gemeinsamen Arbeit ist dann eine richtige Freundschaft mit unseren Familien entstanden“, erzählte Stefanie Schweckhorst und Ehemann Roland meint zudem, dass er sich nicht erinnern könne, dass in dieser jemals ein böses Wort gefallen sei.
Zeit für´s Handicap
Was macht nun jemand, der nach so langer beruflicher Tätigkeit in den Ruhestand geht? „Meine Frau und ich haben schon immer gerne Schiffsreisen gemacht“, meinte der 77-Jährige und fügte hinzu, dass es im Mai per Kreuzfahrt ins Mittelmeer geht. „Nach Israel möchte ich gern noch mal, was aber aktuell ja nicht geht“, bedauert der Neu-Pensionär. Sein großes Hobby ist der Golfsport. „Jetzt habe ich ja Zeit, mein Handicap auf dem Grün in Anholt wieder aufzubauen, dass mal irgendwo bei 22 lag“, meinte der 77-Jährige. Nach seinem letzten Arbeitstag ging es zur internen Verabschiedung mit den Praxispersonal. „Es wird doch schon sehr wehmütig sein“, sagte Stefanie Schweckhorst, meinte aber auch, dass man sich ja nur als Kollegen trennt. Schweckhorst zufolge haben sich auch zahlreiche Patienten teilweise sehr emotional von „ihrem“ Doktor verabschiedet.
Dr. Jürgen Katzer ist gebürtiger Rheinländer aus Bad Münstereifel und hat in Bonn und Graz/Österreich studiert. Über Kliniken in Bonn und Hattingen hat es den Arzt dann 1986 nach Anholt verschlagen.