Der Palmsonntagsumzug hat in Anholt eine lange Tradition

Der Palmsonntagsumzug  hat in Anholt eine lange Tradition. Bernhard Barking, das Anholter Urgestein schlechthin, erzählt, welchen Stellenwert der Palmumzug in seiner Kinderzeit hatte.

„Die Winterwochen waren früher lang und sehr kalt. Das Einzigste, was wir draußen spielen konnten waren  Schneeballschlachten, Schneemänner bauen und schlindern auf dem Wall und Mühlenberg. Natürlich gehörte auch das Schlittschuhlaufen auf dem Stadtgraben und Schlossteich dazu. An dieser Stelle soll nicht das Eisschollentreten, (Schöllekestreyen) vergessen werden, dass aber oft mit nassen Hosen bis zu denKnien  endete.

Der Winter ging vorbei und es nahte der Palmsonntag. Das war was für uns Kinder.  Die Palmstöcke mussten geholt werden.  Vater ging mit in den Wald, meistens in Lindersbüschken.  Die Stöcke wurden fachgerecht ausgesucht.  Am oberen Ende musste der Stock vier bis fünf starke Verzweigungen haben.  Nun wurde der Stock abgeschält und zum Trocknen weggelegt.

Wochen vor Palmsonntag  hatte Mutter schon viele Zutaten für den Schmuck des Palmstocks vorbereitet. Dazu gehörte auch das so genannte „Gedröögte“. Hierbei handelte es sich um Apfel-, Birnen und Pflaumenringe, die ja auch im Winter in der Milchsuppe das „Lecckere“ war. Die Ringe  wurden auf Zwirnfaden, zusammen mit großen Rosinen aufgereiht.  Endlich war es dann Palmsonntag. Beim Bäcker waren tags zuvor die „Palmmöskes“ und der große Kräkel für oben drauf bestellt. Mit großen Augen verfolgten wir die Ausschmückung des Palmstockes. Auch eine aufgereihte Plätzchenschnur wurde eingehängt. Zum Schluss wurden die Enden des Palmstocks mit reichlichen Palmbüschen verziert. In der vollen Pracht sahen wir nun den Palmstock und konnten es nicht abwarten, das wir damit nach draußen gehen konnten.  Sonntagsmorgen nach dem Gottesdienst war es dann so weit. Aus allen Häusern kamen stolz die Kinder mit ihren so schön geschmückten Palmstöcken und gingen zum Sammelplatz zum alten Kindergarten an der Schneidkuhle. Dort standen dann auch schon einige Mitglieder der alten Anholter Musikkapelle (einige Namen sind mir noch bekannt, wie Wilm Konst – Wilm Klumpen –Schuster Wolsing – Hein Jansen – Willi Ditters – Bernhard Riverein – Karl Hünting). Später waren dann auch Musiker aus Isselburg dabei.  So ging es dann durch die Anholter Strassen.  Eltern mit Kleinkindern im Kinderwagen, versehen mit kleinen Palmstöcken , zogen natürlich mit.

 Und immer wieder wurde das alte Palmesonntagslied auf Anholter Platt gesungen: „Palme-Palmesonntg,  eikorei alle mine Möskes leggen en Ei. Een  Ei, dat es gen Ei, twee  Eier es en half Ei, drej Eier es en Poosei. Went`t noch  eenmool Sonndag es, dann kriegen wej en Poosei“.

Das sich so eine Tradition so lange gehalten hat, ist für Bernhard Barking interessant und vor allem sehr beachtenswert, wird doch der Palmsonntagsumzug auch heute noch in fast unveränderter Form durchgeführt.

In diesem Zusammenhang informiert der Anholter Heimatverein darüber, dass der Palmsonntagsgottesdienst der Pfarrgemeinde im Zusammenhang mit dem Umzug in zwei Teilen stattfindet. Er beginnt um 10 Uhr auf dem Markt mit der Segnung der Palmstöcke. Danach geht der Zug, begleitet von der Bläsergruppe des Isselburger Blasorchesters durch die Hohe Straße, den Eiermarkt und über den Wall zur Pfarrkirche St.Pankratius, wo die Eucharistiefeier stattfindet. Der Gottesdienst um 8 Uhr fällt aus!

Der Palmzug wird vom großen Palmstock des Heimatvereins und von der Bläsergruppe angeführt. Danach folgen die Kinder, die ihren Palmstock allein tragen können.Der Heimatverein bittet die Eltern, den Palmstock nach Anholter Tradition, also mit Palm, Palm – Möskes, frischem Backwerk oder Früchten zu schmücken, auf bunte Bänder aber zu verzichten.

 

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