Pilz beschleunigt Diskussionen um Schulneubau

Seit langem steht fest, dass die Werther Grundschule in Gänze nicht mehr das ist, was man sich allgemein als Schule vorstellt. Es fehlen nicht nur Räume, sondern die vorhandenen sind auch noch in einem desolaten Zustand. Deshalb endschied sich der Rat Mitte 2021 für einen Neubau. Passiert ist allerdings seitdem nicht viel. Erst der Pilz, der in einem Klassenraum gefunden wurde und die Demo vor dem Rathaus hat wieder Bewegung in die Sache gebracht.

Der Schulhof ist für die Kinder ein Glücksfall. Dort wird aber wohl der Neubau hinkommen (Archivbild: Frithjof Nowakewitz)

Der Pilz bringt Bewegung in die Diskussionen

„Jetzt im Nachhinein freue ich mich über den Pilz in der Grundschule Werth, denn ohne ihn würden wir hier nicht sitzen und über den dringend notwendigen Neubau reden“, erklärte die SPD-Fraktionsvorsitzende Kerstin Hebing im jüngsten Ausschuss für Planung, Verkehr und Wirtschaft. Zudem dankte sie den Eltern und den Lehrkräften der Schule dafür, dass sie so zahlreich an der Ausschusssitzung teilnahmen. Auf Antrag von CDU, SPD und FDP sollte Bürgermeister Michael Carbanje in der Sitzung des Ausschuss einen detaillierten Bericht über den aktuellen Planungsstand zu den Grundschulen in Anholt, Isselburg und Werth geben.

Vorbild Mehrhoog

Die drei Fraktionen hatten für die Sitzung einen dreiteiligen Beschlussvorschlag eingebracht. Im Wesentlichen ging es darum, dass in Form eines Teilnehmerwettbewerbs ein Generalunternehmer beauftragt werden soll – ähnlich, wie die Stadt Hamminkeln im Fall des Schulneubaus in Mehrhoog vorgegangen ist. Zudem soll das neue Schulgebäude eineinhalb-zügig konzipiert werden. Der Kostenrahmen soll auf 8,1 Millionen Euro netto begrenzt werden. Nach Möglichkeit sollen Fördermittel genutzt werden.

Baulärm sorgt für Lerndefizite

Diskutiert wurde im Wesentlichen darüber, ob der Neubau nun in der Nähe des Altbaus entstehen soll, oder nach Abriss dort, wo der Altbau steht. Uwe Übelacker (Grüne), selbst Lehrer, wies darauf hin, dass der Unterricht nicht im Altbau stattfinden kann, wenn nur wenige Meter entfernt der Neubau entsteht. „Jede Art von Lärm wirkt sich auf die Konzentration der Kinder aus“, erklärte Übelacker und meinte zudem, dass die dadurch entstehenden Lerndefizite dann in der weiterführenden Schule sichtbar werden.  Dies bestätigte auch das Lehrpersonal, dass an der Sitzung teilnahm. „Die Kinder können sich nicht mehr auf den Unterricht konzentrieren, sondern nur noch auf das, was draußen passiert“, erklärte beispielsweise Frauke Prooi.

Auch Containerlösung unterliegt Genehmigungsverfahren

So kam dann die Nutzung von Containern ins Gespräch, ähnlich, wie sie gerade an der Anholter Grundschule genutzt werden. Kämmerer Christian Vedder und Bürgermeister Michael Carbanje regten daher an, die Planungen für den Neubau fortzuführen und parallel dazu für ein Jahr im Altgebäude weiterhin zu unterrichten. Freilich nur, wenn der eingesetzte Sachverständige keine Gesundheitsgefährdung für Kinder und Lehrpersonal durch einen Pilz feststellt. Bis dahin könnte also zweigleisig – einmal für den Neubau und gleichzeitig auch für die Containeranlage – geplant werden. „So blöd das klingt, aber auch für die Aufstellung einer Containeranlage sind Nutzungsänderungen und Baugenehmigung erforderlich“, machte Vedder deutlich. Das Horrorszenario für die Schule wäre es, wenn der Sachverständige jetzt noch feststellen würde, dass der Unterricht wegen Gesundheitsgefährdung ab sofort nicht mehr möglich wäre. Wie Bürgermeister Carbanje erklärte, soll das Gutachten spätestens zur nächsten Ratssitzung vorliegen, die am 18. Dezember stattfindet. Die Ausschussmitglieder entschieden sich einstimmig dafür, das Gutachten abzuwarten und dann final in der Ratssitzung zu entscheiden.

Die Verwaltungsspitze stellt sich den Demonstranten
Christian Vedder, Michael Carbanje und Vitaliy Düking – hier bei der Demonstration am 7.11., beraten verwaltungsinern über die drei Schulpojekte (Archivbild: Frithjof Nowakewitz)

Reichen die Kapazitäten in der Verwaltung für drei Großprojekte?

Frank Häusler hatte zudem angeregt, die Sanierung der Grundschule Isselburg für ein bis zwei Jahre nach hinten zu verschieben. Grund hierfür war die Frage, ob die Verwaltung aufgrund eingeschränkter Kapazitäten überhaupt in der Lage ist, gleich zwei Grundschulen zu sanieren und eine neu zu bauen. „Wenn ihr euch das als Verwaltung zutraut, dann können wir so weiterplanen. Ich habe allerdings große Bedenken, dass die Verwaltung die Projekte aufgrund der personellen Situation stemmen kann“, erklärte der CDU-Sprecher. Die direkte Frage, ob die Stadt in der Lage wäre die drei Projekte fast zeigleich zu stemmen, wollte Vitaliy Düking nicht direkt beantworten. Er verwies darauf, dass man sich mit dem Thema erst intern beschäftigen wolle. Dies sah auch Bürgermeister Carbanje so. Das Ergebnis der internen Beratung soll dann ebenfalls in der Ratssitzung am 18. Dezember verkündet werden.

Im Nachhinein nahmen Frank Häusler (CDU), Kerstin Hebing (SPD) und Kevin Schneider (FDP) Stellung zur Aussage von Michael Carbanje, sicher erst intern innerhalb der Verwaltung zu besprechen. Hier ist die Stellungnahme der drei Fraktionsvorsitzenden in vollem Wortlaut:

Die Fraktionen von CDU, SPD und FDP erklären gemeinsam zum beabsichtigten Neubau
der Grundschule in Werth nach der Beratung des Ausschusses für Planung, Verkehr und
Wirtschaft:
„Wir sind enttäuscht, dass der Bürgermeister mit seinem Vertagungsantrag zu einer
erneuten Verzögerung beim Schulneubau Werth beiträgt. Gemeinschaftlich haben wir
Fraktionen uns darauf verständigt, das Hamminkelner Modell beim Neubau der
Grundschule Werth wie auch beim Ergänzungsbau für die Grundschule in Anholt zu
nutzen. Danach hätte die Verwaltung in einem wettbewerblichen Dialogverfahren die
Ausschreibung durchgeführt und letztlich an einen Totalübernehmer vergeben. Dieser
wiederum hätte die Neubauprojekte geplant und final vollzogen.
Das Hamminkelner Modell wurde von allen Ratsfraktionen bereits 2022 nach einer
Besichtigung des Schulneubaus in Mehrhoog favorisiert. Eine Umsetzung dieses
Verfahrens durch die Stadtverwaltung war auch in der jüngsten Ausschusssitzung nicht
vorgesehen. Stattdessen wollte der Bürgermeister es allen zur gleichen Zeit recht
machen, indem alle Schulen gleichzeitig kleinteilig geplant werden. Ohne Beachtung der
personellen Leistungsfähigkeit der Stadtverwaltung ist jeder gut gemeinte Beschluss zum
Scheitern verurteilt. Der jahrelange Stillstand in Isselburg ist die Folge davon, dass nicht
priorisiert wird. Das werden wir nun ändern. Vom Bürgermeister erwarten wir, dass er
unsere anstehenden Beschlüsse ohne Verzögerungstaktik umsetzt.“