Ulrich Halfmann nimmt zu „Linders Feld“ Stellung

Ulrich Halfmann (Grüne) Archivfoto

Ulrich Halfmann (Grüne) nimmt in einem offenen Brief Stellung zum IL-Bericht über die Situation zum Baugebiet Linders Feld. Darin schildert er die Situation aus seiner Sicht. Hier nun der Originaltext:

„Na, na, wer wird sich denn da gleich ins Bockshorn jagen lassen!

Kaum hat Herr Michael Henn von der Voba Wohnbau GmbH in der örtlichen Presse ein bisschen auf den Putz gehauen, da überbieten sich die Kommentatoren schon mit Mahnungen an die (wie immer schuldigen) Politiker, den Investor ja nicht durch nicht erwünschte Beschlüsse zu vergrätzen. Herr Henn hatte immerhin damit gedroht, den Bettel hinzuschmeißen und die Voba Wohnungsbau aus dem Projekt „Baugebiet Linders Feld“ zurückzuziehen.

Wenn es die Politik nicht ermögliche, auch einen Streifen des Krankenhausparks zu bebauen, so drohte Herr Henn in NRZ und BBV, werde die Voba Bau ihre „Energie und Planungskapazitäten anderen Projekten außerhalb Isselburgs widmen, die zielführender sind“.

Angeblich kann das Krankenhaus, so Henn, seinen Anteil an der Erschließung seines Parkplatzes nur finanzieren, wenn es den halben Park an die Voba veräußert. Hat irgendeiner der örtlichen Pressevertreter mal nachgefragt, ob das überhaupt stimmt?  BBV, NRZ und Isselburg- live drucken nur unkritisch nach, was ein Herr Henn einfach mal als Behauptung in die Welt setzt. Kann Herr Henn seine Vorwürfe mit Zahlen untermauern? Wie hoch sind denn die angeblich so hohen Erschließungskosten? Wieso schweigen die Verantwortlichen des Krankenhauses? Die Herren Lasczok und Aldejohann vom Augusta-Hospital hatten vor der Beschlussfassung über die Änderung des Flächennutzungsplanes am 29.6.2011 Gelegenheit bekommen, vor dem Rat ihre Sicht darzulegen. Sie sprachen allgemein darüber, wie wichtig die Bebauung des Parks für die Entwicklung der Klinik sei. Dass sie das Geld ausgerechnet aus dem Verkauf der unteren Parkfläche an die Voba für die Finanzierung der Erschließung ihres Parkplatzes brauchen, wäre auch noch nachzuweisen. Zum Beispiel hat die Klinik ja auch noch mindestens ein Grundstück an der Pater-Welty-Straße, das verkauft werden könnte.

In der vorhergehenden Bauausschuss-Sitzung erfuhren wir von Herrn Bauamtsleiter Spaan, dass nicht die Stadt den Entwurf für die Änderung des Flächennutzungsplans und die Aufstellung des Bebauungsplans in Auftrag gegeben hat, sondern die Voba Wohnbau. Und die hat sich dann zusammen mit dem Krankenhaus so ganz nach ihrem Gusto die Planungsentwürfe vom Büro „StadtUmBau“ zurechtstricken lassen. Aus dem Bebauungsplanentwurf wurden z.B. Flächen östlich des Krankenhauses ausgespart, die ebenfalls dem Augusta-Hospital gehören. Warum eigentlich?

Wie naiv muss man sein, um aus allen Wolken zu fallen, wenn Politiker von SPD und Grünen sich erdreisten, auch noch Interessen anderer Betroffener zu berücksichtigen, wie etwa die der Anwohner im Tichelbruch und der Anholter insgesamt, die den Park selbst mit angelegt haben!

Wenn man die Vorgeschichte der Voba-Fläche kennt, kann man auch der Drohung von Herrn Henn keinen Glauben schenken, seine Firma würde aus dem Projekt aussteigen. Dafür hat die die Fläche die Voba schon viel zu viel Geld gekostet. Als sie zum Verkauf stand, war die Volksbank Emmerich-Rees so scharf auf die Fläche, dass sie bereit war, der verkaufenden Erbengemeinschaft einen weit über dem Verkehrswert liegenden Preis zu bezahlen: 1,05 Mio. DM, in heutiger Währung 536 857 €. Der Verkehrswert war zur Zwangsversteigerung bei 300 000 € festgesetzt worden. Die Stadt Isselburg hatte auch ein Kaufangebot zu den üblichen 70 % des Verkehrswertes eingereicht.

Das Geschäft konnte sich für die Volksbank nur lohnen, wenn sie die Fläche möglichst schnell als Wohnbaugrundstücke an den Mann bringen konnte. Der damalige Geschäftsführer der Voba Wohnbau, Alfons Thissen, war da auch ganz optimistisch. Der Kaufpreis sei durch Kalkulationen und diverse Vorgespräche mit der Stadtverwaltung ermittelt worden, heißt es in einem Artikel des BBV vom 7.11.2002 (!) über die merkwürdige Zwangsversteigerung.

Und weiter wird  Herr Thissen wörtlich zitiert: „Diese Gespräche werden in Kürze fortgesetzt mit dem Ziel, das Grundstück kurzfristig einer Wohnbebauung zuzuführen.“ Es ist uns nicht bekannt, was Herr Thissen unter „kurzfristig“ versteht.  Die 10 Jahre zwischen 2002 und (frühestens) 2012 hat er damit aber sicherlich nicht gemeint. Jetzt hat die Volksbank nicht nur seit 10 Jahren mehr als eine halbe Million Euro als Wiese nutzlos rumliegen. Sie hätte das Geld auch 10 Jahre für sich arbeiten lassen können und für sich  und ihre genossenschaftlichen Anteilseigner in der Zeit ein hübsches Sümmchen verdienen können. Da kommen doch schnell Zweifel auf, ob die Voba Wohnbau es sich leisten kann, so mal einfach aus dem Projekt auszusteigen.

Übrigens: Wenn Sie wissen wollen, mit wem Herr Thissen die „Vorgespräche mit der Stadtverwaltung“ geführt hat, die ihn so hoffnungsfroh stimmten, dann dürfen Sie nur einmal raten. Um drei Mal zu raten, ist die Antwort zu einfach.“