Gestern fand auf dem Hof Booms in Anholt eine Motorsportveranstaltung der besonderen Art statt. Es ging um „European Championship der Micro-Puller“. Die insgesamt 117 Teilnehmer kamen aus Deutschland, Niederlande und Dänemark. Die weiteste Anreise hatten mit rund 750 Kilometer Tommy Sørensen und Ulrik Pilgaard aus Ringkøbing/Dänemark. Nicht ganz so weit, allerdings auch aus dem hohen Norden, reiste der 64-jährige Frank Siemsen aus Kellinghusen (östlich von Itzehoe) an. Organisiert wurde die Veranstaltung vom „European Micro Pulling Komitee“, zu dem auch der Werther Fynn Höpner gehört. Im Gegensatz zu der großen Pulling-Veranstaltung in Anholt mit mehreren tausend Besuchern, waren am Samstag bestenfalls einige Dutzend Zuschauer dabei. Die konnten aber einen Isselburger Europameister feiern.
Full Pull ist das Ziel
Welten liegen auch in Größe und Leistung zwischen den Traktoren bei der Großveranstaltung auf dem Paus-Gelände und der Veranstaltung am Samstag auf dem Hof der Familie Booms. Haben die großen Traktoren oft mehr als 10.000 PS, sind es bei den Micro-Traktoren gerade mal bis zu 14 PS. Gleich sind allerdings die Regeln, zu denen die Wettbewerbe gefahren werden. Der Traktor muss einen Bremswagen ziehen, der mit jedem gefahrenen Meter durch ein nach vorne fahrendes Gewicht mehr auf die Antriebsachse des Traktors drückt. Wer die gesamte 11 Meter lange Strecke schafft, erzielt einen „Fullpull“. Bei den großen Traktoren beträgt die Strecke dafür 100 Meter. Schafft man den Fullpull nicht, werden die gefahren Meter per Laser gemessen.
Drei auf dem Treppchen
In der Gewichtsklasse bis 3,5 kg Superstock machten gleich drei Isselburger die ersten drei Plätze unter sich aus. Es gewann Jan-Bernd Peters vor Christopher Bonnes und Fynn Höpner. Der Grund, warum man dieses Hobby pflegt, liegt zum einen im Spaß zur Technik, zum anderen aber daran, dass der finanzielle Aufwand zu dem Hobby doch recht überschaubar ist. „Motor, Räder, sowie Kleinteile muss man kaufen, der gesamte Aufbau ist meist allerdings eigene Handarbeit“, erzählte der Kellinghuser Frank Siemsen. Den finanziellen Aufwand für einen Traktor beziffert er mit rund 500 Euro. Manche Enthusiasten haben gleich mehrere Traktoren für unterschiedliche Gewichtsklassen. „Da geht der Aufwand dann doch schnell in die Tausende“, argumentiert der 64-Jährige und fügt an, dass dies für ihn keine Option sei. Auch für die beiden dänischen Teilnehmer ist und soll es ein überschaubares Hobby bleiben, obwohl sie nach eigener Auskunft tatsächlich schon in mehreren europäischen Ländern an Wettbewerben teilgenommen haben.
Per Livestream in die ganze Welt
Gefahren wurde in insgesamt neun Klassen. Optisch wurde es am Abend interessant, als aufgrund der Dunkelheit unter Flutlicht gefahren wurde. Wer als Interessent nicht vor Ort sein konnte oder wollte, hatte die Möglichkeit der Veranstaltung via Floating-Finish-Livestream bei YouTube beizuwohnen.