Die Anholter Kirmes hat eine lange Tradition. Hervorgegangen ist die Kirmes aus der Pfingstprozession. Aus alten Urkunden, Altakten und Aufzeichnungen geht hervor, dass es die Prozession bereits im 14. Jahrhundert gab. Für die vielen Besucher wurde von der Herrschaft Anholt und von der Kirche schon bald eine Art Beköstigung und Unterhaltung an den Veranstaltungstagen angeboten. Daraus entwickelte sich dann die Anholter Kirmes. Vielfältige Nachweise und Abrechnungsbelege im fürstlichen uns städtischen Archiv sind Nachweis und Beleg für die nun jahrhundertealte Pfingstkirmes.
Anholter Kirmes war ein Besuchermagnet
Noch bis kurz vor Kriegsausbruch umfasste die Pfingstkirmes an Größe und Bedeutung nicht nur die Schneidkuhle, sondern auch die folgende heutige Adolf-Donders-Allee bis hin zum Marktplatz. Aus Erzählungen eines alten Anholters geht hervor, dass Buden und Karussells bis zur Roßmühlenstraße aufgebaut waren. „Der Besucherstrom an den Kirmestagen war überwältigend, die Besucher kamen aus der Umgebung per Rad, aber auch per Bahn, denn bis Kriegsende fuhr noch eine Tram von Isselburg nach Gendringen mit einem Stopp in Anholt“, erklärte der Ur-Anholter im Gespräch.
Kleiner, aber nicht weniger beliebt
Nach der fast vollständigen Zerstörung Anholt´s im März 1945 wurde erstmals 1947 wieder die Pfingstkirmes gefeiert. Natürlich den Verhältnissen entsprechend in deutlich kleinerem Rahmen. Der Besucherandrang allerdings hatte nicht nachgelassen. Viele Anholter können sich noch gut daran erinnern, dass an den Kirmestagen auf der Isselburger Straße bis zum Abzweig nach Isselburg (heutiger Kreisverkehr) bis Mitte der Achtziger Jahre die Autos Stoßstange an Stoßstange parkten.
In die Bedeutungslosigkeit versunken
Heute ist der Umfang der Kirmes auf ein kleines Häuflein Buden und Karussells geschrumpft. Einige wenige Imbiss- und Süßigkeitsstände, zwei oder drei Fahrgeschäfte für die Kinder und der obligatorische Autoscooter. Das war es dann aber auch fast. Damit kann man freilich keine Besucherströme nach Anholt lotsen. In den letzten beiden Jahren sollte der Kirmesbetrieb durch einen Trödelmarkt aufgepeppt werden. Dies misslang allerdings deutlich, da sich die im Vorfeld angekündigten Trödelstandbetreiber gar nicht blicken ließen. Hierzu muss festgehalten werden, dass die Kirmes eine städtische Veranstaltung ist und in der Verwaltung eher als ungeliebtes Kind gilt.
Mehr ist zu aufwendig
Aktuell sieht Ordnungsamtsleiter Frank Schaffeld kaum eine Chance, die Kirmes attraktiver zu machen. Das Hauptargument ist mangelnde Stromkapazität, um größere und auch beliebtere Fahrgeschäfte auf die Schneidkuhle zu bekommen. „Da müsste der Stromanbieter ca. 300 Meter Kabel verlegen, um die notwendige Stromstärke an die Schneidkuhle zu bringen und das ist zu teuer und auch zu risikoreich“, erklärte Schaffeld auf Nachfrage und ergänzte, dass 300 Meter Starkstromleitung einen hohen Wert darstellt und damit für gewisse Leute auch von sehr großer Interesse ist.
Tambourcorps hält Kirmes am Leben
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Anholter Kirmes mit ihrer jahrhundertealten Tradition, nicht mehr existieren würde, wäre sehr groß, gäbe es nicht das Anholter Tambourcorps. Das sorgte mit dem gleichzeitig stattfindenden Stiftungsfestes in den letzten Jahren dafür, dass die Pfingsttage im Festzelt an der Schneidkuhle durch besondere Abendveranstaltungen noch einigermaßen attraktiv waren. Das wird auch in diesem Jahr so sein.
Zeltparty´s mit VGER und Jukebox sixx
Die diesjährige Kirmes startet offiziell am Pfingstsamstag mit dem Fassanstich durch Bürgermeister Michael Carbanje. Das ist auch gleichzeitig der Beginn des Stiftungsfestes des Grenzlandtambourcorps. Nach dem Fassanstich präsentieren sich musikalisch die Gastvereine. Der Abend steht dann ganz im Zeichen von VGER und dem Motto „Alcatraz“.
Sonntag ist Familientag, an dem sicher auch die Kinder auf ihre Kosten kommen. Am Abend wird es dann im Festzelt wieder laut. Dafür sorgen Thomas, Caro, Daniel, André, Dennis, Johannes und Stefanie von „Jukebox sixx“ mit tanzfähigen Titeln aus 50 Jahre Musikgeschichte.
Am Pfingstmontag klingt die Kirmes mit der Musik des Anholter Tambourcorps und dem „Bromance-Disco-Team“ aus.
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