Der Kreis Borken hat mit der Grenzregion der Niederlande nicht nur eine 108 Kilometer lange gemeinsame Grenze. Es gibt viele andere Gemeinsamkeiten. Auch das Problem des Fachkräftemangels besteht hüben wie drüben. Unter diesem Aspekt wurde das Projekt „Regioticket“ entwickelt. Die Auftaktveranstaltung hierzu fand gestern unter Beteiligung der Initiatoren und Firmen im Berufskolleg West in Bocholt statt.
„Mit dem Projekt Berufsausbildung plus „Regioticket“ wird neben dem Berufsabschluss im Heimatland eine Zusatzqualifikation zur erleichterten Aufnahme eines Arbeitsverhältnisses im Nachbarland erworben“. Mit diesem Satz auf einem Flyer, übrigens zweisprachig in deutsch und niederländisch verfasst, ist eigentlich die Grundphilosophie genannt. Bei der gestrigen Auftaktveranstaltung gingen verschiedene Redner aber mehr ins Detail.
Schaffung eines gemeinsamen Arbeitsmarktes
Eröffnet wurde die Veranstaltung von Ulrich Kirchner (Leiter des Berufskolleg West) und Mike Broekhuizen (Leiter der Bedrijftakschool Anton Tijdink in Terborg). Weitere Redner waren Landrat Dr. Kai Zwicker, Kees Nieuwenhuijse (Grafschap College Doetinchem), Heinrich Doth (IHK Nord Westfalen), Jürgen van Aalst (Kaak Group) und Heinz Renzel (VKF Renzel). Sie alle sprachen über die Wichtigkeit des Projektes und stellten die Vorteile heraus, die es sowohl für die Auszubildenden, als auch für die Betriebe gibt. Und das eben beiderseits der Grenze. Das Regioticket enthält die Vorbereitung auf eine Berufsausübung innerhalb des gleichen Berufsfeldes im Nachbarland. Ziel des Projektes ist es, einen Beitrag zur Schaffung eines gemeinsamen Arbeitsmarktes in der Region zu leisten. Für die Betriebe ergibt sich somit die Möglichkeit, geeignete und qualifizierte Arbeitskräfte aus dem jeweiligen Nachbarland zu bekommen. Und dies vor dem Hintergrund, dass der so Ausgebildete nicht nur das fachliche Können hat, sondern sich auch Kenntnisse in der Sprache und der Kultur des Nachbarlandes angeeignet hat. Alle Redner sprachen in diesem Zusammenhang von einem Mehrwert, den sowohl der grenzübergreifend Ausgebildete, als auch die jeweiligen Betriebe erzielen.
Die Eigenarten des jeweils Anderen
Während Marcel Benitez die grenzüberschreitende Ausbildung aus der Sicht eines Schülers darstellte, erklärte Carla Seifert (Carla Seifert Group) in einer sehr humorigen Art die Eigenarten der Niederländer und der Deutschen. Man muss sich gegenseitig verstehen. Dies bezieht sich nicht nur auf die Sprache, sondern auch auf die Eigenarten, die sich allein schon aus der unterschiedlichen Kultur und Geschichte ergeben.
Mittlerweile gibt es insgesamt 16 Firmen und Einrichtungen aus Deutschland und der Niederlande, die sich an dem Projekt beteiligen. Mit den Firmen Trox in Anholt und VKF Renzel in Heelden sind auch zwei ortsansässige Unternehmen dabei. Phillip Kuhn aus Anholt macht seine Ausbildung als Konstruktionsmechaniker bei der Firma Trox. Er hat sich dazu entschlossen, das Regioticket zu lösen, in dem er sich für die grenzüberschreitende Ausbildung entschieden hat. Seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt werden später, im Verhältnis zu den Fachkräften ohne dieses Zertifikat, ungleich größer sein. Wer eine Ausbildung, oder zumindest ein Praktikum im Ausland gemacht hat, hat bei späteren Bewerbungen immer einen Vorteil.