Feuer unter dem Feuerwehrdach

Harmonisch zu Beginn, Ungläubig, wütend und frustriert in der Mitte und heiß diskutierend zum Ende der Versammlung. So kann man den Stimmungsverlauf der Feuerwehrleute bei der gestrigen Jahreshauptversammlung der Isselburger Feuerwehr beschreiben. 

Gebrannt, zumindest in Form von offenem Feuer, hat es im Gerätehaus des Löschzuges Werth nicht. Allerdings war die Stimmung ziemlich aufgeheizt. Grund hierfür waren nicht die Rede von Stadtbrandmeister Jürgen Großkopf, oder die von Kreisbrandmeister Johannes Thesing. Beide konnten sich einen kleinen Seitenhieb zum Thema Feuerwehrgerätehaus in Isselburg aber nicht verkneifen.

Bei der Versammlungseröffnung durch Stadtbrandmeister Jürgen Großkopf war die Stimmung noch ungetrübt
Bei der Versammlungseröffnung durch Stadtbrandmeister Jürgen Großkopf war die Stimmung noch ungetrübt (Foto: Frithjof Nowakewitz)

Frank Häusler zum Bürgermeister: „Sie haben sich gegen die Feuerwehr entschieden“

Frank Häusler, Franktionschef der CDU, wurde da schon deutlicher. „Ich warte seit Monaten auf ein klares Statement von Bürgermeister Rudi Geukes zum Standort Reeser Straße“. Das würde allerdings bedeuten, dass der Bürgermeister sich im Falle einer klaren Aussage zum Standort Reeser Straße gegen sein eigenes Abstimmungsverhalten äußern würde. Geukes hatte in der Abstimmung am 26. November gegen die Reeser Straße und für den Stromberg als Standort votiert. Häusler warf dem Bürgermeister vor, sich damit auch gegen die Feuerwehr entschieden zu haben.

Empörung und Gelächter

Im Verlauf der Rede von Dr. Theo Beine, Fraktionschef der SPD, stieg die Temperatur allerdings deutlich an. Beine wies darauf hin, dass man bei der Entscheidungsfindung auch den demografischen Wandel in der Stadt berücksichtigen müsse. „Wir dürfen uns also nicht abhängig machen von kurzfristigen Hilfsfristen und Tagesverfügbarkeit von Einsatzkräften“. Stirnrunzeln, ungläubiges Staunen und Kopfschütteln war bei den rund 70 anwesenden Feuerwehrleuten die Folge. Das Beine dann noch darauf hinwies, dass man den Nachwuchsmangel ja mit Migranten und Asybewerber auffangen könne, sorgte für lautstarkes Gelächter bei den Anwesenden. Die Ausbildung dieser Menschen käme dann nicht nur der Stadt Isselburg zu Gute, so Beine, sondern auch anderen Gemeinden, vielleicht auch in dem Herkunftsland, sofern die ausgebildeten Asylanten in ihr Heimatland zurückkehren würden.

Stadtbrandmeister Großkopf machte aus seinem Herzen keine Mördergrube, als er nach der Rede des SPD-Fraktionschef das Wort an Uwe Übelacker übergeben wollte. „Es fällt mir schwer, mich zu beherrschen, aber ich versuch es mal“.

Uwe Übelacker als nächster Redner musste aufgrund der Rede von Theo Beine mehrmals tief Luft holen. „ich bin geschockt“ Er bezeichnete die Rede als Farce. Vor allem der Hinweis Beines auf die „kurzfristigen Hilfsfristen“ und der Tagesverfügbarkeit brachte Übelacker auf die sprichwörtliche Palme. „Das bricht alle Rekorde, die ich je an Unverständnis erlebt habe“

Kevin Schneider FDP fügte zum Thema Feuerwehrgerätehaus nur kurz an, dass es auch gute Gründe für den Standort Stromberg gäbe. Das Pro für den Bürgerentscheid begründete Schneider damit, dass finanzielle und versicherungstechnische Gründe nicht bezifferbar sind. Hierüber sollten dann die Bürger entscheiden.

Wohnungen der Mitglieder der Bürgerinitiative liegen nicht mehr innerhalb der Hilfsfristen

Frank Schaffeld erklärte, dass, sollte das Gerätehaus am Stromberg gebaut werden, die gesetzlich vorgegebene Hilfsfrist von acht Minuten in Heelden an der Autobahn und auch am Volksbank-Kreisel (Minerva/Werther/Reeser-Straße) enden würde. Schaffeld war sich nicht sicher, ob sich die Mitglieder der Bürgerinitiative, die ja überwiegend aus der Urgrabenstraße und der Umgebung des Moorweg kommen, über diese Tatsache im Klaren sind. „Gefragt hat mich jedenfalls keiner“, so Schaffeld. Kreisbrandmeister Johannes Thesing machte deutlich, dass er das Stimmungsbild der gestrigen Versammlung mitnehmen und seine Vorgesetzten darüber unterrichten werde.

Jürgen Großkopf wird am 9. Mai verabschiedet

Viel Lob und Dank für seine jahrelange Tätigkeit als Stadtbrandmeister erhielt Jürgen Großkopf. Und dies übergreifend von allen Rednern. Seine Verabschiedung ist für den 9. Mai vorgesehen. In seiner damit letzten Jahreshauptversammlung als Stadtbrandmeister konnte er noch drei Beförderungen aussprechen. Bernd Halsbenning und Gerd Derrez wurden jeweils zum Unterbrandmeister befördert. Der Werther Löschzugführer Christoph Blecking hat ab sofort den Rang des Brandinspektors.

V.l.: Bürgermeister Rudi Geukes, Löschzugführer Christoph Blecking, Stadtbrandmeister Jürgen Großkopf, Gerd Derrez, Kreisbrandmeister Johannes Thesing, Bernd Halsbenning (Foto: Frithjof Nowakewitz)
V.l.: Bürgermeister Rudi Geukes, Löschzugführer Christoph Blecking, Stadtbrandmeister Jürgen Großkopf, Gerd Derrez, Kreisbrandmeister Johannes Thesing, Bernd Halsbenning (Foto: Frithjof Nowakewitz)
Kommentar

Die rund 70 anwesenden Feuerwehrleute der Löschzüge aus Werth, Anholt und Isselburg wussten nicht, ob sie lachen oder weinen sollten. Sie konnten eigentlich kaum glauben, was sie in der gestrigen Versammlung der Gesamtfeuerwehr Isselburgs von zwei Politikern und auch dem Bürgermeister hören mussten. Da redete Theo Beine allen Ernstes darüber, dass man sich nicht abhängig von „kurzfristigen Hilfsfristen“ machen dürfe. Mit anderen Worten: Hilfsfristen sind zwar gesetzlich geregelt, aber wenn man eine Ausnahme braucht, schafft man sie einfach. Frei nach Motto: Was nicht passt, wird passend gemacht. Dazu muss man wissen, dass Dr. Theo Beine und einige andere Mitglieder der SPD Unterstützer der Bürgerinitiative sind, die den Ratsbeschluss pro Reeser Straße vom 26. November 2014 kippen will. Kann sich die SPD nicht mit der Abstimmungsniederlage abfinden? Versucht sie nun auf diese Weise doch noch ihren Favoriten, den Stromberg als neuen Standort zu realisieren? Der Verdacht liegt nahe. Aber die SPD ist ja nicht allein. Sie hat ja die Unterstützung der FDP. Kevin Schneider erklärte, dass es „auch“ gute Gründe für den Stromberg gäbe. Außerdem wären die finanziellen und versicherungstechnischen Gründe nicht bezifferbar. Da bräuchte man dann schon die Entscheidung aller Bürger. Warum? Die Ratsmitglieder sind doch von den Bürger eben als Entscheider für die Belange der Bürger gewählt worden. Dann sollen sie auch entscheiden. Und genau das haben sie am 26. November 2014 getan. Sie haben sich mehrheitlich für die Reeser Straße entschieden.

Ein Bürgerbegehren ist vollkommen legitim. Bürger dürfen sich gegen Beschlüsse des Rates in einer bestimmten Form wehren. Das sich allerdings genau die Parteien, die bei der Abstimmung eine Niederlage hinnehmen mussten, in der Bürgerinitiative engagieren, hinterlässt schon einen schalen Nachgeschmack.

Der Löchzuges Isselburg hat ein Gerätehaus, dass seit Jahren, ja schon fast seit Jahrzehnte nicht mehr tragbar ist. Nun soll ein neues gebaut werden. Und da gibt es dann verantwortliche Politiker, die sich augenscheinlich über gesetzliche geregelte Vorgaben hinwegsetzen wollen. Wenn es um die Rettung von Menschen in Not geht, dann darf es nicht mal eine Diskussion über eine Alternative zum tatsächlich Besten geben. Dann darf nur das Beste in Frage kommen. Da muss man sich schon die Frage stellen, ob diese Politiker dann noch verantwortlich handeln. Sie tragen nämlich nicht nur eine Verantwortung für sich, ihre Partei und auch nicht nur für das Stadtsäckel. Sie tragen auch die Verantwortung für jeden einzelnen Feuerwehrmann und auch Feuerwehrfrau. Und sie tragen auch die Verantwortung für die Menschen, die nicht im Gebiet der eigentlich einzuhaltenden Hilfsfrist liegen. Vor allem dann, wenn diese Politiker mit ihrer Entscheidung oder mit ihrem Handeln für die Nichteinhaltung der Hilfsfristen verantwortlich sind. Anzumerken sei an dieser Stelle noch, dass, sollte das Gebäude nun tatsächlich am Stromberg gebaut werden, auch das Haus von Dr. Theo Beine außerhalb der Acht-Minuten-Hilfsfrist liegt. Dies gilt im Übrigen auch für die Mehrzahl derer, die sich in der Bürgerintiative engagieren.

Frithjof Nowakewitz