Nun ist es soweit. Mehr als sechs Jahre hat es gedauert, dass Klaus Dieter Spaan den Begriff „Stadtmarketing“ öffentlich wieder zum Thema macht. In einem Artikel des BBV vom 22. April 2004 hat Spaan bereits die Notwendigkeit eines Stadtmarketing verdeutlicht. Gesprochen wurde immer mal wieder drüber, geschehen ist bisher nichts.
In dem BBV-Bericht von vor sechs Jahren heißt es:
„Klaus Dieter Spaan möchte am 29. April (2004) den Anstoß für einen Isselburger „Masterplan“ geben: Auf einer Sitzung des Wirtschaftskreises will er erläutern, wie er sich ein Stadtmarketing-Konzept für ganz Isselburg vorstellt. Noch lässt sich Spaan nicht in die Karten schauen“
Sechs Jahre hat der Mann gebraucht, um eine Auftaktveranstaltung, die am 7. Juni 2010 im Saal Langenhorst stattfinden soll, zu planen. Hierzu ist selbstverständlich auch die Öffentlichkeit eingeladen. Wie Bürgermeister Adolf Radstaak heute noch mal erklärte, sind insgesamt 200 von ihm selbst unterschriebene Einladungen an Firmen, Betriebe, Vereine und Vereinigungen verschickt worden. Auch die Presse erhielt eine Einladung, schließlich soll die breite Öffentlichkeit darüber informiert werden, was Stadtmarketing eigentlich ist. Mit Presse meint Klaus Dieter Spaan, der aufgrund des Briefkopfes als Verfasser der Einladung gilt, allerdings ausschließlich die Druckmedien, also das BBV, die NRZ und die RP. Möglicherweise zählt Spaan auch den Bocholter Report, den Stadtkurier und den Stadtanzeiger Emmerich dazu. Isselburg-live hat keine Einladung des Stadtmarketingexperten erhalten. Wahrscheinlich ist die manchmal kritische Berichterstattung gegenüber der Stadt ein Grund dafür, so eine Einladung einfach „mal zu vergessen“.
Professor Dr. Gerd Wassenberg ist Gastredner bei der Auftaktveranstaltung
Damit das Ganze dann einen seriösen Anstrich bekommt, ist Professor Dr. Gerd Wassenberg von der FH Gelsenkirchen, ein anerkannter Experte in Sachen Stadtmarketing, eingeladen worden. Wahrscheinlich soll der Mann als Kapazität auf seinem Gebiet das absegnen, was Klaus Dieter Spaan in seinem Stadtmarketingkonzept erarbeitet hat. Hoffentlich erleidet der Bauamtsleiter und selbst ernannte Experte in Sachen Stadtmarketing damit keinen Schiffbruch. Denn es hat den Anschein, als ob Professor Wassenberg nicht alle Ideen von Spaan als praktikabel und sinnvoll erachtet. Er wird sich sicherlich auch nicht als Zugpferd vor den von Spaan gesteuerten Karren spannen lassen.
Auffällig ist auch der Zeitpunkt dieser Veranstaltung, findet sie doch ziemlich zeitnah zur Fusion von IVV und IWG statt. Die Fusion ist von den Mitgliedern beider Vereine heute abgesegnet worden. Somit gibt es nur noch einen Verein, auch wenn der momentan noch keinen Namen hat. Viel gravierender ist, dass sich öffentlich noch keine Personen gemeldet haben, die in dem neuen Verein Führungspositionen übernehmen wollen. Fähige Leute gibt es schon, doch die machen ihr Engagement davon abhängig, dass Stadtmarketingexperte Klaus Dieter Spaan sich ganz aus dieser Thematik und der Arbeit des neuen Vereins raushält.
Natürlich geht es auch um die Finanzen, um die es ja bekanntermaßen recht schlecht bestellt ist. Daher ist eine finanzielle Unterstützung des neuen Vereins durch die Stadt ausgeschlossen. Nur durch die Mitgliedsbeiträge kann der Verein allerdings weder bestehen noch effektiv arbeiten. Der bisherige Verkehrsverein bekam von der Stadt materielle und personelle Unterstützung, die mit rund 60.000 Euro pro Jahr im Haushalt veranschlagt ist. Die Stadtinformation am Anholter Markt ist halbtags durch die Stadtangestellte Tina Schumacher besetzt. Mehr oder minder in ihrer Freitzeit hat Schumacher auch die Tätigkeit als Geschäftsführerin im Verkehrsverein übernommen. Diese Regelung könnte sich Bürgermeister Radstaak weiterhin als Unterstützung des neuen Vereins vorstellen. Es gibt aber einige Mitglieder im Verein, die genau diese Regelung ablehnen, da sie die Befürchtung haben, aufgrund der Abhängigkeit wieder von der Verwaltung gegängelt zu werden.
Verwaltung verlangte 150 Euro für eine einfache Liste aller Gewerbetreibenden
Und noch eine kleine Geschichte zum Thema Stadtmarketing und Unterstützung derer, die ehrenamtlich etwas auf die Beine stellen wollen. Für den 12. September ist unter dem Motto „Anholt trifft sich“ ein Fest auf dem Gelände des Rewe-Marktes Onstein geplant. Eigentlich sollte das Fest anlässlich der Fertigstellung der Brücke an der Klever Straße stattfinden. Zu den Vorbereitungen benötigte Dorothea Pascher, Geschäftsführerin der bisherigen IWG, eine Liste mit allen Gewerbetreibenden in der Stadt. Sie ruft also im Rathaus an, fragt nach so einer Liste und erhält die Auskunft, dass der Ausdruck dieser Liste überhaupt kein Problem darstellt. Von dem Stadtangestellten erfährt sie in dem Gespräch, das als Gebühren freilich 150 Euro (Einhundertfünfzig Euro) erhoben werden müssen. Dies erschien Dorothea Pascher für eine einfache Liste dann doch um einiges zu viel. Sie schnappte sich das Isselburger Telefonbuch und schrieb sich in mehrstündigen Arbeit die benötigten Angaben per Hand raus.
Wenn das die tatsächliche Unterstützung der Stadt ist, muss man ernsthaft hinterfragen, ob die Verantwortlichen im Rathaus den Sinn von Stadtmarketing nur darin sehen, denjenigen das Geld aus der Tasche zu ziehen, die in ihrer Freizeit etwas für Isselburg auf die Beine stellen wollen.
Und dann ist da noch die Website der Stadt Isselburg, die doch eigentlich eine Visitenkarte der Stadt sein soll und die deshalb auch etwas mit Stadtmarketing zu tun hat. Aufgrund des derzeitigen Aussehens und den Inhalten der Seite sollte man seitens der Verwaltung den Stecker ziehen und die Seite abschalten. So würde man wenigsten keinen weiteren Schaden anrichten. Die Alternative dazu wäre zumindest die Aktualisierung der Seite. Schaut man sich dort die Rubrik Veranstaltungen an und klickt sich ins Jahr 2010, dann findet man derzeit fünf Eintrage, die alle bereits der Vergangenheit angehören. Von diesen fünf Einträgen weisen drei auf Veranstaltungen hin, die in Suderwick stattfanden. Es gibt aber tatsächlich eine Veranstaltung, die noch in der Zukunft liegt. Hierbei handelt es sich um ein Konzert der Gruppe „Grobschnitt“, die am 5. Juni allerdings nicht in Isselburg und auch nicht in Suderwick auftritt, sondern in Hückeswagen. Was ein Konzert in Hückewagen mit dem Veranstaltungskalender in Isselburg zu tun hat, bleibt wohl das Geheimnis desjenigen, der den Termin auf der Website der Stadt eingestellt hat.
In den vergangenen Jahren hat Isselburg den Anschluss in vielen Dingen gegenüber den Nachbarkommunen verloren. Dies gilt insbesondere für die Vermarktung immer noch vorhandener Kapazitäten. Die Stadt hat auf dem touristischen Sektor eine Menge zu bieten. Und dies beschränkt sich sicherlich nicht allein auf die Wasserburg, den Golfplatz und die Anholter Schweiz. Aber genau dies sind die Zugpferde, mit denen geworben werden könnte. Sind auswärtige Besucher erst in Isselburg, dann besuchen sie auch die Werther Mühle, das Backhaus in Heelden und den Wehrturm in Isselburg. Hinter der Stadt liegen sechs verlorene Jahre, in denen sich ein funktionierendes Stadtmarketing längst hätte etablieren können. Das dies nicht so ist, liegt nicht an den Bürgern, sondern an den (nicht)handelnden Personen in den Schaltstellen der Verwaltung. Und hierzu gehören in erster Linie nun mal der Bürgermeister Adolf Radstaak, sowie Klaus Dieter Spaan, der nun nach sechs Jahren einen neuen Anlauf unternimmt, ein Stadtmarketing einzurichten. Hoffentlich bleibt es diesmal nicht wieder bei einem Strohfeuer.