Geht es nach Isselburg21 und der Stichting Achterhoek voor 380-KV ondergronds, sowie rund 250 Bürgern beiderseits der Grenze, dann wird es für die geplante 380-KV-Leitung keine 60 Meter hohen Strommasten zwischen Wesel und Doetinchem geben. Dies wurde bei der gestrigen Kundgebung auf dem Wiesengelände neben der Brüggenhütte deutlich.
Einigen Fernsehsendern aus Deutschland (WDR) und Holland war die Kundgebung so wichtig, dass sie eigene Aufnahmeteams zur Brüggenhütte geschickt hatten. Und natürlich waren auch alle örtlichen Zeitungen vertreten, um über den Verlauf der Kundgebung zu berichten. Michael Kempkes (Isselburg21) eröffnete um kurz nach 15 Uhr die Kundgebung und erklärte den Besuchern, worum es den Initiatoren hauptsächlich geht. Dies ist nicht die Verhinderung der angedachten Stromtrasse. Sie soll aber nicht in Form von hohen Masten die rund 60 km lange Strecke zwischen Wesel und Doetinchem gebaut werden, sondern unterirdisch verlegt werden. Das dies geht, wurde im Verlauf der Veranstaltung deutlich. Gerade die beiden Betreiber Amprion in Deutschland und Tennet in Holland haben bei anderen, schon fertig gestellten Projekten bewiesen, dass eine unterirdische Verlegung durchaus machbar ist. Beispiele hierfür sind die unterirdisch verlegten Stromtrassen Niederlande-Norwegen, bzw. Niederlande-England. Dort sind die Leitungen rund einen Meter tief in den Meeresgrund verlegt worden. Gerade aktuell wird eine 60 km lange unterirdische Trasse von Frankreich nach Spanien durch die Pyrenäen gebaut. Die Strecke von Wesel nach Doetinchem ist im Übrigen genauso lang.
Schutz von Mensch und Natur muss im Vordergrund stehen
Die eindeutige Forderung von den beiden Initiativen lautet klar und deutlich, den Schutz von Mensch und Natur in den Vordergrund zu stellen und die Leitung unterirdisch zu verlegen. Dies sei, so Michael Kempkes, zwar wesentlich teurer, hätte sich aber bereits nach vier Jahren refinanziert. Da solch eine Leitung für den Zeitraum von etwa 60 Jahre gebaut wird und jährliche Einnahmen von rund 150 Millionen Euro verbucht, lässt sich leicht ausrechnen, welch riesiger Verdienst für die beiden Betreiber aus Holland und Deutschland zu erwarten ist.
Das auch Städte und Verwaltungen auf beiden Seiten der Grenze gegen die geplante Form der neuen Leitung sind, machte die Anwesenheit von Bürgermeister Rudi Geukes sowie einem Vertreter der Stadt „Oude Ijsselstreek (Ulft/Gendringen) deutlich. Hierbei zitierte Isselburgs Bürgermeister aus dem neuen Koalitionsvertrag von SPD und Grüne, in dem es heißt, dass solche Leitungen „so anwohnerfreundlich wie möglich“ gebaut werden sollen. Außerdem soll, so der Wortlaut im Koalitionsvertrag “ eine Novellierung des Energieleitungsausbaugesetz weitere Erdkabel-Pilotstrecken möglich machen“. Zum Abschluss der eigentlichen Kundgebung wurde quer durch die Bocholter Aa symbolisch eine Stromleitung verlegt.
Bei aller Ernsthaftigkeit der Veranstaltung kam auch die Unterhaltung nicht zu kurz. Die Anholter Band Braingate sorgte live und handgemacht mit Rock und Balladen für gute Unterhaltung. So entwickelte sich auf der Wiese bei Wasser, Bier und Bratwurst fast ein Lagerleben.
Die Initiatoren, Michael Kempkes und Emanuel Ijsselmuiden, haben im Vorfeld alles getan, damit auch möglichst viele Bürger der Kundgebung beiwohnen. Aufgrund der Tatsache, dass unter den rund 250 Teilnehmern mehr Betroffene aus Holland als aus dem Isselburger Raum waren, muss man sich (wieder mal) fragen, ob das Kind erst in den Brunnen fallen muss, bevor Isselburger Bürger sich an solchen Veranstaltungen beteiligen und ihren Protest anmelden. Legt man mal rund 3500 Haushalte in der gesamten Stadt zu Grunde, muss man sich schon fragen, wo die Leute alle waren. Auf der Kundgebung, bei der es auf Jahrzehnte um das Wohl der Stadt geht, waren sie jedenfalls nicht. Schade eigentlich. Aber hinterher meckern, wenn die Masten mit all ihren Nachteilen für Mensch und Natur stehen, ist natürlich wesentlich einfacher. |
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