Ein Leckerli für den Hund und Bömskes für die Kinder

Udo Hackfort verabschiedet sich am 24. Mai in den Ruhestand (Foto: Frithjof Nowakewitz)
Postbote Udo Hackfort verabschiedet sich am 24. Mai in den Ruhestand (Foto: Frithjof Nowakewitz)

Der Mann ist in Isselburg bekannt wie ein bunter Hund. Und er hat fast immer gute Laune. Seine Kunden mögen ihn. Und das seit nun fast 34 Jahre. Die Rede ist von Postzusteller Udo Hackfort. 

Früher hießen sie noch Postboten. Eine Uniform hatten sie schon damals an. Sie kamen mit dem Fahrrad und hatten eine riesige Ledertasche mit, in der die ganzen Briefe transportiert wurden. Hunde gehörten damals wie heute, nicht unbedingt zu den besten Freunden. So mancher Postbote macht ja oftmals unliebsame Bekanntschaft mit dem vierbeinigen Wachpersonal.

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Als Udo Hackfort vor fast 34 Jahre seinen Job nach 11 Jahre als Dachdecker aufgab und den Dienst als Postbote antrat, ging es noch nicht ganz so stressig zu. Da hatte der Postbote meist noch Zeit für ein Prötken an der Haus- oder Gartentür. Es war eben eine andere Zeit. Dabei hatte Udo zunächst überhaupt keine Ambitionen mit dem Fahrrad Briefe zu transportieren. Das es dann doch dazu kam, lag an Jupp Hesseling. Der Mann, Udos Schwiegervater, war selbst Postbote. Er drängte lange vergeblich. Irgendwann jedoch hatte Udo von der „Drammerei“ seines Schwiegervaters die Nase voll und bewarb sich 1980 bei der Firma mit dem Posthorn. Die Zusage kam relativ schnell und der Dienstbeginn war auf den 15. August terminiert. Dass passte nun überhaupt nicht in den Terminkalender vom angehenden Postboten. In Isselburg ist nämlich immer am dritten Wochenende im August Schützenfest. Da ist es ja wohl vollkommen unmöglich, am 15., also eine Woche vor dem  Schützenfest, einen neuen Job anzutreten. Wie man ja weiß, ist die Post flexibel. Also wurde der Dienstbeginn von Udo Hackfort auf den 1. September verlegt. Die ersten zwei Wochen nahm ihn der gestande Postbote Ernst Roeloffzen unter seine Fittiche. „Zwei Wochen Crashkurst“, erklärt Udo lachend. Ab da war er dann mit seiner Post allein unterwegs. Drei Jahre später absolvierte Hackfort in Münster die Beamtenprüfung.

Foto: Frithjof Nowakewitz
Foto: Frithjof Nowakewitz

Pfeifen ist sein Markenzeichen

Wie Eingangs erwähnt, hatte Udo Hackfort meist gute Laune. Dies äußerte sich akustisch dadurch, dass er meistens pfeifend auf seinem Fahrrad unterwegs war. So wusste also jeder schon einge Minuten im Voraus, dass der Postbote mit Fahrrad und Ledertasche zu ihm unterwegs war. Die Pfeiferei brachte dem Postboten aber kurzzeitigen Ärger ein. Denn es gab doch tatsächlich einen Zeitgenossen, der dem Postboten die Pfeiferei verbieten lassen wollte. Die Isselburger wissen, was daraus geworden ist. Udo Hackfort pfeift noch heute. Zwar nicht mehr auf dem Fahrrad und nicht mehr mit der Ledertasche. Aber wenn er aus dem Auto steigt und die Post bringt, dann hört man ihn schon.

Und auch die Meinungsverschiedenheiten mit diversen Vierbeinern hatte Hackfort schnell im Griff. Er verteilte nämlich immer kleine „Leckerli´s“. Und plötzlich fanden die Hunde den Postboten doch ganz sympatisch. Bald freuten sich die kleinen und großen Vierbeiner sogar, wenn der uniformierte Briefträger kam. Und auch die Kinder mögen ihn. Hin und wieder bekommen sie von Udo Hackfort ein Bömsken, also ein Bonbon.

Ab dem 26. Mai wird ein anderer Postbote die Tour von Udo Hackfort übernehmen. Wahrscheinlich wird der sich nicht durch Pfeifen ankündigen. Allerdings werden die Hunde wohl weiterhin ihr Leckerli bekommen. Diese kleinen Bestechungsversuche haben nämlich die Kollegen für ihre eigene Tour erfolgreich übernommen.

Der pfeifende Postbote startet am 24. Mai zu seiner letzten Runde

Seit fünf Jahre befindet sich Udo Hackfort in Altersteilzeit. In dieser Zeit hat er jedoch voll weiter gearbeitet und damit für sein früheres Ausscheiden vorgearbeitet. Nun geht er in die passieve Altersteilzeit, bevor er in fünf Jahre endgültig in den Ruhestand geht. Seine letzte Tour wird Udo Hackfort am kommenden Samstag machen. Und sie wird sicherlich nicht ganz einfach werden. Denn die meisten Menschen, die seit 34 Jahre von ihm ihre Post bekommen, wollen sich persönlich von ihm verabschieden.

„Ich freue mich auf die kommende Zeit und lass alles auf mich zukommen“, erklärt der nun scheidende Postbote. Seine große Leidenschaft, das Motorradfahren darf er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr. Er wird, gemeinsam mit seiner Frau, auf das Fahrrad ausweichen. Wenn er dann durch Isselburg fährt, wird er vielleicht auch wieder pfeifen. Und so mancher wird glauben, der Postbote kommt.