Es gibt in Isselburg nur ganz wenige Menschen, die Barry Karim kennen. Dazu gehören neben Gerd Hagemann und der Schulsozialarbeiterin Daisy Bley nun auch Niklas Hetkamp, Elton Sadikovic, Yara Fernandes und Arzu Karabel. Die vier Schüler, bzw. Schülerinnen gehen in die achte Klasse der Verbundschule. Sie beschäftigen sich im und auch neben dem Unterricht mit den Menschen, die man allgemein als Asylanten bezeichnet.
Der Begriff Asylant allein klingt schon sehr negativ. Und so werden meist diese Menschen auch gesehen, die oftmals wegen Verfolgung ihre Heimat verlassen mussten und nun vielfach unter menschenunwürdigen Bedingungen hier leben. Über den Zustand des Asylbewerberheimes am Stromberg muss man nicht mehr reden, obwohl sicherlich die Mehrzahl der Isselburger Bürger überhaupt keine Vorstellung über die dortigen Lebensbedingungen haben.
Barry Karim wurde im August 1984 in der Elfenbeinküste geboren und ist dort aufgewachsen. Seine Heimat musste er wegen politischer Verfolgung verlassen. Zunächst flüchtete er nach Frankreich. 2004 kam Karim nach Deutschland. Seine erste Station war Karlsruhe. Es folgte eine Flüchtlingsunterkunft in Köln, bevor er in Werth in der Unterkunft am Pendeweg untergebracht wurde. Seit 2011 lebt er nun am Stromberg.
Jeder Flüchtling hat seine eigene Geschichte
Welch eine Odyssee. Und was für ein Leben. Ein Leben ohne Perspektive. Der offizielle Status von Barry Karim ist „Geduldet“ . Damit kann er jederzeit abgeschoben werden, wenn die Voraussetzungen dafür vorliegen. Aber der Mann von der Elfenbeinküste hat auch ein Gesicht. Dies wollen die vier Schüler deutlich machen. Unter der Leitung von Daisy Bley geht es für die Schüler darum, den Bürgern nahe zu bringen, dass es „den Flüchtling“ nicht gibt. Jeder hat eine Geschichte, hat ein Gesicht und ganz sicher auch Wünsche für sein Leben.
Vier Schüler geben dem Flüchtling ein Gesicht
Niklas Hetkamp, Elton Sadikovic, Yara Fernandes und Arzu Karabel interviewten Barry Karim. Hier erzählte er in einwandfreiem deutsch von seinem bisherigen Leben. Gerne würde er Bio-Technik studieren. Gerne würde er auch seine Verwandten besuchen, die in Stuttgart leben. Aufgrund seines Status darf er aber Nordrhein-Westfalen nicht verlassen. Gerne würde er selbst für seinen Lebensunterhalt sorgen. Aber er darf nicht arbeiten.
Ganz viel Wehmut und Traurigkeit schwingt in der Antwort Karim´s auf die Frage mit, was er in seiner Heimat, der Elfenbeinküste zurückgelassen hat. „Ich habe in meiner alten Heimat gar nichts zurück gelassen. Es gab nichts. Wir hatten nichts. Meine Familie wohnt zwar in Deutschland aber weit weg und ich habe keine Möglichkeit sie zu besuchen“.
Die Unterschiede zwischen seiner Heimat und dem Leben in Deutschland sind vielfältig. „Wenn ich alles darüber erzählen würde, säßen wir noch in drei Tage hier“, bekräftigt Barry Karim. Er wünscht sich manchmal mehr Unterstützung, denn in vielen Dingen werden nicht nur er, sondern alle Flüchtlinge mit ihren Problemen allein gelassen.
Wir sollten Flüchtlingen mehr Aufmerksamkeit schenken
Die zwei Jungs und zwei Mädchen der achten Klasse waren schockiert über die Lebensumstände des Mannes von der Elfenbeinküste. Sie wünschen sich, dass wir alle den Flüchtlingen mehr Aufmerksamkeit schenken.
„Keiner kennt diese Menschen und keiner bemüht sich diese Menschen kennenzulernen, darum leben sie wohl auch so weit außerhalb unseres Ortes. Wir alle sollten den Flüchtlingen mehr Aufmerksamkeit schenken, denn sie haben schwere Zeiten hinter und vor sich! Irgendwie tuen uns die Menschen leid, weil das Haus in, dem sie leben kaputt ist und direkt neben der Kläranlage steht. Wir würden dort nicht so gerne wohnen wollen. Wir sollten mehr Unterstützung geben. Nur weil diese Menschen aus einem anderen Land kommen heißt es nicht, dass sie gleich dümmer oder unfähiger sind als wir. Barry Karim hat auf uns einen sehr netten Eindruck gemacht. Wir wünschen ihm, dass er die Möglichkeit bekommt und hier in Deutschland studieren kann“.
Hier das komplette Interview:
Wie heißen sie?
Ich heiße Barry Karim .
Wann und wo sind sie geboren?
Ich bin am 17.August 1984 an der Elfenbeinküste geboren.
Wo haben Sie zuletzt gewohnt?
Ich hab erst an der Elfenbeinküste gewohnt und von dort bin ich nach Frankreich geflüchtet. Von dort nach Karlsruhe und von da aus nach Köln. Anschließend bin ich nach Werth gekommen und lebe nun seit 2011 in der Flüchtlingsunterkunft in Isselburg.
Was haben sie in ihrer Heimat zurückgelassen?
Ich habe in meiner alten Heimat gar nichts zurück gelassen. Es gab nichts. Wir hatten nichts. Meine Familie wohnt zwar in Deutschland aber weit weg und ich habe keine Möglichkeit sie zu besuchen.
Mit welcher Idee sind sie nach Deutschland gekommen?
Ich wollte hier ihn Deutschland studieren und ein normales Leben führen. Mit mehr Möglichkeiten als in meiner Heimat an der Elfenbeinküste.
Wie gefällt es Ihnen in Deutschland?
Ich finde das Deutschland ein gutes Land ist und groß ist. Alles ist hier besser, aber manchmal ist es auch sehr schwierig und sehr neu alles.
Was war der größte Unterschied zwischen ihrer alten Heimat und Deutschland?
Sehr vieles und davon ist der kleinste Unterschied die Temperatur. Ich könnte Stunden über die Unterschiede erzählen, aber dann würden wir hier in drei Tagen noch sitzen.
Wo hätten sie Unterstützung gebraucht?
Ich hätte in vielen/allen Punkten mehr Unterstützung gebraucht! Es ist schwierig sich einzugewöhnen in ein komplett neues Land.
(Dieses Interview wurde von den vier Schülern, Jahrgangstufe 8, der Strombergschule geführt und dokumentiert)
Wer sich den Wünschen der Schüler anschließen und auf ganz individuelle Weise helfen möchte, kann sich an Pastor Klaus Winkel (02874-704), oder an Pastor Michael Binnenhey (02874-724) wenden. Beide sind neben einigen anderen Privatleuten Mitglied der kürzlich gegründeten Gruppe, die sich mit den Lebensumständen der Flüchtlinge in Isselburg beschäftigen und helfen wollen. Hierzu gehört übrigens auch Gerd Hagemann, der sich schon mehr als zwanzig Jahre mit der Flüchtlingsproblematik beschäftigt. |