Dürfen Eltern mit ihren Kindern für ihre Belange demonstrieren? Ja, sie dürfen. Auch wenn es von verschiedenen Seiten nicht gern gesehen wurde, versammelten sich gestern mehr als 60 Kinder und Eltern aus Werth vor dem Isselburger Rathaus, um auf die Missstände in der Werther Grundschule aufmerksam zu machen. Und dies lautstark mit Trillerpfeifen und selbst gebastelten Plakaten. Auslöser des Ärgers der Eltern und der jetzigen Demo war der Pilzbefall an der Wand eines Raumes. Bürgermeister Michael Carbanje, Kämmerer Christian Vedder und Vitaliy Düking (Bauamt) stellten sich den Fragen der Demonstranten.
Mila Rotterdam: „Es war nicht schön dort“
Die kritisierten den schleppenden Verlauf der Planungen und die oftmals fehlende Transparenz zum aktuellen Stand. Die wurde von der Vorsitzenden der Elternpflegschaft Sabrina Knebelkamp vehement eingefordert. Dies kritisierte auch Peter Rotterdam, Vater der 10-jährigen Mila Rotterdam. „Ich bin selbst vier Jahre lang dort zur Schule gegangen. Es war nicht schön dort“, erklärt die 10-Jährige. Peter Rotterdam meinte zudem, dass aktuell ein Sohn dort zur Schule geht und zwei weitere Kinder bald eingeschult werden. Auch zwei Kinder der Familie Temminghoff werden in der Werther Grundschule unterrichtet. Der achtjährigen Leo geht in die vierte und die sechsjährigen Tochter Anne in die erste Klasse geht. Und Sohn Paul wird 2026 eingeschult. „Wir sind aus Düsseldorf hierher gezogen, weil es in Werth schön ist und es alles gibt. Arzt, Kindergarten, Schule, alles ist vor Ort“, erklärte das Ehepaar, dass deutlich machte, dass in der Schule dringend was passieren muss.
Automatische Türschließer für Toilettentüren
„Gute Bildund ist teuer, schlechte Bildung ist noch teurer“, erklärte einer der Demonstranten. Damit ging er auf die Lernbedingungen in der Schule ein. Unterricht wird vielfach mangels Räumlichkeiten auf dem Flur abgehalten. Ein großer Kritikpunkt ist der Zustand der Toiletten. „Dort ist es schmutzig und immer kalt“, erklärte auch Mila Rotterdam. Aus dem Kreis der Eltern wurde deutlich, dass viele Kinder die Toiletten gar nicht mehr nutzen wollen. „Da die Toilettenräume nicht im Gebäude, sondern als Anbau am eigentlichen Schulgebäude sind, ist es dort im Winter kalt“, erklärte Vitaliy Düking. Dies liege Düking zufolge auch daran, dass die Toilettentüren oftmals aufbleiben und die Räume dadurch auskühlen. Dies soll sich in Kürze ändern, da dann automatische Türschließer eingebaut werden.
Pfarrer Jürgen Heidemann: „Nicht reden, sondern machen“
Schon seit langem gilt der Zustand im inneren des mehr als 70 Jahre alten Gebäudes als katastrophal. Das der Putz von den Wänden fällt, der Fußboden in desolatem Zustand ist und die Toiletten von den Kinder aufgrund des Zustandes gemieden werden, ist schon lange bekannt. Auch den Politikern. Deshalb wurde mit knapper Mehrheit im Herbst 2021 der Neubau der Werther Grundschule beschlossen. Nach außen Sichtbares ist allerdings nicht geschehen. Bürgermeister Carbanje erklärte, dass verschieden Gutachten erstellt werden müssen. „Dies braucht seine Zeit“, sagte Carbanje. Pfarrer Jürgen Heidemann, ist eigenem Bekunden zufolge nicht der Freund, bestehendes abzureißen. Er machte jedoch deutlich, dass ein Neubau dringend erforderlich ist. „Nicht reden, sondern machen“, forderte Heidemann. Dies war auch der allgemeine Tenor der Demonstrierenden. „Wir wollen eine neue Schule – jetzt und nicht erst morgen.“ So schnell wird es sicher nicht gehen, aber der Bürgermeister versprach den Anwesenden, dass der Neubau der Grundschule Werth oberste Priorität habe.
Carbanje lud Werther zur nächsten Sitzung ein
Michael Carbanje lud die Werther Bürger zur nächsten Sitzung des Ausschuss für Planung, Verkehr und Wirtschaft ein, die am 20. November um 17:30 Uhr in der Bürgerhalle Herzebocholt stattfindet. Dort soll auch über die Vergabe der Architektenleistung zum Neubau der Schule entschieden werden.