„Loverboy – Der Feind junger Mädchen“

Caro, 15 Jahre, ist überaus hübsch, ist ehrgeizig und hat durchaus vernünftige Vorstellungen für ihren weitern Lebensweg. Die Lehrer sind mit ihren schulischen Leistungen sehr zufrieden und die Eltern stolz auf ihre Tochter. Noch glücklicher scheint das Mädchen zu sein, als es von ihrem neuen Freund erzählt. Er ist so überaus lieb zu ihr, macht ihr Geschenke, geht mit ihr ins Kino, trägt sie quasi auf Händen.  Doch langsam verändert sich das Mädchen. Kein Bock mehr auf Schule, die Eltern sind in ihren Augen spießig und die Lehrer sind ohnehin doof. Sie zieht sich komplett aus ihrem sozialen Umfeld zurück. Was mag der Auslöser der Veränderungen sein?

Der Name ist angenommen, das Mädchen könnte auch jeden anderen Namen haben. Die Sache selbst aber spielt sich oft genug genau so ab. Aus einem jungen fröhlichen Mädchen wird eine verschlossene, aufsässige und nicht mehr zugängliche Person. Es muss nicht so sein, aber die Wahrscheinlichkeit ist groß: Das Mädchen ist an einen Loverboy geraten. Das sind junge Männer, die es nur darauf absehen, junge Mädchen von sich abhängig zu machen um sie anschließend zur Prostitution zu zwingen. Sie sprechen von der großen Liebe, machen großzügige Geschenke und suchen ihre Opfer meist vor Schulen, in Jugendtreffs oder im Internet. Die Problematik ist nicht neu, jedoch in der Öffentlichkeit eher weniger bekannt.

v.l.: Jennifer Ax, Lehrer Wilfrid Elting, Richard Schwung, Serhat Dönmez, Daisy Bley und Maja Gajic

In der Verbundschule Isselburg gibt es nun ein Projekt, dass bundesweit bisher einmalig ist. Die Schulsozialarbeiterin Daisy Bley, angestellt beim Deutschen Roten Kreuz, steckt mitten in den Vorbereitungen einer Projektwoche, die sich ausschließlich mit dem Begriff Loverboy und mit den Gefahren, die von solchen Männern ausgehen, beschäftigt. Unterstützt wird sie hierbei nicht nur von der Schulleitung und den Lehrern, sondern auch von der Elterninitiative für Loverboy-Opfer, dem Verein „Eilod e.V“.

Zum ersten Mal kam Daisy Bley mit dem Thema in Berührung, als sie hierüber im vergangenen Sommer einen Fernsehbericht gesehen hat.  Im Rahmen der Vorbereitung der Projektwoche hat sie auch Kontakt zu der Polizeibeamtin Bärbel Kannemann aufgenommen, die Mitbegründerin von Eilod ist. Bei einem Vorbereitungstreffen in Düsseldorf, dem Sitz von Eilod, waren neben Daisy Bley auch zwei Schüler und zwei Schülerinnen dabei. Hierbei kam auch zur Sprache, dass nicht ausschließlich Mädchen Opfer werden. Auch Jungs können betroffen sein. Zunächst werden sie durch zwielichtige Botengänge und Kurierdienste erpressbar gemacht. Dann müssen sie an ihrer Schule sozusagen für weiblichen Nachwuchs sorgen. Sie müssen den Kontakt zwischen Loverboy und Mädchen herstellen. Dann nimmt die Geschichte ihren Lauf. Das Ergebnis ist immer das Gleiche. Das Mädchen wird durch den Zuhälter durch Vergewaltigung, Schläge und Drogen gefügig gemacht.

Die Projektwoche findet vom 21. bis 24. Februar in der Verbundschule statt. Dort geht es um Liebe und Partnerschaft, um Sexualität und um die Gefahren, die vom Internet ausgehen können. Der Hauptpunkt wird aber die Arbeitsweise von Loverboys sein und wie sich die jugendlichen Mädchen davor schützen können. Die Schüler der Klasse 10b werden dann die Ergebnisse am 1. März, ab 18:30 Uhr, vorstellen. Hierzu sind nicht nur die Schüler und die Eltern eingeladen, sondern alle, die sich für dieses Thema interessieren. Denn Fakt ist, dass jedes junge Mädchen ein potentielles Opfer sein kann. Schon deshalb scheint es wichtig, dass sich möglichst viele Jugendliche und deren Eltern über die Problematik und deren Folgen informieren. Nur wer weiß, wie ein Loverboy arbeitet, kann sich auch vor ihm schützen.

Viel Wissenswertes bietet der Verein „Eilod“ auf seiner Website. Unter www.eilod.de kann man Kontakt zu Menschen aufnehmen, die die Situationen betroffener Mädchen kennen, sie teilweise sogar selbst erlebt haben. Eltern, die glauben, ihr Kind sei Opfer eines Loverboy geworden oder aber stark veränderte Verhaltensweisen bei ihrem Kind feststellen und diese nicht erklären können, sollten möglichst schnell Kontakt zu Eilod aufnehmen.

Um die Problematik einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen, wird der WDR im Rahmen seiner Sendereihe „Frauen-TV“ über die Aktion in der Verbundschule berichte. Wie Daisy Bley erklärte, wird der Sender möglicherweise sogar an mehren Tagen die Projektwoche begleiten. Die Sendung läuft im WDR-Fernsehen immer Donnerstags um 22 Uhr. Auch macht die Schulsozialarbeiterin deutlich, dass die Aktion der 10b durchaus auch für andere Schulen interessant sein könnte.