Der untere Flur des Rathauses an der Minervastraße platzte aus allen Nähten. Nicht jeden Tag drängeln sich dort so viel Menschen, wie am heutigen Mittwoch Nachmittag. Anlass hierfür war die Überreichung der Erntekrone an Bürgermeister Rudi Geukes durch die Landfrauen.
Nun ist die Erntekrone, wie noch manche Leute glauben, kein Gebilde, was auf dem Kopf getragen wird. Dazu ist die Krone viel zu groß. Der Westfälisch-Lippische-Landfrauenverband (WLLV) überreicht die Erntekrone jedes Jahr an eine andere Kommune, bzw. an den Bürgermeister. In diesem Jahr erhielt erstmals Isselburg, die Krone aus Getreide. Sie besteht aus einem Kranz mit vier nach oben aufwärts zur Mitte gebundene Getreideähren, die für Glaube, Hoffnung, Dank und Sorge stehen.
„Die Überreichung der Erntekrone ist eine schöne Tradition, so symbolisiert das Binden der Erntekrone doch den Dank für die erfolgreich eingebrachte Ernte“, erklärte Rudi Geukes und ergänzte, dass dadurch auch die Bedeutung der Landwirtschaft und deren Produkte bewusst gemacht werden.
Die Vorsitzende des WLLV, Maria Döbbelt-Lepping (Titelbild) machte in ihrer Rede deutlich, dass eine gute Ernte keine Selbstverständlichkeit ist. Sie ist stark wetterabhängig, was gerade in den letzten Jahren durch verschiedene Unwetter deutlich wurde.
Hannelore Clarendahl, Vorsitzende der Isselburger Landfrauen, machte sich so ihre eigenen Gedanken über den Begriff „Erntedankfest“. „Wir leben im Überfluss und überlegen, welche der vierzig Brotsorten beim Bäcker, oder welche der dreißig verschiedenen Wurstsorten wir beim Metzger denn heute einkaufen“. Erdbeeren im Winter und ganzjährig Mango´s, beides aus Übersee oder den wärmeren europäischen Ländern, lassen Erntedank im ursprünglichen Sinn immer mehr ins Vergessen geraten.
Die beiden Pastöre Michael Binnenhey und Klaus Winkel segneten die Erntekrone. Dabei mahnte Binnenhey faire Preise für die hiesigen Landwirte, aber auch für die Bauern in der dritten Welt an. „Wenn wir weltweit gerechte Preise zahlen, gibt es auch bessere Bedingungen für die landwirtschaftlichen Tiere, erklärte der evangelische Pfarrer.
Anschließend sangen alle gemeinsam zwei Lieder. Hannelore Clarendahl trug noch ein plattdeutsches Gedicht vor, bevor Kaffee und Kuchen serviert wurden.
Neben vielen Landfrauen waren auch Vertreter der im Rat vertretenen Parteien, sowie Abordnungen des Anholter Heimatvereins und des Isselburger Heimatkreis anwesend. Die Erntekrone ist im Erdgeschoss des Rathauses noch einige Tage zu sehen.
Fotos: Frithjof Nowakewitz