Am Karnevalssamstag war wieder der große Tag der Wurstjäger. Das weitverbreitete Treiben junger Männer ist in vielen Orten und Ortsteilen zu Hause. Auch in der Stadt Isselburg gibt es sie. Aber woher stammt eigentlich diese Tradition?

Wurstjagen ist ein Stück Kulturgut
Diese Frage konnten auch Mitglieder der Vehlinger Wurstjäger nicht klären. „Ich weiß, dass es seit 1949 die Wurstjäger-Tradition in Vehlingen gibt“, erklärt Frank Westerhoff bei einem Pressetermin. Und Christian Boland fügt an, dass das „Wurstjagen“ zur Vehlinger Geschichte gehört. „Wurstjagen am Karnevalssamstag ist ein Stück Kulturgut“, meint Boland.

Rollende Bratwurstbude
Allerdings hatten die Vehlinger Wurstjäger bislang noch einen weiteren festen Termin. Mit einem eigens dafür hergerichteten Wagen nahmen sie in den vergangenen Jahren immer am Isselburger Rosenmontagszug teil. Anfangs war es nur ein einfacher Wagen mit seitlichen Sitzplätzen. Der wurde allerdings im Laufe der Zeit immer weiterentwickelt. Das Highlight war eine überdimensionale Bratpfanne, in der von Frank Westerhoff unablässig Würstchen gebraten wurden. Sehr zur Freude der am Straßenrand stehenden Jecken, denn die Würstchen wurden kostenfrei an das Publikum ausgegeben.
Was rein kommt, muss auch raus
Dazu gehörte natürlich auch eine adäquate Musikanlage. Schließlich musste man sich mit Musik von Höhner und Black Fööss oder mit diversen Schlagern Gehör verschaffen. Zudem war genügend Lagerfläche für die flüssige Versorgung notwendig. Frank Westerhoff wies dabei auf eine nicht zu unterschätzende Notwendigkeit hin: „Das, was man oben reinkippt, muss unten ja auch wieder raus, also wurde eine richtige Toilette installiert.“ „Wir hatten nicht den Schönsten, aber den Längsten“, meinte Westerhoff und beschrieb damit die Form des Wagens.
Zurück zum Ursprung
Nun gibt es in Isselburg keinen Rosenmontagszug mehr. „Das hat immer viel Spaß gemacht“, merkt Christian Boland ein bisschen wehmütig an. Die Teilnahme an einen der Rosenmontagszüge in der näheren Umgebung stand aber nicht zur Debatte. Die Auflagen seien einfach zu hoch. Also beschränkten sich die Vehlinger Wurstjäger an diesem närrischen Wochenende auf das, was der Name sagt: Wurstjagen. Um acht Uhr trafen sich die rund 20 Mitglieder bei Terhorst an der Anholter Straße. Ungehört blieb das in der Nachbarschaft nicht, denn aus den auf kleinen Handwagen installierten Musikanlagen dröhnten zum Warm-Up die bekannten Stimmungslieder.
Fette Beute gleich an der ersten Tür

Auf dem Hof stand schon das bereit, was eine gut ausgestatte Wurstjäger-Gruppe für die Tour so braucht: Bier für den Eigenbedarf unterwegs und Schnaps mit den entsprechenden Pinnekes für die, bei denen man klingelt. Wichtige Utensilien sind zudem ein Rucksack für die gesammelten Würstchen und die Sammeldose für die Geldspenden. Gegen halb Neun ging es dann aufgeteilt in drei Gruppen los. Und schon gleich an der ersten Haustür machte eine Gruppe fette Beute. Und das, ohne klingeln zu müssen. Eine Kiste Bier, obendrauf ein Päckchen mit kleinen Warmmachern und einige Würstchen standen vor der Haustür. Mit einem Schreiben hatten die Bewohner mitgeteilt, nicht zu Hause zu sein, wünschten den Wurstjägern aber einen schönen Tag. Über den ganzen Tag verteilt ging es durch den Ort und auch zu etwas abgelegenen Bauernhöfen.
Vehlinger Projekte unterstützen
Was passiert nun mit den gesammelten Würstchen und dem Geld? Bei einem gemeinsamen Fest, zu dem auch die Bürger eingeladen sind, kommen die Würstchen auf den Tisch. „Ein Großteil des gesammelten Geldes wird für den Vehlinger Kinderkarneval und den Seniorennachmittag gespendet“, erklärt Christian Boland.